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"Keine Ahnung, was man sich gedacht hat": Vettels scharfe Kritik an Ferrari

Deutliche Worte vom viermaligen Weltmeister in Richtung seines Teams: Sebastian Vettel macht Ferrari nach dem fünften Formel-1-Saisonrennen schwere Vorwürfe

"Wir stecken genau so im Verkehr, wie wir das eigentlich nicht wollten. Das haben wir heute früh besprochen. Ihr wisst, dass ihr das verpennt habt." Das funkte Sebastian Vettel im fünften Rennen der Formel-1-Saison 2020 in Silverstone an die Ferrari-Box. Und später legte der viermalige Weltmeister in diversen Interviews noch einmal nach.

Am deutlichsten äußerte sich Vettel, als er vom englischen 'Sky' gefragt wurde, ob er glaube, Ferrari setze identische Fahrzeuge für ihn und Charles Leclerc ein. Kurz schwieg er dazu. Dann sagte er: "Ich weiß es nicht. Ich denke ... es gibt etwas, das ich übersehe. Ich bin aber nicht sicher, was es ist."

Er könne sich seine anhaltende Formschwäche in Qualifying und Rennen jedenfalls nicht erklären, betont er auf Nachfrage des italienischen 'Sky'. Dort meinte Vettel, nach Platz zwölf in Silverstone: "Hinter uns liegen sehr schlechte zwei Wochen. Ich habe keine Ahnung, was mit der Pace passiert ist."

Vettels aktuelle Form ist "ein Fragezeichen"

Es sei alles "ein bisschen seltsam und etwas frustrierend", so bekundet Vettel. "Ganz ehrlich: Ich glaube, ich war in beiden Rennen in Silverstone genau gleich schnell. Ich glaube nicht, dass es eine Verbesserung gab. Mein Gefühl war etwas besser, aber die Leistung genau gleich."

Warum er mit dem SF1000 nicht schneller fahren könne, das sei "ein Fragezeichen", so sagt Vettel weiter, "aber ich kann nichts dagegen tun. Ich muss weiter versuchen, mein Bestes zu geben und möglichst ruhig zu bleiben."

Letzteres ist ihm im 70-Jahr-Jubiläumsrennen der Formel 1 nicht gelungen, von Anfang an nicht. Zwar war Vettel von P11 kommend ordentlich gestartet, aber schon in Kurve 1 kippte sein Rennen: Nach einem offenbar selbst verschuldeten Dreher fuhr Vettel dem Feld als Letzter hinterher.

Wie Vettel den Dreher in Runde eins erklärt

Was war geschehen? "Ich bin nicht ganz sicher", sagt Vettel bei 'Sky' und 'RTL'. Er schildert die Szene aus seiner Sicht: "Ich hatte einen sehr guten Start, auch auf dem härteren Reifen. Dann konnte ich nicht wirklich irgendwo hin in der ersten Ecke."

 

Sebastian Vettel

Nach dem Dreher fuhr Sebastian Vettel über die Auslaufzone zurück auf die Bahn

Foto: Motorsport Images

"Ich habe versucht, mich aus allem rauszuhalten. [...] Entweder war es der Randstein oder ein Auto von hinten, [aber] ich hatte einen Schlag bekommen und habe urplötzlich das Heck verloren."

 

Dabei hatte Vettel noch Glück im Unglück: Bei seinem Dreher verfehlte er das Fahrzeug von McLaren-Fahrer Carlos Sainz nur knapp und traf auch sonst keine nachfolgenden Autos.

Warum Vettel am Funk stänkerte

Trotzdem hatte er einen "Schaden", nämlich einen gewaltigen Rückstand. "Da war natürlich schon sehr viel Zeit verloren", meint Vettel. Er sei dann aber "überraschend schnell" wieder an das Feld herangefahren.

Es blieb aber turbulent für Vettel, weil er in Runde 22 zum Reifenwechsel an die Box geholt wurde - eine Entscheidung, die er nicht nachvollziehen kann. Zu diesem Zeitpunkt befand er sich vor Ferrari-Kollege Leclerc, den Ferrari bereits in Runde 18 mit frischen Reifen versorgt hatte. Vettel lief also Gefahr, den mit neuen Pneus bestückten Leclerc aufzuhalten.

