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Reaktionen auf den Tod von Charly Lamm

"Ein großer Schmerz": Die Motorsport-Welt reagiert mit Bestürzung und Trauer auf den plötzlichen Tod des langjährigen Schnitzer-Teamchefs Charly Lamm

Charly Lamm ist tot. Diese Nachricht sorgte am 25. Januar 2019 für große Bestürzung, tiefe Trauer und Anteilnahme im weltweiten Motorsport. Auch, weil der langjährige Schnitzer-Teamchef im Alter von nur 63 Jahren völlig unerwartet an einer kurzen, aber schweren Krankheit verstorben war. "Ihn so plötzlich zu verlieren, ist ein Schock und eine Tragödie - gerade deshalb, weil Charly dabei war, ein ganz neues Kapitel in seinem Leben aufzuschlagen", sagt etwa BMW-Sportchef Jens Marquardt.

Erst im November 2018 hatte Charly Lamm beim GT-Weltcup in Macau seinen letzten Renneinsatz als Teamchef absolviert und seine Karriere mit einem weiteren Sieg beschlossen. Im Dezember wurde er gebührend von BMW verabschiedet, nur wenige Tage später erhielt er den selten vergebenen Lebenswerk-Preis des ADAC. Jetzt, nur wenige Wochen danach, lebt Charly Lamm nicht mehr.

"Es ist schier unfassbar, dass Charly nicht mehr unter uns ist", sagt Marquardt weiter. "Unser tief empfundenes Beileid gilt der Familie Lamm und der Familie Schnitzer." Charly Lamm habe den Rennsport bei BMW "über Jahrzehnte entscheidend geprägt". Mit ihm als Teammanager war das Team aus Freilassing mit Tourenwagen, Sportwagen, Formelautos und Prototypen erfolgreich unterwegs, und das weltweit. Und: "Charly Lamm hat Fans auf der ganzen Welt mit seiner einzigartigen Leidenschaft für den Rennsport fasziniert", so Marquardt.

Trauerflor an den BMW-Fahrzeugen

"Wir trauern um eine international geschätzte und geliebte Persönlichkeit, die für immer eng mit BMW verbunden sein wird. Danke für alles, Charly. Wir werden Dich unendlich vermissen."

Zu Ehren von Charly Lamm tritt BMW am Samstag beim Formel-E-Rennen in Chile mit Trauerflor an und schickt seine beiden Fahrzeuge mit schwarzen Frontpartien an den Start.

 

Langjährige Wegbegleiter des Verstorbenen reagieren fassungslos auf die Todesnachricht. "Ich finde keine Worte, bin einfach nur sehr traurig", schreibt etwa Augusto Farfus, der in Macau das letzte Rennen für Teamchef Charly Lamm gewonnen hat. "Ich habe ein Familienmitglied verloren, einen Mentor, einen Freund. Mein Herz ist gebrochen, denn für mich und [meine Frau] Liri war er mehr als nur ein Freund. Er war etwas Besonderes. Er war immer da für mich."

Charly Lamm: Akribie und Leidenschaft

Und Farfus beschreibt auch das, wofür Charly Lamm bekannt war: für seine ganz besondere Nähe zu den Fahrern, für seinen Instinkt, eben diese zu Höchstleistungen anzutreiben. "Er konnte in meinen Augen lesen und ich in seinen", meint Farfus. "Gleich das erste Rennen, das ich für ihn fuhr, gewann ich. Und ich gewann erneut für Charly in seinem letzten Rennen. Was soll ich sagen? Ich bin einfach nur traurig."

DTM-Champion Bruno Spengler, den Charly Lamm beim BMW-Comeback 2012 zum Titel führte, äußert sich in den sozialen Netzwerken ähnlich. Er schreibt: "Danke, Charly, für die Emotionen, die wir zusammen hatten. Danke für die Meisterschaft und alles, was ich von Dir gelernt habe. Ich werde Dich sehr vermissen."

Dirk Müller fühlt sich vor allem "geehrt, unter Charly gefahren zu sein und seine Leidenschaft gespürt zu haben", so der deutsche Rennfahrer. Müller bestritt Tourenwagen- und GT-Rennen für das Schnitzer-Team von Charly Lamm, wäre mit ihm am Kommandostand beinahe Weltmeister geworden. Von der Akribie Charly Lamms ist er bis heute beeindruckt: "Er hat oft sehr spät abends noch angerufen, als ich schon am Entspannen war. Es konnte 22:30 Uhr sein, aber er saß immer noch in seinem Büro und arbeitete - und er wollte über das nächste Rennen oder den nächsten Test sprechen. Charly hat den Motorsport einfach gelebt."

