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Am seidenen Faden: So hat Horner Ricciardos Sieg gerettet

Red Bull wollte Daniel Ricciardos Motor in Monaco schon abstellen, doch dann kam Teamchef Christian Horner: "Wir fahren, bis das Ding qualmt!"

Race winner Daniel Ricciardo, Red Bull Racing celebrates with Christian Horner, Red Bull Racing Team Principal in parc ferme

Race winner Daniel Ricciardo, Red Bull Racing celebrates with Christian Horner, Red Bull Racing Team Principal in parc ferme

Ohne MGU-K, also mit 163 PS weniger, hat Daniel Ricciardo den Grand Prix von Monaco 2018 gewonnen. Dass das ein Husarenritt war, das war schon unmittelbar nach dem Rennen klar. Aber nach und nach wird bekannt, wie knapp Ricciardo wirklich an einem Ausfall vorbeigeschrammt ist. Und wem er zu verdanken hat, dass er weiterfahren konnte.

Denn als sich die MGU-K in Runde 28 komplett verabschiedete, nachdem die Ingenieure schon etwa zehn Runden lang leichte Probleme geortet hatten, glaubte an den Datenmonitoren kaum noch jemand, dass Ricciardo wirklich 50 Runden schaffen kann.

"Unsere Zuverlässigkeitsingenieure", erklärt Teamchef Christian Horner, "wollten die Komponenten retten, um nicht für zukünftige Rennen Strafen zu kassieren. Wir hatten die Wahl: Entweder schlucken wir, dass es die MGU-K komplett zersplittert, was schon einmal passiert ist. Oder wir stellen den Motor einfach ab."

Ricciardo hat es dem Instinkt seines Teamchefs zu verdanken, dass sich nicht die Ingenieure durchsetzten und er den Grand Prix gewinnen konnte: "Wir fahren weiter. Wenn er platzt, platzt er halt. Wir führen im Grand Prix von Monaco", erinnert sich Horner. "Ich diskutierte das mit Adrian (Newey; Anm. d. Red.). Er war auch der Meinung, dass wir fahren sollten, bis das Ding qualmt."

Das Ding qualmte nicht. Stattdessen konnte Horner seinem Fahrer am Boxenfunk nach 78 Runden theatralisch gratulieren. Der Verweis auf Michael Schumacher bezog sich auf dessen zweiten Platz in Barcelona 1994: "Michael fuhr damals weite Strecken des Rennens im fünften Gang. Genauso war Daniels Fahrt heute eine der besten seiner Karriere."

 

 

Daniel Ricciardo, Red Bull Racing RB14, leads Sebastian Vettel, Ferrari SF71H

Foto Steve Etherington / LAT Images

 

"Wenn man gehört hat, wie gelassen er unter maximalem Stress am Boxenfunk geblieben ist, dann finde ich das enorm beeindruckend", lobt Horner und ergänzt: "So, wie er die ganzen Probleme gehandhabt hat, hätte er genauso gut in Apollo 13 sein können! Es war eine unglaubliche Leistung, extrem reif - und ich freue mich wirklich für ihn, weil er diesen Sieg so verdient."

 

Als Sebastian Vettel plötzlich wieder formatfüllend in Ricciardos Rückspiegel auftauchte, obwohl er davor schon dreieinhalb Sekunden Rückstand hatte, rätselten diverse TV-Kommentatoren über die mögliche Ursache. Da hatten Twitter-User schon erkannt: Ricciardo schaltet nicht mehr in den siebten Gang.

Inzwischen wissen wir: Das lag nicht an einem Getriebeproblem, sondern an einer bewusst umgestellten Fahrweise. Aus dem Verbrennungsmotor ließ sich mit Ricciardos Getriebeübersetzung im sechsten Gang mehr Topspeed rausholen als im siebten. Das wäre mit Hybrid-Power anders gewesen - aber die stand ihm ja nicht mehr zur Verfügung.

In der ersten Runde nach dem Ausfall der MGU-K fehlten Ricciardo auf der Geraden 29 km/h. Als er nicht mehr versuchte, in den siebten Gang zu schalten, kam ihm Vettel nie mehr bedrohlich nahe. Aber: "Seine Bremsen hätten beinahe Feuer gefangen", sagt Horner. Weil an der Hinterachse keine Energie mehr abgegriffen wurde und die Bremsscheiben plötzlich die volle Last alleine tragen mussten.

 

 

Race winner Daniel Ricciardo, Red Bull Racing celebrates in the Red Bull Racing Energy Station swimming pool

Foto Mark Sutton / Sutton Images

 

"Also drehte er die Bremsbalance so weit wie möglich nach vorne", schildert Horner. "Gleichzeitig sagten wir ihm, dass er anfangen soll, in den Bremszonen zu lupfen, um die Bremsen so gut es geht zu kühlen. Diese ganzen Anpassungen, dann auch noch mit Sebastian Vettel im Nacken, in Führung beim Grand Prix von Monaco - das war schon eine Hammer-Leistung!"

 

"Nach ein paar Runden hatte er die Situation im Griff. Obwohl die MGU-K hier ein paar Sekunden pro Runde bringt. Aber er schaffte es, die Stärke des Autos in den Kurven voll auszuspielen, und er schonte gleichzeitig die Reifen, hatte die Bremsen unter Kontrolle. 50 Runden ohne MGU-K, das ist unglaublich! Von außen sah es nicht so aus, als habe er Probleme. Aber im Cockpit hat er wirklich unglaublich gute Arbeit geleistet."

"Am Anfang hat er drei Runden lang in den Kurven voll attackiert, weil er wegen des fehlenden Topspeeds am Ende der Geraden nervös wurde", erzählt der Red-Bull-Teamchef. Aber dadurch wurden die Bremsen noch heißer. "Wir ließen ihn ein paar Runden alleine, damit er seinen Rhythmus selbst finden konnte. Er hatte die ganzen Temperaturanzeigen ja ohnehin selbst am Display."

"Irgendwann fing er an, Fragen zu stellen. Nach Max' Reifen, wie die halten, welcher Reifen zuerst einbricht, links vorne oder links hinten. Er hat sich nach Hülkenberg erkundigt, wie lange dessen Reifen gehalten haben", so Horner. "Er hatte ständig die Kapazitäten, das große Ganze im Auge zu behalten. Er wusste genau, er musste den Reifen mehr zumuten, als er eigentlich wollte, aber er musste sie gleichzeitig so gut es geht schonen."

Letztendlich ging das gut, und Ricciardo gewann deutlich vor Vettel. Eine Wiedergutmachung für 2016, als ihn Red Bull mit einem verpatzten Boxenstopp den Sieg gekostet hat. "Monaco", lächelt Horner, "ist für jeden Fahrer besonders. Aber nach der Enttäuschung vor zwei Jahren war das eine besonders schöne Wiedergutmachung."

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