Analyse: Eine neue Formel-1-Regel sorgt für Spannung auf der Strecke
Das Eliminationsformat der Formel-1-Qualifikation hat die Schlagzeilen zum Saisonbeginn bestimmt und das lenkte von zwei guten Rennen ab.
Foto: : Red Bull Content Pool
Die Rückkehr zum vorigen Qualifikationsformat ist beschlossen und das sollte die Geschehnisse auf der Rennstrecke am Sonntag nicht beeinflussen.
Eine der Regeländerungen führte zu mehr Spannung zum Start der Saison 2016 und die FIA glaubt, dass diese Regel noch weitere Überraschungen bringen wird.
Mehr Freiheiten
Im Jahr 2016 haben die Teams und Fahrer die freie Wahl, aus drei Reifenmischungen ihre 13 Reifensätze für das Wochenende zu wählen.
Die Regel sollte für die Teams eine Vielzahl von strategischen Optionen kreieren, hat aber zusätzlich zu engeren Rennen auf der Strecke geführt. Zudem ist sie für die eingestellten Rundenrekorde verantwortlich.
Lewis Hamilton setzte mit seiner Qualifikationsrunde auf dem Kurs von Bahrain einen neuen Rekord. Er war ein Zehntel schneller als Mark Webber im Training 2005.
FIA F1 Technik- und Sportdirektor Marcin Budkowski hält die zusätzliche Wahl von Reifen für eine tolle Regel. Dass wegen ihr neue Rundenrekorde aufgestellt werden, war jedoch nicht beabsichtigt.
„Die dritte Mischung, die die Teams 2016 zur Verfügung haben, ist in der Regel weicher als die beiden Mischungen, die 2015 genutzt wurden. Dies hat den Grip im Training und im Rennen verbessert“, sagte er gegenüber Motorsport.com.
„Der Einfluss auf die Rundenzeiten ist von verschiedenen Faktoren abhängig, wie Reifenmischung, Strecke und andere Bedingungen. IM Qualifying bringt es aber etwa eine Sekunde, unter Rennbedingungen ungefähr sechs Zehntel - und das gratis!“
Die Leistung am Sonntag
Neben der höheren Geschwindigkeiten durch die zusätzlichen Reifen, bringen die strategischen Optionen, die sich den Teams eröffnet haben, mehr Spannung.
In Australien war die Reifenwahl nach der Rennunterbrechung entscheidend für den Ausgang des Rennens. In Bahrain bewies Romain Grosjean, als er durch das Feld jagte, dass eine aggressive Reifenstrategie den Unterschied machen kann.
„In den ersten zwei Rennen sahen wir Fahrer des selben Teams, die mit verschiedenen Strategien in das Rennen gingen und dass die Teams alle drei Mischungen nutzten“, sagte Budkowski.
„Das hat nicht nur weitere Strategien kreiert, sondern beeinflusst auch die Geschwindigkeit der Fahrzeuge in der jeweiligen Phase des Rennens.“
„Es gibt klare Beispiele für eine bessere Show: Die Wahl der Strategie von Ferrari und Mercedes in Australien nach der roten Flagge hat den Ausgang des Rennens entschieden. Zudem waren Teamkollegen auf verschiedenen Strategien unterwegs, was für Spannung sorgte.“
Wer zahlt den Preis?
Die Reifenwahl schafft nicht nur Siege und Stars, sondern bestraft auch diejenigen, die eine falsche Wahl treffen.
Williams musste den Preis zahlen, als sie in Bahrain mit einer konservativen Reifenwahl die Chancen auf das Podium verloren.
Felipe Massa sagte nach dem Rennen: „Unsere Strategie, zwei Stopps zu machen, hat definitiv nicht funktioniert.“
„Ich denke, dass die Leistung auf der mittleren Reifenmischung sehr enttäuschend war, wenn man sie mit den anderen Teams vergleicht. Der erste Teil mit den superweichen Reifen war okay, danach lief es nicht mehr gut.“
Was sagte Budkowski zum Rennen von Williams?
„Ich bin kein Stratege, deshalb bin ich nicht mehr qualifiziert, als ihr es seid, aber wenn man das Endergebnis sieht, hätte es besser ausfallen können.“
„Wenn ich riskiere es zu analysieren und ich auf die Reifenwahl der Teams vor dem Rennen schaue, hat Williams keine neue weiche Mischung zur Verfügung gehabt, sondern nur eine gebrauchte. Sie hätten die mittlere Mischung nutzen können und hätten noch zwei neue Sätze gehabt. Dann hätten sie auf zwei Stopps setzen müssen.“
„Felipe Massa sagt in der Presse, dass die weichen Reifen nur wenig gebraucht waren, also...“
„Es gab einige ähnliche Strategien auf dem Papier. Vereinzelnd nutzen die Fahrer die mittleren Reifen mit einer Drei-Stopp-Strategie: Lewis nutzte die mittleren nach dem ersten Stopp und wechselte sie nach 15 Runden, während Nico die weichen Reifen behielt und 17 Runden mit ihnen fuhr. Ein langer Stint auf den mittleren Reifen bringt scheinbar nicht genügend Geschwindigkeit und deshalb war die Drei-Stopp-Strategie besser.“
„Je mehr Möglichkeiten man den Teams gibt, desto größer ist die Variabilität und die Chance auf Fehler.“
Die Variation wird bleiben
Die Formel-1-Teams sind dafür bekannt, sich schnell an neue Regeln anzupassen.
Einige Leute vermuten, dass sich die Strategien der Teams im Laufe der Zeit immer mehr angleichen und die Unterschiede verloren gehen werden, die für die Spannung sorgen, die wir bisher gesehen haben.
Budkowski sieht keinen Grund, warum die Unterschiede abnehmen sollte. Zudem weiß er, welche Reifenwahl die Teams für die kommende Saison getroffen haben.
„Im Moment kenne ich die Reifenwahl der Teams bis Baku“, sagte Budkowski. „Ich kann euch verraten, ohne Geheimnisse auszuplaudern, dass es klare Unterschiede bei der Wahl durch die Teams gibt und sogar die Fahrer derselben Teams unterschiedliche Strategien fahren werden.“
„Diese Wahl musste bereits vor dem ersten Rennen getroffen werden und deshalb könnten sich die Strategien in der Zukunft annähern, aber ich sehe dafür bisher keine Anzeichen.“
„Es gibt Strecken auf denen die Spielmöglichkeiten bei der Strategie limitiert sind, weshalb die Wahl der Reifen vorhersehbar ist.“
„Aber es gibt auch Strecken, wie Bahrain, auf denen verschiedene Strategien ähnliche Gesamtzeiten für das Rennen bringen und das kreiert mehr Optionen.“
„Im Allgemeinen ist zu sehen, dass die Teams eine ähnliche Auswahl an Reifensätzen für die Rennen wählen. In Bahrain sah man trotzdem viele verschiedene Strategien.“
Mit dem Ende der Diskussion rund um das Qualifikationsformat kann man sich auf die positiven Änderungen konzentrieren, die funktionieren.
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