Brundle: Warum McLaren und Williams keinen Erfolg haben
Der frühere Formel-1-Fahrer Martin Brundle glaubt zu wissen, weshalb sich die Traditionsteams McLaren und Williams schon seit Jahren sehr schwer tun
Stoffel Vandoorne, McLaren MCL33, leads Lance Stroll, Williams FW41
Zak Mauger / Motorsport Images
Es ist lange her, dass McLaren und Williams sportliche Schlagzeilen geschrieben haben. Schon seit 2012 hat keines der beiden Traditionsteams aus Großbritannien ein Formel-1-Rennen gewonnen, inzwischen zählen die einstigen Branchengrößen sogar zu den Hinterbänklern. Was aber ist die Ursache für diesen gewaltigen Absturz? Der ehemalige Grand-Prix-Pilot Martin Brundle meint: Schuld ist ein Trend der modernen Formel 1.
Bei der Autosport International Show in Birmingham sagte Brundle: "Das Problem von Williams und teilweise auch von McLaren ist, dass sie sich außerhalb dessen bewegen, was aktuell in der Formel 1 angesagt ist. Denn entweder bist du heute ein Werksteam oder ein B-Team, das [technisch von einem anderen Rennstall] profitiert. Aber Williams und McLaren stehen irgendwie dazwischen", erklärt Brundle. "Sie sind weder das eine noch das andere."
Nur die Zeit könne zeigen, ob dieses Geschäftsmodell mit der heutigen Realität vereinbar sei, so der 158-malige Grand-Prix-Teilnehmer. Er hält die Ausgangslage von McLaren und Williams für "schwierig", weil Teams wie Haas eine völlig andere Philosophie verfolgen würden. Haas etwa arbeite eng mit Ferrari und Dallara zusammen, bekomme Unterstützung von mehreren Seiten. Häufig wurde dem US-Rennstall in den vergangenen Saisons auch unterstellt, es setze nur ein Ferrari-Kundenauto ein – was das Reglement derzeit aber nicht gestattet.
Braucht es neue Regeln für die Formel 1?
Die Traditionalisten bei McLaren und Williams könnten darauf pochen, die Regeln klarer zu formulieren, um diesem Treiben ein Ende zu setzen und zumindest diese Konkurrenz aus der Welt zu schaffen. Doch Brundle winkt ab: "Wir haben doch nur 20 Autos im Feld." Sprich: Wenn Teams wie Haas ausgeschlossen werden, sinkt die Teilnehmerzahl in der Formel 1, weil es keine potenziellen Neueinsteiger gibt. Für die Veranstalter gelte es daher weiterhin, den Spagat zwischen "Milliardären" und "Herstellern" zu vollziehen, wie Brundle erklärt. "Es muss einfach Raum für alle geben."
Die große Frage ist allerdings: wie lange noch? Denn Brundle hat den Verdacht, dass auch die Formel-1-Eigentümer keine Fans der aktuellen Situation sind. Er meint: "Ich kann mir gut vorstellen, wie sich [Formel-1-Sportchef] Ross Brawn täglich Gedanken darüber macht, wie die Zukunft der Formel 1 am besten aussehen könnte." Ob es eine klare Trennlinie zwischen Konstrukteuren und Kundenteams braucht, ob vielleicht sogar ganze Kundenautos wieder erlaubt werden – und dergleichen mehr.
Für McLaren und Williams spielt diese Diskussion derzeit keine Rolle. Beide Rennställe kämpfen auch in der Formel-1-Saison 2019 darum, nicht noch weiter abzurutschen. Immerhin: McLaren hat sich mit dem bisherigen Porsche-LMP1-Teamchef Andreas Seidl verstärkt, den Brundle als "sinnvollen" Neuzugang für das Team wertet. "Sein Lebenslauf spricht für sich selbst." McLaren erwecke mit dieser Personalie den Eindruck, Struktur in die Aufholjagd bringen zu wollen. Brundle meint trotzdem: "Warten wir ab, was dabei herauskommt …"
McLaren hat die Formel-1-Saison 2018 mit 62 Punkten auf Position sechs der Konstrukteurswertung beschlossen. Williams blieb mit sieben Punkten nur der zehnte und damit letzte Platz. Zumindest für Williams war dies das schlechteste Abschneiden in der Teamgeschichte. Für McLaren ist es die größte sportliche Talfahrt seit dem Ende der 1970er-Jahre. Ob den britischen Traditionsrennställen 2019 die Trendwende gelingt, ist ungewiss.
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