Eine "Legende", nicht nur als Teamchef

Letzteres betont auch der frühere DTM-Fahrer Altfrid Heger in einem persönlichen Nachruf an Charly Lamm: "Du hast alles für uns [Fahrer] und für den Motorsport gegeben und selbst so einiges versäumt. Du hast in Deinem und im Teamerfolg Lebensinhalt und Bestätigung gefunden. Du hast uns mit Deinem Team und Deinem Willen schnell gemacht. Du hast uns mehr zugehört als selbst von Dir erzählt. Du warst eine besonders wertvolle Persönlichkeit und einer der erfolgreichsten Motorsportler und wir werden Dich nicht vergessen."

Eine "Legende, die uns viel zu früh verlassen hat", war Charly Lamm in den Augen des zweimaligen DTM-Champions Marco Wittmann. "Danke Charly, dass Du so ein toller Mensch und Teamchef warst und ohne Frage Motorsport-Geschichte geschrieben hast. Ob mein Opa, mein Vater oder ich - drei Generationen haben zu Dir hochgeschaut und Dich bewundert. [Du hast] unsere Motorsport-Zeit geprägt wie kein anderer."

Charly Lamm
Charly Lamm war seit 1971 bei Schnitzer angestellt. In diesem Zeitraum prägte er das Team bis zu seinem überraschenden Rückzug Ende 2018 wie kein Zweiter. Am 24. Januar 2019 verstarb er völlig überraschend im Alter von 63 Jahren. Ein Blick zurück auf seine größten Erfolge.
1975 Formel 2: Jacques Laffite
Den ersten großen internationalen Titelgewinn, den Lamm miterleben durfte, erringt Schnitzer nicht als Team, sondern als Motorenlieferant: Jacques Laffite holt 1975 auf einem Martini Mk.16 mit BMW-Schnitzer-Motor den Titel in der Formel 2.
1978 DRM: Harald Ertl
1978 gewinnt Harald Ertl die Deutsche Rennsport Meisterschaft (DRM) und ist damit erster Titelträger mit einem Turbo-Fahrzeug, doch zum Feiern steht es Schnitzer nicht: Teamgründer Josef Schnitzer verstirbt im selben Jahr bei einem unverschuldeten Verkehrsunfall auf dem Weg nach Zolder.
1983 ETCC: Dieter Quester
In den 1980er-Jahren steigt Schnitzer zum dominanten Tourenwagen-Team auf. Den Anfang macht Dieter Quester, der 1983 auf einem BMW 635 CSi den Europameisterschaftstitel holt.
1985 24h Spa: Gerhard Berger, Roberto Ravaglia, Marc Surer
1985 triumphiert Schnitzer das erste mal bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps mit Roberto Ravaglia, Marc Surer und Gerhard Berger.
1986 ETCC: Roberto Ravaglia, Gerhard Berger
Ein Jahr später beginnt Roberto Ravaglia mit einer der bemerkenswertesten Titelserien aller Zeiten im Tourenwagensport: 1986 gewinnt er im letzten Jahr des BMW 635 CSi die Tourenwagen-Europameisterschaft...
1987 WTCC: Roberto Ravaglia, Ivan Capelli
...1987 mit dem brandneuen BMW M3 E30 die Tourenwagen-Weltmeisterschaft. Er behielt diesen Titel für 18 Jahre, da eine WTCC erst wieder ab dem Jahr 2005 ausgetragen wurde.
1988 ETCC: Roberto Ravaglia
1988 folgt ein weiterer Europameisterschaftstitel. Mangels Bildern aus 1988 hier eine erneute Aufnahme des WM-Autos von 1987.
1989 DTM: Roberto Ravaglia
1989 gelingt der ganz große Coup: Roberto Ravaglia gewinnt mit Schnitzer die DTM, die härteste Tourenwagenserie der Welt. Gleichzeitig gewinnt Schnitzer erstmalig bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring mit Ravaglia, Emanuele Pirro und Fabien Giroix. Ravaglia lässt 1990 den Titel im italienischen Championat folgen.
1991 24h Nürburgring: Kris Nissen, Joachim Winkelhock, Armin Hahne
