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Analyse: Warum die Formel 1 2016 lauter ist, es aber niemand merkt

Die Formel 1 soll 2016 wieder lauter werden. Das haben sich die Verantwortlichen auf die Fahnen geschrieben. Deshalb wurden die Auspuffsysteme der Fahrzeuge modifiziert. Und beim Formel-1-Test in Barcelona gab es schließlich eine erste Hörprobe.

Kimi Räikkönen, Ferrari SF16-H

Foto: : XPB Images

Andy Cowell mit dem Mercedes AMG F1 W06 Mercedes PU106-Type Hybrid
Pat Symonds, Williams, Leiter Technik
Kevin Magnussen, Renault Sport F1 Team RS16
Max Verstappen, Scuderia Toro Rosso STR11
Kimi Räikkönen, Ferrari SF16-H
Kimi Räikkönen, Ferrari SF16-H
Felipe Nasr, Sauber C34
Rio Haryanto, Manor Racing MRT05
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 W07
Kimi Räikkönen, Ferrari SF16-H
Kevin Magnussen, Renault Sport F1 Team RS16
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 W07 Hybrid
Alfonso Celis Jr., Sahara Force India F1 VJM09 Development Driver
Kimi Raikkonen, Ferrari SF16-H
Daniil Kvyat, Red Bull Racing RB12
Daniil Kvyat, Red Bull Racing RB12
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 W07 Hybrid
Esteban Gutierrez, Haas F1 Team VF-16
Kevin Magnussen, Renault Sport F1 Team RS16
Kevin Magnussen, Renault Sport F1 Team RS16
Esteban Ocon, Renault Sport F1 Team Ersatzfahrer
Kimi Räikkönen, Ferrari SF16-H in the pits
Alfonso Celis Jr., Sahara Force India F1 VJM09
Kevin Magnussen, Renault Sport F1 Team RS16
Kimi Räikkönen, Ferrari SF16-H
Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 Team W07
Teamhelme, Mercedes AMG F1
Mechaniker, Mercedes AMG F1
Kevin Magnussen, Renault Sport F1 Team RS16
Kimi Räikkönen, Ferrari SF16-H
Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 Team W07
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 W07

Doch die Ernüchterung ist groß: Sehr viel lauter als ihre Vorgänger sind die Formel-1-Autos der Generation 2016 nicht.

Dabei hatten die Beteiligten bis zuletzt Zuversicht ausgestrahlt, zumal die 2016er-Motoren einen Lärm von bis zu 128 Dezibel produzieren. Und das liegt drei Dezibel über der menschlichen Schmerzgrenze. Doch der erhoffte Effekt blieb (bislang) aus.

Nach etlichen Diskussionen, viel Designarbeit und noch mehr Untersuchungen sowie Testläufen auf den Prüfständen, bei denen das Plus an Lärm bestätigt wurde, haben selbst Formel-1-Experten beim Test in Barcelona keine Veränderung festgestellt.

Renault-Technikchef Nick Chester etwa sagt: „Es war schwierig für mich, einen Unterschied zu erkennen. Das liegt aber natürlich auch daran, dass wir nun einen neuen Antriebsstrang verwenden.“

„Diese neuen Aggregate sollten lauter sein, aber darauf habe ich gar nicht geachtet. Ich würde denken, sie sind tatsächlich etwas lauter, etwas schärfer im Klang. Aber viel ist es sicherlich nicht.“

 

Auch Williams-Technikchef Pat Symonds will sich nicht zweifelsfrei festlegen. Er meint: „Ich bin mir nicht sicher. Das ist schon ein sehr subjektiver Eindruck. Das ist wohl auch das Problem.“

„Und es fährt parallel ja auch kein Vorjahresauto herum, zu dem wir einen Vergleich anstellen könnten (Sauber setze in der ersten Testwoche sehr wohl ein Vorjahresauto ein; Anm. d. Red.). Hört man also einen Unterschied? Ich habe jedenfalls keinen gehört.“

Aufgrund der langen Winterpause ohne Formel-1-Lärm mag der erste Eindruck in Barcelona getäuscht haben. Es war aber einfach nicht möglich, den Sauber mit 2015er-Ferrari-Motor aus der Masse der Neuwagen herauszuhören.

Foto-Vergleich: Alle Formel-1-Autos 2016

Was also ist aus dem angekündigten größeren Lärm geworden?

Der Schalldämpfer ist weggefallen

Er ist tatsächlich intensiver geworden. Das sagen zumindest die Daten. Und wie Mercedes-Motorenchef Andy Cowell erklärt, hatten sich die Spezialisten des Automobil-Weltverbands (FIA) vorab auch intensiv mit einer Verbesserung der Soundkulisse befasst. Es ging darum, ob ein einzelnes oder ein doppeltes Auspuffrohr mehr Lärmpotenzial versprechen würde.

„All dies basiert auf einer Studie der FIA“, sagt Cowell. „Ihre Berater haben die Auspuffsysteme genau analysiert. Dann sagten sie: ‚Euch ist schon klar, dass ihr einen Schalldämpfer eingebaut habt?‘“

Was Cowell damit meint: Das Auspuffrohr war bisher eine Sackgasse für die Entwicklung. Denn die Teams wollten um jeden Preis verhindern, dass Abgase zum Anblasen von aerodynamischen Bauteilen verwendet würden.

