Sign up for free

  • Get quick access to your favorite articles

  • Manage alerts on breaking news and favorite drivers

  • Make your voice heard with article commenting.

Motorsport prime

Discover premium content
Anmelden

Edition

Switzerland

Mercedes mit DTM versöhnt: Fair und spannend zum Abschieds-Triple

Mercedes verlässt die DTM nach 30 Jahren noch einmal mit Fahrer-, Team- und Herstellertitel und zieht einen versöhnlichen Strich unter die Saison

Gary Paffett, Mercedes-AMG Team HWA celebrate with the team

Gary Paffett, Mercedes-AMG Team HWA celebrate with the team

Alexander Trienitz

In 30 Jahren war vielleicht nicht alles gut. Aber Mercedes hat sein Engagement in der DTM  (vorläufig) so beenden, wie sie es sich erträumt haben: Mit allen drei Titeln der Saison 2018. Fahrer-, Team- und Herstellertitel gehen nach einer Saison, die vor allem in der zweiten Hälfte noch einmal spannend wurde, nach Stuttgart. Da kann schließlich auch die eine oder andre Kontroverse weggelächelt werden. Die Mannschaft spült den Abschiedsschmerz in Hockenheim daher in Feierlaune runter. Dazu hatte man auch eine Reihe von Legenden aus der zurückliegenden DTM-Geschichte geladen - was nicht unbedingt die erhofft unterstützende Wirkung hatte.

"Du fährst hier her und hast sowieso schon Druck, weil du weißt: das ist unser großer Traum und du möchtest ihn gerne erfüllen", erklärt Teamchef Ulrich Fritz. "Du weiß aber auch, dass du super-starke Nachbarn hast. Und dann siehst du diese Gästeliste und denkst: Oh je! Wenn du dir vor denen die Blöße gibst ist das nicht gut. Es hat aber am Schluss einfach sollen sein. Der Renngott war uns gegenüber insbesondere in der zweiten Saisonhälfte nicht immer so gut gestimmt. Aber diesmal hat es geklappt."

Bernd Schneider, Klaus Ludwig, Norbert Haug ... sie alle waren noch einmal gekommen, um Mercedes die letzte DTM-Ehre zu erweisen. Und sie erlebten ein hochspannendes Finish. Schließlich sorgte Audi-Pilot Rene Rast mit seinem DTM-Rekord von sechs Siegen in Folge dafür, dass der zweite DTM-Titel für Gray Paffett nicht zum Selbstläufer wurde. Mehr noch: Rast verdrängt Paul di Resta, der als Tabellenführer nach Hockenheim gereist war, noch auf Gesamtplatz drei.

Paffett und Mercedes: 50:50-Kombi zum Titel

Dass es am Ende noch reicht, wollte man bei Mercedes jedenfalls bis zu Zielflagge am Sonntag noch nicht voreilig wahrhaben. "Ich bin ja grundsätzlich ein abergläubischer Mensch", so Fritz. "Und wir haben ja schon am Samstag gedacht, dass wir früh den Sack zumachen können und dann kam das Safety-Car. Deswegen mache ich mir erstmal keine Gedanken, wie es ausgehen wird. Realistisch wurde es vielleicht in den letzten zwei Runden. Aber der Puls geht schon hoch, wenn du siehst, dass hinten einer eine Sekunde pro Runde aufholen kann und du nicht weißt, ob der Reifen noch hält."

Sie haben gehalten - im langen zweiten Stint sogar besser als im kurzen ersten. Und Paffett hat jeglichen Druck standhalten können. Auch der Brite wird die DTM nach 15 Saisons verlassen. Er hatte 13 Jahre lang auf seinen zweiten Titel gewartet. Vor der Saison 2018 hat er sogar lange auf einen weiteren Sieg warten müssen. Er heuert jetzt in der Formel E an.

 

"Es ist toll für ihn, seine DTM-Karriere mit einem zweiten Titel zu beenden", freut sich der Teamchef. "Wir haben uns kurz vor der Saison noch darüber unterhalten, dass er in den fünf Jahren, in denen ich im Team bin, noch kein einziges Mal gewonnen hat. Das wollten wir uns noch zusammen erfüllen. Es hat dann sogar beim ersten Rennen geklappt. Seine Leistung war über die Saison betrachtet sehr stabil. Er ist einfach ein guter Racer mit viel Erfahrung. Und ich glaube, er hat es zum großen Teil auch selbst gemanagt."

"Gary selbst ist ein guter Fahrer und er kann auch unter allen Bedingungen gut fahren", kommt auch Lob aus dem BMW-Lager. Bruno Spengler ist selbst sieben Jahre lang für Mercedes gefahren und hat sein altes Team in dieser Saison im Auge behalten. "In diesem Jahr hat er dazu noch ein starkes Auto gehabt. Ich erinnere mich an keine Strecke, auf der der Mercedes Schwächen gehabt hätte. Das spielt in einer Meisterschaft natürlich auch eine Rolle. Man kann keine Meisterschaft mit einem schlechten Auto gewinnen. Es war eine 50:50-Kombination."

