Giuliano Piccinato übernimmt die letzte Favoritenrolle
Nach dem vollwertigen Klassensieg am Gurnigel ist der Honda-Pilot wieder der Titelfavorit, da die Renault-Piloten beim Finallauf nicht mehr starten. In Gedenken an seinen verstorbenen Bruder standen Daniel Wittwers E1-Kollegen Spalier.
Foto: : Ramon Hänggi
Die ergreifendste Szene am Gurnigel war nicht die Freude eines überraschenden Klassensiegers, sondern die Anteilnahme der Kollegen von Daniel Wittwer. Der Bruder des in Oberhallau tödlich verunglückten Berners fuhr am Sonntagmorgen mit seinem VW Golf ausserhalb des Wettbewerbs in langsamer Fahrt ins Gurnigelbad. Rennkollegen und Zuschauer standen Spalier und drückten auch auf diese Weise ihr Beileid aus.
Nach einer Gedenkminute rückte das sportliche Geschehen wieder in den Mittelpunkt. Und im Berg-Pokal dreht sich dieses nach dem vorletzten Rennen um die Frage nach dem Nachfolger von Martin Bürki.
Der zweifache Gesamtsieger und bald fünffache Slalom-Meister hat den Titel in diesem Jahr nicht verteidigt. Am Gurnigel erteilte Bürki allen Kollegen in der Gruppe IS bis 1600 mit seinem VW Polo eine Lektion, wobei ihm Markenkollege Stephan Burri im ersten Lauf auf teilweise feuchter Strecke sehr nahe kam. Im trockenen zweiten Lauf waren nur die drei Porsche-Fahrer Neff, Sawatzki und Jenni schneller als Bürki!
Im schwierigen ersten Lauf vergab Christoph Mattmüller, der Sieger der letzten beiden Rennen, den zweiten Platz. Da der Scirocco-Pilot in Les Paccots noch den IS-Klassenrekord hält, startet Bürki auch dort, weil er diese letzte Bestmarke noch an sich zu reissen, falls es das Wetter erlaubt.
Im Berg-Pokal liegt Stephan Burri zusammen mit Giuliano Piccinato und Renault-Cupsieger Denis Wolf noch auf dem zweiten Zwischenrang. Burri kann jedoch aus eigener Kraft nicht mehr Meister werden, da er selbst bei einem unerwarteten Sieg über Bürki auf das Pech von drei anderen Fahrern angewiesen wäre.
Kronfavorit ist– wie von Motorsport.com Schweiz schon zu Saisonbeginn prophezeit – daher wieder Giuliano Piccinato. Nach nur halben Punkten für die Klassensiege in St-Ursanne und Oberhallau rutschte der 54-jährige Bättwiler vom ersten auf den fünften Rang ab und ist nun wieder auf den zweiten Platz vorgerückt.
Beim Finale in Châtel-St-Denis ist der Clubmeister der Ecurie Basilisk in der Gruppe N bis zwei Liter gemeldet. Ein Fehler der Organisation, denn er wird und muss mit seinem Honda Integra wie gewohnt in der SuperSerie starten. Zur Sicherheit hat der Garagier sogar ein neues Getriebe eingebaut. 24 Jahre nach dem Gewinn der Schweizer Serienwagen-Meisterschaft 1993 (auf Suzuki Swift GTi) kann Piccinato also wieder einen nationalen Titel erobern.
Nach seinem dritten aufeinanderfolgenden Sieg im Renault Classic Cup hat zwar Philipp Krebs erstmals die Tabellenspitze im Berg-Pokal für Tourenwagen bis zwei Liter Hubraum übernommen. Diese wird der Berner aber abgeben müssen, da das finale Bergrennen nicht zu diesem offiziellen privaten Cup zählt und daher keine Clio-Fahrer gemeldet sind. Krebs bleibt nur dann vorne, wenn alle hinter ihm Klassierten rabenschwarzes Pech haben. Dieser Fall ist unwahrscheinlich und keinem zu wünschen.
Jürg Ochsner erlebte am Gurnigel solch ein Wochenende. Im Training ging das eine, im ersten Rennlauf das zweite 4-Gang-Getriebe in seinem Opel Kadett C GT/E 16V kaputt. Grund war der Bruch eines 15-Franken-Teils. Der Nuller kann und wird den Oberhallauer wohl den Titel kosten. Zumal die Fahrer aus der Romandie (Patrick Vallat und Thomas Andrey) bei den erwarteten Mischverhältnissen in Paccots allzu starke Gegner sein werden.
Ein Podestplatz im Berg-Pokal liegt für Ochsner aber bereit, ebenso für Alain Pfefferlé im Porsche 935 Turbo. In Hemberg und Reitnau noch nicht am Start, gewann der Walliser daraufhin viermal in der ebenfalls punktberechtigten Gruppe H, davon dreimal mit vollen Punkten. Diese liegen auch in Paccots bereit, dann käme der frühere Bergmeister bei einem Sieg auf 90 Punkte, was auch für Ochsner und Piccinato das Maximum wäre. Das bessere Streichresultat würde zuerst für Piccinato, dann für Ochsner sprechen. Und falls beide patzen, käme der Champion mit Alain Pfefferlé aus der Gruppe H – das wäre eine Überraschung.
Erwähnenswert sind noch die Leistungen einiger Fahrer am Gurnigel, die im Berg-Pokal keine Rolle spielen. In der E1-1600 schlug Olivier Jeanneret im VW Golf 16V die gesamte Berner Fraktion, die Michael „Mitch“ Kuster im Alfa Romeo Sprint anführte.
In der grossen IS-2000-Klasse feierte Manuel Santonastaso den ersten Sieg mit dem neuen BMW 320 E46 WTCC, nachdem er in St-Ursanne im alten E21 gewonnen hatte. Dank der zweitschnellsten Zeit im zweiten Rennlauf kam René Tschirky im Opel Kadett an Patrick Hedinger (Peugeot 205) vorbei auf den zweiten Rang.
In der E1-2000-Klasse fuhren wohl bei jedem Fahrer die Gedanken an Martin und seinen nur als Zuschauer anwesenden Bruder Daniel Wittwer mit, der im Berg-Pokal noch gute Chancen auf einen Podestplatz hatte. Reto Steiner erzielte im Ford Escort RS2000 mit Mondeo-V6-Motor seinen ersten nationalen Klassensieg seit den Zeiten mit dem Vierzylinder. Die Berner Ruedi Fuhrer (Honda CRX F20), Daniel Kammer (Honda Civic) und René Faiglé (VW Scirocco) hatten auf ihrer Heimstrecke auch in dieser Klasse knapp das Nachsehen.
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