Er selbst sieht die Szene aber ganz anders und meint, ihn per Boxenstopp aus dem Weg zu nehmen, das widerspreche einer zuvor getroffenen Abmachung. "Wir hatten genau über die Situation gesprochen, wenn es genau dazu kommt, das nicht zu machen. Und wir haben das dann gemacht."

Der Boxenstopp und dessen Folgen

Für ihn sei das "natürlich ein bisschen ... frustrierend" gewesen, sagt Vettel. Deshalb die deutliche Kritik per Funk. "Ich bin überrascht worden", so meint er. "Keine Ahnung, was man sich an der Boxenmauer gedacht hat."

Im Cockpit wisse er natürlich nicht über alles Bescheid, was sich auf der Rennstrecke tue. "Aber von da an", so sagt Vettel, "nach dem ersten Stopp, war dann [alles nur noch] Quark."

"Ich denke, ich hatte noch genug Speed, um draußenbleiben zu können. Die Gruppe, auf die ich aufgelaufen bin, fuhr genau die gleichen Zeiten wie ich mit den alten Reifen vorher. Es gab also keinen Grund zum Reinkommen."

Vettel: Sinnlose Reifentaktik bei Ferrari

Und Vettel weitet seine Kritik an Ferrari noch weiter aus, denn in Runde 33 holte man ihn erneut zum Reifenwechsel an die Box. "Das ergab keinen Sinn", sagt Vettel. "Warum den harten Reifen für zehn Runden nehmen und danach den Medium für 20? Am Ende gingen meine Reifen in die Knie."

 

Sebastian Vettel, Max Verstappen

Sebastian Vettel nach dem Rennen, das für ihn ohne WM-Punkte endete

Foto: Motorsport Images

Er sehe ein, dass die Startrunde mit seinem Dreher das Rennen beeinträchtigt habe, aber "von da an haben wir heute, glaube ich, keinen guten Job gemacht, was die Strategie angeht".

 

Formel-1-Experte Ralf Schumacher aber widerspricht Vettel bei 'Sky' und meint, Ferrari habe sehr wohl Grund gehabt, Vettel an die Box zu holen, "weil eines ist klar: Er war zu dem Zeitpunkt langsamer als Charles Leclerc. Charles kam von hinten."

Schumacher: Vettel muss zur Einsicht kommen!

Ferrari habe in dieser Situation zwei Möglichkeiten: "Entweder sagst du, Sebastian, fahr rüber. Dann verliert er auch Zeit. Und ich bin mir nicht sicher, ob Sebastian das gemacht hat. Die galanteste Version ist, ihn reinzuholen. In die Situation hat er sich nun mal selber gebracht."

"Deshalb muss ich sagen: Es ist sehr schade, wieder, dass er das so sieht und dass er das nicht in Ruhe mit dem Team bespricht", meint Schumacher. "Ich bin mir ziemlich sicher: Wenn er alle Informationen sieht, wird er auch anders darüber denken."

Der Dreher am Start gehe ebenfalls auf Vettels Kappe, es "sieht nach einem Fehler von ihm aus", erklärt Schumacher. "Er hat Angst davor, zu kollidieren, und ist auf den Randstein drauf. Etwas too much. Er fährt viel zu spitz rein und dafür gibt es eigentlich keine Notwendigkeit. Dann bricht das Auto ganz komisch aus."

"Ich kann es mir fast nur erklären, dass auf dem Randstein etwas passiert ist. Er dreht sich aber fast wie von alleine, nicht absichtlich, aber ..." Schumacher vollendet den Satz nicht, fügt dann aber hinzu: "Es sieht natürlich wieder sehr unangenehm aus für ihn. Sagen wir es mal so."

Auf die Frage, ob Vettel in dieser Form und mit solchen Fehlern überhaupt die Chance bekommen werde, die Saison 2020 zu Ende zu bringen, sagt Schumacher dann: "Das kommt darauf an. Wenn er so weitermacht, dann natürlich nicht."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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