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Barrichello über Spielberg-Skandal 2002: "Habe vor Wut gekotzt"

Wie Rubens Barrichello die Ferrari-Stallorder erlebte, als er Michael Schumacher den Sieg schenken musste, wieso dieser zwei Seiten habe und er dessen Präsenz spürt.

Michael Schumacher, Ferrari; Rubens Barrichello, Ferrari

Michael Schumacher, Ferrari; Rubens Barrichello, Ferrari

LAT Images

Michael Schumacher

Mit sieben WM-Titeln und 91 Grand-Prix-Siegen ist Michael Schumacher der erfolgreichste Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Und für viele ist er der Inbegriff eines Rennfahrers schlechthin. Von August 1991 bis November 2012 umfasste seine aktive Formel-1-Karriere rund 20 Jahre und über 300 Grands Prix.

Ex-Ferrari-Pilot Rubens Barrichello hat die umstrittene Ferrari-Stallorder 2002 in Spielberg offenbar noch immer nicht verdaut. "An jenem Tag bin ich nach der Siegerehrung nicht zur Pressekonferenz gegangen, denn mir war schlecht. Ich habe an diesem Tag viel gekotzt - vor Wut", beschreibt der ehemalige Teamkollege von Michael Schumacher in der brasilianischen TV-Sendung "Conversa com Bial" auf 'TV Globo' seinen damaligen Zustand, nachdem ihm beim erst sechsten Saisonrennen vom Team befohlen worden war, den Sieg Schumacher zu schenken.

Er habe Schumacher den Triumph deswegen auf den letzten Metern überlassen und so für einen Eklat und ein gellendes Pfeifkonzert gesorgt, weil er sich eigentlich weigern wollte: "Ich fuhr in die letzte Kurve und hatte entschieden, den Platz nicht aufzugeben. Aber dann dachte ich: 'Ich liebe das, was ich mache. Was ist, wenn sie mich feuern?'. Und sie haben mir gesagt, ich solle mir das zweimal überlegen."

Vor allem der acht Runden andauende Funkverkehr mit dem Ferrari-Kommandostand hat bei Barrichello bleibenden Eindruck hinterlassen. "Wenn man den Funk damals gehört hätte, dann wären alle angeekelt gewesen", sagt Barrichello. Und kündigt an: "Ich habe mir diesen Funkverkehr notiert, um ihn eines Tages in einem Buch zu veröffentlichen." Die ganze Welt habe damals gesehen, "wer gewonnen hat. Für Schumacher sah das schlecht aus."

Barrichello: Boxenfunk wegen Spielberg 2002 nun öffentlich

Unangenehme Siegesfeier: Schumacher und Barrichello machen gute Miene Zoom
Der inzwischen 45-Jährige erkennt sogar einen Zusammenhang zwischen den Ereignissen in Spielberg und der Übertragung des Boxenfunks, der tatsächlich seit 2003 nicht mehr verschlüsselt sein darf: "Sie haben wegen dieses Tages die Regeln geändert: Heute hört man, was der Pilot sagt."

Doch nicht nur die Ereignisse nach dem Rennen hält Barrichello für wichtig, sondern auch die Vorgeschichte: Bereits im Jahr davor war der Brasilianer ausgerechnet in Spielberg von Teamchef Jean Todt mit dem legendären Funkspruch "let Michael pass for the Championship" zurückgepfiffen worden, allerdings von Platz zwei auf Platz drei. "Sie haben mir damals gesagt, dass sie das nicht getan hätten, wenn es um den ersten Platz gegangen wäre", sagt Barrichello.

Schumachers zwei Gesichter

Die Entscheidung ging damals vom Team aus, doch auch Schumachers Rolle bei Ferrari sieht der langjährige Teamkollege des Rekordweltmeisters kritisch. "Er war großartig mit einem Glas Wein in der Hand, ein richtiger Partner", beschreibt Barrichello Schumacher. "Aber auf der Strecke und in den Meetings, da gab es Momente, in denen ich nicht glauben konnte, dass er das gerade wirklich gesagt hat." Dennoch habe Schumacher ihn und seine Freunde wirklich gemocht: "Er hat die menschliche Wärme gespürt."

Nach der gemeinsamen Ferrari-Ära wurden auch die Spannungen zwischen Barrichello und Schumacher weniger, doch es kam noch einmal zu Unstimmigkeiten: beim Grand Prix von Ungarn 2010, als sich Mercedes-Pilot Schumacher im Kampf um Platz zehn gegen den Williams-Piloten Barrichello wehrte und diesen gegen die Boxenmauer drückte.

Barrichellos Revanche 2010 in Ungarn - mit Gottes Hilfe?

Für den Brasilianer ein wichtiges Ereignis - und eine persönliche Revanche für die Demütigungen in Maranello. "Ich bin aus der Box gefahren, habe nach vorne geschaut und gesagt: 'Mann, es ist Schumacher'. Und ich hatte frische Reifen", schildert er die Situation. "Es ging um Platz zehn, also einen Punkt, aber das war mir egal, denn für mich war es wie der Kampf um den Sieg. Ich habe gesagt: 'Lieber Gott, wenn es dein Wille ist, dass ich ihn heute - in unterschiedlichen Autos - überholen kann, dann gib mir das bitte."

Drei Runden lang wartete Barrichello vergeblich auf seine Chance, doch dann wurde sein Wunsch offenbart erhört: "Schumacher hat einen Fehler in der letzten Kurve gemacht. Ich habe gesehen, wie er in die Mitte der Strecke fuhr und dort geblieben ist. Ich habe mich gewundert, warum er das macht, denn normalerweise fährt man auf die Innenbahn, damit der andere nicht vorbeikommt. Aber mir war klar: Ich werde diese Chance nicht auslassen und auch nach innen fahren."

Dann wurde es immer enger: "Sogar als meine Nase schon neben ihm war, hat er die Lücke immer noch geschlossen. Ich hatte aber um diese Chance gebeten, und in diesem Moment hätte ich um nichts in der Welt meinen Fuß vom Gas genommen. Um nichts!"

Barrichello wollte Schumacher besuchen

Barrichello stach tatsächlich vor Schumacher in die erste Kurve, und die beinharte Verteidigung Schumacher wirbelte medial viel Staub. "Ich kann aber nicht sagen, dass er sich unfair verhalten hat, vor allem, weil er mir am Montag danach eine Nachricht geschickt hat, die da lautete: 'Ich bitte um Entschuldigung, wenn du findest, dass ich unfair war. Das war nicht meine Absicht.'

Noch heute ist Schumacher für Barrichello präsenter, als viele glauben mögen. Als sich der Brasilianer kürzlich einen Tumor im Nacken entfernen lassen musste, konfrontierte ihn sein Arzt nach der Operation mit einer interessanten Beobachtung, wie Barrichello offenbart: "Sie haben von Schumacher gesprochen, hat er zu mir gesagt. Und es ist nicht das erste Mal. Da muss irgendwas in meinem Unterbewusstsein sein. Unsere Verbindung besteht nicht nur durch das Fernsehen."

Barrichello habe daher bereits versucht, Schumacher nach seinem schweren Skiunfall zu sehen, allerdings vergeblich. "Ich suche nach Wegen, wie ich ihn besuchen kann", offenbart er. "Bei meinem ersten Versuch, haben sie abgelehnt. Sie haben gesagt: 'Damit tust du ihm und dir selbst nichts Gutes.' Ich habe also keine Neuigkeiten von ihm, aber er ist in irgendeiner Form immer präsent."

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