Erst 1991 hat sich Roberto Ravaglia nach fünf Titeln in Folge ausgesiegt. Doch Charly Lamm und Schnitzer machten weiter: Bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring setzt es den zweiten Sieg mit den Fahrern Kris Nissen, Joachim Winkelhock und Armin Hahne.
1993 BTCC: Joachim Winkelhock
Auf der britischen Insel beginnt sich Anfang der 90er-Jahre ein weiteres Reglement durchzusetzen: Das 2-Liter-Super-Touring-Reglement sollte die 1990er-Jahre bestimmen. 1993 zerlegt Jockel Winkelhock in Großbritannien die hart umkämpfte BTCC und holt sich den Titel. Zwei Jahre später wiederholt er das Kunststück im deutschen STW-Cup.
1998 STW: Johnny Cecotto
1998 darf Charly Lamm wieder jubeln: Johnny Cecotto besiegt in der deutschen STW-Meisterschaft Laurent Aiello. Der Venezolaner sollte der einzige Fahrer bleiben, der die deutsche Super-Touring-Meisterschaft zweimal gewinnen konnte.
1999 24h Le Mans: Joachim Winkelhock, Pierluigi Martin, Yannick Dalmas
2001 ALMS: Jörg Müller
Im neuen Jahrtausend bricht Lamm mit Schnitzer zu neuen Ufern auf und wechselt in den GT-Sport. 2001 lehrt Jörg Müller im BMW M3 GTR des US-Amerikanern in der ALMS das Fürchten und gewinnt die GT-Klasse.
2004 24h Nürburgring: Pedro Lamy, Dirk Müller, Jörg Müller, Hans-Joachim Stuck
Mit demselben Fahrzeug tritt BMW von 2003 bis 2005 bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring an. 2004 und 2005 besiegt Schnitzer mehrere Werks- und zahlreiche, zu jener Zeit noch siegfähige Privatteams. Der BMW M3 GTR ist zu diesem Zeitpunkt bereits eine lebende Legende.
WTCC: Jorg Müller
Der einzige Titel, der einfach nicht gelingen wollte: Zwischen 2002 und 2009 tritt Schnitzer in der zweiten Auflage von Tourenwagen-Europameisterschaft und -Weltmeisterschaft an. Jörg und Dirk Müller holen zahlreiche Einzelsiege, aber es reicht nie für den Titel. In der Regel scheitern sie an Andy Priaulx aus dem RBM-Team. Das tut weh.
2010 24h Nürburgring: Jörg Müller, Augusto Farfus, Uwe Alzen, Pedro Lamy
Zurück auf die Nordschleife: Mit dem BMW M3 GT2 holt Schnitzer Motorsport 2010 den bisher letzte Sieg von BMW bei den 24 Stunden auf dem Nürburgring und setzt sich dabei gegen die aufstrebende GT3-Klasse durch.
2012 DTM: Bruno Spengler
Nach 20 Jahren Abstinenz kehren BMW und Schnitzer 2012 in die DTM zurück. Mit Bruno Spengler schafft man den Coup: Titel gleich im ersten Anlauf. Erinnerungen an Ravaglia 1989 werden wach. Die darauf folgenden Jahre in der DTM sollten allerdings schwieriger werden.
2018 FIA GT-Weltcup: Augusto Farfus
Charly Lamms letzter Coup: Beim FIA GT-Weltcup in Macau 2018 setzt sich Augusto Farfus auf einem BMW M6 GT3 durch. Es stand bereits im Vorfeld fest, dass es Lamms letztes Rennen als Schnitzer-Teammanager sein würde. Etwas mehr als zwei Monate später verstirbt er im Alter von 63 Jahren.
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Eben deshalb, weil sich Charly Lamm in über vier Jahrzehnten um den Motorsport verdient gemacht hatte, wurde ihm im Dezember 2018 der Ehren-Christophorus des ADAC überreicht, der Preis für das Lebenswerk. Nun bekundet ADAC-Sportpräsident Hermann Tomczyk sein Beileid: "Der überraschende Tod von Charly Lamm bestürzt uns sehr und macht mich tief traurig. Er war brillant am Kommandostand und hat Schnitzer gemeinsam mit seinen Brüdern in den vergangenen 40 Jahren zu einem der weltweit erfolgreichsten Teams gemacht."