 

„Wir wollten nicht, dass aerodynamischen Vorteile daraus gezogen werden“, erklärt Cowell. „Wir wollten auch keine zusätzlichen Auspuffendrohre am Heck der Autos sehen. Da hätte man Spielchen mit den Abgasströmen spielen können, um die Aerodynamik zu optimieren.“

„Wir haben uns daher für einen vereinfachten Abgasstrahl entschieden. Aber blöderweise haben wir auf diese Weise einen Schalldämpfer kreiert.“

Über die Schmerzgrenze hinweg

Laut Cowell haben die Motoren auf den Prüfständen durchaus Fortschritte in Sachen Lärm erkennen lassen. Die aktuellen V6-Aggregate seien nur 1,5 Dezibel leiser als die früheren V8-Triebwerke.

„Früher standen wir bei 124 Dezibel, jetzt stehen wir bei 128“, sagt Cowell. „Unsere Simulationen zeigen: Die V8-Motoren haben 129,5 Dezibel Lärm produziert. Wir stoßen also langsam in eine Region vor, in der auch die V8-Motoren angesiedelt waren. Aber noch sind wir nicht so weit.“

 

„Deshalb“, so der Mercedes-Motorenchef weiter, „arbeiten wir als Gruppe von Herstellern weiter mit dem Weltverband zusammen.“

Und dabei ist wichtig zu wissen: Die Dezibel-Skala folgt einem Logarithmus. Das bedeutet: Wenn sich die akustische Energie verdoppelt, steigt der Lärm um etwa drei Dezibel.

Wenn die aktuellen Motoren durch die neuen Auspuffendrohre um vier Dezibel mehr Lärm von sich geben, dann haben sie also ihre akustische Energie verdoppelt. Doch es fehlt ihnen noch immer rund 50 Prozent auf die alten V8-Triebwerke.

Dabei sind die 2016er-Motoren lauter als ein Presslufthammer und spielen in einer Liga mit startenden Düsenfliegern. Aber warum fasziniert uns das eigentlich nicht?

Eine Sache der Wahrnehmung

Der Knackpunkt ist: Manchmal liegen Welten zwischen wissenschaftlichen Berechnungen und menschlicher Wahrnehmung. Ein Zugewinn an Lärm von vier Dezibel mag sich auf dem Papier nach viel anhören. Doch Studien haben ergeben: Der Mensch erkennt Unterschiede von weniger als fünf Dezibel kaum.

Außerdem heißt es, ein durchschnittlicher Mensch braucht schon einen Unterschied von zehn Dezibel, um zu dem Eindruck zu gelangen, der Lärm habe sich verdoppelt. Vier Dezibel helfen da nicht viel weiter.

Erschwerend hinzu kommt, dass die aktuellen Turbomotoren ihre Töne auf einer anderen Frequenz produzieren als die V8-Motoren der vergangenen Jahre. Die spielten in der Region von 500 bis 2.500 Herz.

 

In diesem Bereich reagieren Menschen ganz besonders feinfühlig. Es ist der Bereich, in dem zum Beispiel auch menschliche Schreie angesiedelt sind. Das bedeutet: Geräusche in dieser Region hören sich automatisch kräftiger an.

Ein weiteres Problem ist: Es spielt keine Rolle, wie erfolgreich ein Test auf dem Prüfstand ist. Ein Auto kann sich auf der Rennstrecke ganz anders anhören.

„Wenn die Luft um den Auspuff herumströmt, hast du auf der Rennstrecke einen ganz anderen Effekt als auf dem Prüfstand, wo sich die Luft nicht bewegt“, erklärt Mercedes-Teamchef Paddy Lowe.

„Das kann Auswirkungen auf das Lärmpotenzial haben. Ein Beispiel dafür ist ein modernes Düsentriebwerk, das viel leiser ist, weil mehr Luft an ihm vorbeiströmt.“

Warum es doch bald lauter werden wird

Unterm Strich muss sich die Formel 1 wohl damit abfinden, dass die aktuellen Turbomotoren nie den ohrenbetäubenden Lärm der V8-Motoren erreichen werden.

Fest steht aber auch: Die V6-Turbos sind lauter geworden und bewegen sich allmählich auf einem Niveau, bei dem Ohrstöpsel wieder erforderlich werden.

Analyse: Die neuesten Formel-1-Techniktrends

„Es ist laut“, sagt Cowell. „Zumindest wenn der Motor bei Vollgas ausgefahren wird. Dann müssten wir uns alle die Ohren zuhalten – und das selbst unter den Bedingungen von 2015.“

„Die große Frage für uns alle ist: Wir kriegen wir die Motoren so laut, dass es die Leute in der Boxengasse oder auf den Tribünen auch als mehr Lärm empfinden?“

„Aber wir werden mehr Lärm hinkriegen“, meint Cowell und fügt hinzu: „Wir erhöhen nach und nach den Zylinderdruck der Motoren, wodurch sich insgesamt der Druck erhöht.“

„Mit der Zeit, und sofern sich das Auspuffsystem nicht verändert, werden die Motoren also lauter werden. Wir arbeiten auch schon an einer weiteren Vorrichtung für die Zukunft, um zu sehen, wie wir das bewerkstelligen können.“

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