Kontroversen vergeben und vergessen

Spengler nahm sogar an der Saisonabschluss-Feier von Mercedes am Samstagabend teil. "Ich begreife es noch nicht ganz, dass sie jetzt wirklich aus der DTM raus sind", sagt er. "Für mich hat Mercedes immer zur DTM gehört. Die DTM ohne Mercedes - das ist ein seltsames Gefühl. Ich glaube, das werde ich erst beim ersten Rennen im kommenden begreifen."

Mercedes hat auf der diesjährigen Abschiedstournee jedenfalls noch einmal Eindruck hinterlassen können. Mindestens bis zu Saisonmitte galten sie als überaus dominant und sicherer Titelkandidat. Ihnen kam am Ende nur der Aufschwung bei Audi dazwischen. Zu den Aufregern der Saison gehörte auch die Änderung der der Luftdruckregelung. Seit dem Rennwochenende von Misano gibt es festgelegte Werte. Mercedes fühlte sich davon besonders benachteiligt. Da scheint nun vergeben und vergessen.

René Rast, Audi Sport Team Rosberg, Audi RS 5 DTM

René Rast, Audi Sport Team Rosberg, Audi RS 5 DTM

Foto: Alexander Trienitz

"Es ist schon so, dass die eine oder andre Regel nicht in unsere Karte gespielt hat", so Fritz, dessen Mannschaft nur ein Ausweg sah: "Man muss einfach weiterkämpfen. Aber der Vorsprung ist am Ende immer weiter geschmolzen. Und dann denkt man immer: Man kann doch nicht zwei Rennen hintereinander gewinnen, man kann doch nicht drei Rennen ... nicht fünf ... oh, sechs geht auch. So einen Lauf muss man auch erst einmal haben."

Respekt von und für die Gegner

"Was da in Spielberg mit Danny [Juncadella] oder am Samstag mit dem Safety-Car passiert ist - da hat uns einfach das nötige Rennglück gefehlt", räumt er außerdem ein. "Ich hadere da aber nicht mit irgendetwas. Ich glaube, wir haben fairen Rennsport gesehen. Da gab es in den vergangenen Jahren auch schon mal ein Blocking über mehrere Runden. Das haben wir diesmal nicht gesehen. Es war ein fairer Sport und es hat einfach Spaß gemacht, gegen BMW und Audi zu fahren."

Den Gegner zollt er deshalb auch Respekt: "Ich glaube, wir kämpfen alle am Limit und wollen am Ende alle gewinnen. Die DTM ist nicht dafür bekannt, dass sie ein Ponyhof ist. Dieter uns sein Team haben sich ja auch zurückgekämpft. Ich habe es schon vorher gesagt: Ich werde lieber zweiter in einer Meisterschaft, die einen Anspruch hat, als erster in einer Meisterschaft, die dir hinterhergeworfen wird. Und so war es: es war spannend bis zur letzten Minute. Und eigentlich ist es sogar schöner, am Sonntag gewonnen zu haben als es am Samstag gewesen wäre. Im Großen und Ganzen haben wir ein tolles Jahr gemeinsam gehabt. Da gibt es keine bösen Worte."

Eine Frage bleibt dennoch offen: Warum Mercedes ein so sportlich attraktives Umfeld überhaupt verlassen will. "Ich hoffe, wir haben euch dieses Wochenende alle miteinander noch einmal viel Lust gemacht und genügend Anzeichen gegeben, dass das eine Serie ist, der man - wenn - nicht allzu lange fernbleiben sollte", betont BMW-Motorsportchef Jens Marquardt.

Comeback nicht ausgeschlossen

Die BMW-Hospitality trug an diesem Wochenende das Banner: "Hey Mercedes, wir warten auf auch". Marquardt hofft: "Vielleicht überlegt der eine oder andere in Stuttgart ja doch noch einmal, ob alle Entscheidungen so richtig getroffen worden sind. Und man kann ja auch eine kleine Pause einlegen und in ein paar Jahren wiederkommen. Bis dahin haben wir die DTM alle miteinander noch weiterentwickelt und weiter internationalisiert und aus dieser tollen Plattform noch etwas viel Besseres gemacht."

Mercedes-Teamchef Fritz hat darauf momentan nur eine Antwort: "Ich glaube, man soll immer dann gehen, wenn es am schönsten ist. Ich wünsche der DTM auf jeden Fall alles Gute. Die Serie hat Potenzial und es geht weiter. Das ist schön zu sehen. Und wenn es sich so weiterentwickelt wie in den vergangen zwei, drei Jahren, dann kann es vielleicht nochmal zum Thema werden. Aber sicher nicht heute und auch nicht übermorgen."

Nur am Sonntagabend hatte er im DTM-Fahrerlager noch etwas vor: "Wir werden erst einmal extrem feiern und sicherstellen, dass das Zeug, was wir jetzt nicht mehr brauchen, hinterher auch nicht mehr zu gebrauchen ist."

Weiterlesen:

Be part of Motorsport community

Join the conversation
Vorheriger Artikel Loses Rad: Gary Paffett musste um DTM-Titelgewinn bangen!
Nächster Artikel "War nicht mein Wochenende": Titelrivalen haben Mitleid mit di Resta

Top Comments

Es sind noch keine Kommentare vorhanden. Warum schreiben Sie nicht einen?

Sign up for free

  • Get quick access to your favorite articles

  • Manage alerts on breaking news and favorite drivers

  • Make your voice heard with article commenting.

Motorsport prime

Discover premium content
Anmelden

Edition

Switzerland