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Aufstand bei McLaren: Schokoriegel als Überstunden-Lohn?

Die ganze Formel 1 spricht über "Schoko-Gate": Wie ein Schokoriegel bei McLaren beinahe zum Mitarbeiterstreik führte und Eric Boullier & Co. unter Druck geraten

Eric Boullier, Racing Director, McLaren, on the pit gantry

Eric Boullier, Racing Director, McLaren, on the pit gantry

Glenn Dunbar / Motorsport Images

Bei McLaren brennt ordentlich der Hut: Nach einem Bericht, wonach sich einige Teammitglieder Ex-Teamchef Martin Whitmarsh als Chef zurückwünschen würden, und dessen heftiger Kritik an der aktuellen Führung, reißen die Nachrichten über teaminterne Konflikte nicht ab. Laut einem Artikel in der "Daily Mail" liegt jetzt sogar ein Streik in der Luft, weil sich Mitarbeiter, die für Überstunden mit einem Cadbury-Schokoriegel belohnt worden seien, gedemütigt fühlen.

"Wir haben rund um die Uhr gearbeitet, haben Blut geschwitzt, und dann gibt man uns 25 Pence teure Freddo-Riegel", wird ein anonymer Mitarbeiter in dem Bericht zitiert. "Das Management gibt sie an die Supervisor weiter, um sie dann an die Mitarbeiter zu verteilen. Aber ganz strikt nur einer pro Person." Außerdem gäbe es die Riegel nur, wenn für das Schaffen einer Deadline besonderer Einsatz nötig ist - wie beim umfangreichen Update für den Europaauftakt in Spanien.

"Wir haben es gerade rechtzeitig geschafft, und dann wurde eine Woche später ein Freddo-Riegel an das gesamte beteiligte Personal als Bonus verteilt. Den Supervisors ist es peinlich, sie zu verteilen", wird der McLaren-Mitarbeiter weiter zitiert, der offenbart, dass man auch 2017 nach dem Bau des Autos einen Schokoriegel bekommen habe. Die groteske Saga ist auch im Fahrerlager von Le Castellet ein heißes Gesprächsthema - und hat auch schon einen Namen: Chocolate-Gate.

Kein Respekt vor den "Untouchables"?

Der McLaren-Mitarbeiter stellt auch klar, gegen wen sich seine Wut richtet. Und zwar Rennleiter Eric Boullier, Chefingenieur Matt Morris, den in der neuen Teamstruktur eben erst zum leitenden Geschäftsführer beförderten Simon Roberts und Betriebsleiter David Probyn. "Wir nennen die Vier die 'Untouchables' (die Unberührbaren; Anm. d. Red.)", sagt der anonyme Mitarbeiter. "Einige von ihnen laufen nur herum und plaudern. Wir haben keinen Respekt vor ihnen, und die Leute beginnen, die Debriefings zu boykottieren, weil sie ein Witz sind."

Die Atmosphäre sei "vergiftet", die Führungsebene "planlos", wie man die Probleme mit dem Auto lösen könne. "Sie haben uns beim Debriefing nach dem Kanada-Grand-Prix gesagt, dass sie wissen, was mit dem Auto nicht stimme, aber nicht, wie man es lösen kann. Und sie fragen uns, obwohl sie sechsstellige Gehälter beziehen."

Boullier spielt Angelegenheit herunter

Doch wie reagiert McLaren - und vor allem Rennleiter Boullier - auf die Anschuldigungen? Der Franzose, der seit Anfang 2014 seinen Posten innehat, spielt die Angelegenheit herunter: "Da sind vielleicht ein paar Leute sauer, was in jeder Firma vorkommt. Wir wissen nicht, welches Problem diese Leute haben, und wir haben sie eingeladen, mit uns darüber zu sprechen, anstatt das hintenrum zu machen."

Die Angelegenheit sehe er durchaus positiv, "denn wir haben tonnenweise E-Mails von Leuten bekommen, die sagen, dass das ein Witz ist, haben viel positives Feedback erhalten. Wir sind 800 Leute und genießen große Unterstützung bei unseren Mitarbeitern und Ingenieuren."

Ein Dementi der Schokoriegel-Story gibt es nicht. Stattdessen relativiert McLaren den Vorwurf in einem schriftlichen Statement: "Unsere Teamleiter haben die Freiheit, ihr Personal mit spontanen, durchdachten und lustigen Geschenken zu belohnen, wann auch immer sie der Ansicht sind, dass die Arbeit oder eine Aufgabe eine zusätzliche Anerkennung oder Belohnung verdient." Die Schokoriegel seien nur "eines von vielen Beispielen, die es täglich gibt".

Boullier und Journalist liefern sich Wortgefecht

Auf die Frage des Journalisten, der hinter dem "Chocolate-Gate"-Artikel steht, ob er nun zurücktreten werde, antwortet Boullier: "Nein, das werde ich nicht. Ich weiß, dass Sie einige Artikel geschrieben haben. Ich habe bislang mit jedem Team, das ich geführt habe, Rennen und Meisterschaften gewonnen, auch in der Formel 1. Das kann man mir niemand streitig machen."

Während der FIA-Pressekonferenz kommt es dann auch noch zu einem direkten Schlagabtausch zwischen Boullier und dem Reporter. Auf die Frage, ob man weiterhin Cadbury-Freddo-Schokoriegel als Belohnung verteilen werde, meint der Rennleiter: "Wenn Sie wollen, organisieren wir einen Management-Kurs für Sie. Und wenn sie die Freddo-Schokolade unbedingt probieren wollen, dann schicken wir Ihnen eine Schachtel."

Der Journalist lässt nicht locker, ehe Boullier der Kragen platzt: "Es reicht jetzt." Einmal mehr fragt der "Daily-Mail"-Reporter, ob der Franzose glaube, in Silverstone noch Rennleiter zu sein. Die Antwort: "Ja natürlich. Es ist ein langer Weg und geht nicht von heute auf morgen. Aber Sie haben es offensichtlich auf mich abgesehen."

Boullier gibt Schwierigkeiten zu

Als der Journalist Boullier damit konfrontiert, dass ihn seine eigenen Leute loswerden wollen, geht er in die Gegenoffensive: "Ich denke, sie lügen jetzt." Dann schreitet der FIA-Sprecher ein und weist den Briten darauf hin, dass auch andere Kollegen fragen stellen wollen. Der schießt noch hinterher: "Ich lüge nicht."

Abschließend gibt Boullier zu, dass es für ihn nicht einfach war, den einst so erfolgsverwöhnten Rennstall in den vergangenen Jahren zusammenzuhalten. "Es war nicht geplant, dass wir in der Honda-Ära so weit zurücklagen. Man muss dann die Firma etwas anders führen, wenn man neue Leute geholt hat, die von einem Weltmeisterteam kommen. Die will man natürlich nicht verlieren."

Durch Renault sehe die Lage nun zwar etwas besser aus, "aber wir sind noch immer nicht dort, wo wir sein wollen". Der Rennleiter, der in den vergangenen Jahren stets betonte, man habe eines der besten Chassis, ist nun gezwungen, andere Töne anzuschlagen: "Das aktuelle Auto funktioniert nicht so, wie wir es gerne hätten, aber wir sehen das immer noch als eine Experimentierphase. Wir wissen, wo unsere Probleme liegen und wollen diese beim kommenden Auto korrigieren." Wie man das bewerkstelligen will und ob man dafür einen Plan habe, lässt er offen ...

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