"Für mich war er ein Vorbild"

"Im Fahrerlager", sagt Tomczyk weiter, "gehörte Charly Lamm zu den am meisten respektierten Personen, mit ihm verliert der deutsche Motorsport eine herausragende Persönlichkeit." Von einem "tollen Charakter" spricht auch DTM-Boss Gerhard Berger, der früher selbst für Charly Lamm und Schnitzer gefahren ist. Die Nachricht über den Tod seines ehemaligen Teamchefs habe ihn "erschüttert", so der Österreicher. "Charly war nicht nur einer der besten Teammanager, mit denen ich in meiner Laufbahn als Rennfahrer und BMW [-Sportchef] zusammengearbeitet habe. Charly war auch mein Freund. Ich möchte seiner Frau und seinen Söhnen mein herzliches Beileid aussprechen."

Jean Todt als Präsident des Automobil-Weltverbands (FIA) zollt Charly Lamm seinen Respekt, indem er schreibt: "Es erfüllt mich mit Traurigkeit, von seinem Tod zu erfahren. Charly Lamm war ein überaus respektierter und talentierter Teammanager, der im Motorsport unheimlich viel erreicht hat. Die FIA und ich möchten seinen Angehörigen unser Beileid aussprechen."

 

Auch die Konkurrenz drückt ihr Mitgefühl aus: Audi wird das Formel-E-Rennen in Chile ebenfalls mit Trauerflor an seinen Fahrzeugen bestreiten. Sportchef Dieter Gass äußert sich "sehr betroffen" über den Tod Charly Lamms und sagt: "Die Motorsportfamilie verliert eine charismatische Persönlichkeit und einen großartigen Menschen. Wie kaum ein Zweiter hat Charly Lamm für den Motorsport gelebt. Er war ein echter Sportsmann, ein überaus fairer Wettbewerber und hat auch immer an das große Ganze gedacht. Gespräche mit ihm waren für mich immer sehr inspirierend. Für mich war er ein Vorbild. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie und der gesamten Schnitzer-Mannschaft, für die Charly Lamm gelebt hat."

Die Konkurrenz zollt Respekt

"Schwer betroffen" zeigt sich auch Porsche-Sportchef Fritz Enzinger. "Charly Lamm hat durch seine Leidenschaft so viele für unseren Sport begeistert. Er war eine großartige Persönlichkeit, ein durch und durch fairer Sportsmann und ein Racer aus tiefster Überzeugung. Unsere Gedanken gelten seiner Familie und seinen Freunden."

 

Doch auch außerhalb von Deutschland ist die Anteilnahme groß. Die britische Marke Bentley fasst es treffend zusammen: "Wir alle mögen erbitterte Rivalen sein, aber haben den allergrößten Respekt voreinander. In Gedanken sind wir bei Euch."

"Tiefe Trauer" empfindet Pierre Fillon als Präsident des Automobile Club de l'Ouest (ACO), der unter anderem für die Austragung der 24 Stunden von Le Mans verantwortlich zeichnet. Den Gesamtsieg 1999 mit Schnitzer-BMW hatte Charly Lamm zuletzt noch als "das Rennen unseres Lebens" beschrieben. Charly Lamms Tod sei ein "Schmerz für die gesamte Langstrecken-Familie", sagt Fillon. "Mit unendlicher Traurigkeit spreche ich der Familie und den Angehörigen unser tiefstes Beileid aus."

12h Bathurst im Zeichen von Charly Lamm

Bei aller Bestürzung findet der langjährige Sportwagen-Fahrer Klaus Graf auch etwas Tröstendes: "Ich werde unsere Unterhaltungen über das Leben und den Rennsport vermissen, aber die Erinnerungen bleiben für immer. Meine Gedanken und Gebete gelten seiner Familie und dem gesamten Schnitzer-Team."

"Sprachlos" dagegen zeigt sich Ex-BMW-Fahrer Tom Coronel. "Es gibt keine Worte, um das auszudrücken. Aber Legenden sterben nie. Danke, Charly, Du bist eine echte BMW-Tourenwagen-Legende. Ich habe jede Sekunde genossen, die ich mit Dir verbracht habe. Und ich bin Dir dankbar für alles, was Du in der Motorsport-Welt bewegt hast. Du fehlst mir."

Trotz des Todesfalls drehen sich die Räder weiter. Das Schnitzer-Team von Charly Lamm startet kommende Woche wie geplant beim 12-Stunden-Rennen in Bathurst in Australien mit Augusto Farfus, Martin Tomczyk und Chaz Mostert auf einem M6 GT3. Der Veranstalter dort spricht aus, was viele denken: "Dieses Rennen fahren wir für Charly Lamm."

Mit Bildmaterial von Alexander Trienitz.

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