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"Das ist nicht fair!" Leclerc wütet am Funk gegen Ferrari

Charles Leclerc wird durch einen Undercut von Sebastian Vettel überholt und ist anschließend stocksauer - Im Gegensatz zu Mercedes aber wohl Kollateralschaden

Er hatte die große Chance, etwas zu bewerkstelligen, was nur Damon Hill und Mika Häkkinen zuvor gelungen war: Nach seinem ersten Formel-1-Sieg gleich zwei weitere in Folge zu holen. Doch die beiden Ex-Weltmeister bleiben unter sich. Charles Leclerc hat den Hattrick verpasst. Ohne wirklich etwas dafür zu können.

So lief der Große Preis von Singapur 2019

In Runde 19 holt Ferrari Sebastian Vettel an die Box, der zu diesem Zeitpunkt auf Platz drei liegt. Schwer nachvollziehbar für Leclerc, der zu diesem Zeitpunkt die Spitze innehält. Der Undercut ist in erster Linie ein Angriff auf Lewis Hamilton, der zu diesem Zeitpunkt hinter Leclerc auf Platz zwei festhängt. Und als Rückversicherung gegen einen möglichen Boxenstopp von Max Verstappen, der prompt mit Vettel kommt.

Bilder: Formel 1 Singapur 2019

Hätte Ferrari Leclerc zuerst an die Box geholt, hätte das Team damit rechnen müssen, dass Hamilton die Runde danach zum Boxenstopp kommt. So hätte man Vettel nie am Mercedes-Piloten vorbei bekommen. Außerdem wäre Vettel so von Verstappen kassiert worden.

Mit der umgekehrten Taktik bestand nun die Möglichkeit, einen Doppelsieg zu holen - egal, in welcher Reihenfolge. Dass Vettel auch noch an Leclerc vorbeiging, war schlicht ein Kollateralschaden.

Erst Fassungslosigkeit, dann Frust

Natürlich war das für den Monegassen schwer zu verkraften. Seine erste Reaktion fällt noch verhalten aus: Als ihm sein Renningenieur eine halbe Runde nach dem Stopp mitteilt, dass er jetzt attackieren müsse, antwortet er: "Ja, aber was zur Hölle...?" Dabei mischt sich ein bisschen Fassungslosigkeit in seine Stimme.

 

Das verwundert nicht, denn Leclerc wurde nie am Funk darauf hingewiesen, dass Vettel bereits vor ihm gestoppt hat. Ihm wurde lediglich mitgeteilt, dass Hamilton in DRS-Distanz ist. Erst an der Boxenausfahrtslinie kommt der Funkspruch, dass es "eng mit Seb" werden würde. Leclerc muss aus allen Wolken gefallen sein.

Eine Runde später erkundigt er sich: "Soll das jetzt etwa so bleiben?" Die Antwort: Er solle warten, bis Hamilton gestoppt hat. Leclerc fügt hinzu: "Er [Vettel] fährt langsamer als ich könnte." Antwort: "Verstanden."

Erst langsam dämmert Leclerc, dass er den Sieg wohl verloren hat. Die nächsten Runden über funkt er immer wieder frustriert an die Box. Er musste sich aber bald wieder nach vorne konzentrieren, weil einige Fahrzeuge zum Überholen anstanden, die noch nicht gestoppt hatten.

Mehr Zeit, um sich Luft zu machen, boten dann die Safety-Car-Phasen. "Um ehrlich zu sein, verstehe ich den Undercut überhaupt nicht. Wie auch immer, wir werden das nach dem Rennen besprechen", funkt der 21-Jährige an die Box.

Auf die Antwort seines Renningenieurs, dass er sich konzentrieren und auf seine Reifen achten solle, funkt er zurück: "Das tue ich und das werde ich bis zum Ende des Rennens tun. Ich will euch nur über meine Gefühle in Kenntnis setzen." Sein Ingenieur wirkt mildernd auf ihn ein: "Es ist das Beste, was wir machen konnten. Du machst einen super Job. Du wirst es nach dem Rennen verstehen."

 

Angriff erst freigegeben, dann abgeblasen

Anschließend vergewissert sich Leclerc: "Aber wir können doch attackieren, oder?" Die Antwort: "Riskiere nichts. Du kannst es probieren, aber nichts riskieren."

Genau das wollte er dann am Ende der zweiten Safety-Car-Phase umsetzen. Als er gebeten wird, die Einstellung "SOC7" zu verwenden, antwortet Leclerc: "Ich will alles, sogar Motorenprogramme."

Erst jetzt gibt es eine klare Ansage vom Kommandostand, die Leclerc aber nicht gefallen haben dürfte: "Charles, wir müssen das Auto nach Hause bringen und die Antriebseinheit managen." Leclerc wehrt sich: "Ja, ich werde auch nichts Dummes anstellen, das ist nicht mein Ziel. Ich will, dass wir auf den Plätzen eins und zwei landen. Ich denke einfach, das ist nicht fair! Aber ich werde nichts Dummes machen."

Die Angriffsmappings bekommt er dennoch nicht und er sollte bei keinem Restart mehr eine Gefahr für Sebastian Vettel darstellen. Ferrari holt so den ersten Doppelsieg seit Ungarn 2017. Kurz nach der Zieldurchfahrt wird er gebeten, den "Slow Button" zu betätigen. Und er sei Zweiter geworden. "Ja, ich weiß", funkt Leclerc zerknirscht zurück. "Wir sprechen uns später." Mehr sagt er nicht mehr bis zum Verlassen des Fahrzeugs.

Wie der Ferrari-Schlachtplan aussah

In den ersten offiziellen Interviews spielt er natürlich ganz den Teamplayer, lässt seine Frustration aber hier und da durchblicken: "Natürlich ist es immer hart, auf so eine Weise einen Sieg zu verlieren, aber letztlich ist es ein Doppelsieg für das Team und darüber freue ich mich."

 

"Der erste Doppelsieg der Saison und das verdienen alle unsere Jungs. Wir haben hier auf einen Podiumsplatz gehofft und am Ende die ersten beiden Plätze belegt. Was mich betrifft, bin ich enttäuscht, wie es wohl jeder wäre. Die Strategie wurde vor dem Rennen festgelegt und ich habe mich an den Plan gehalten. Am Ende war der Doppelsieg das Wichtigste."

Erst nach der Siegerehrung wurde er erstmals darüber aufgeklärt, was eigentlich genau die Situation gewesen ist. Und so gab er sich beim anschließenden Interview bereits wieder versöhnlicher: "Man hat als Fahrer nicht den Überblick über die gesamte Situation. Es ist in solchen Fällen immer schwierig, weil man nur seinen eigenen Blickwinkel hat."

"Natürlich habe ich nicht damit gerechnet, dass Seb mich überholen würde. Das war ziemlich frustrierend aus dem Auto heraus. Aber ich verstehe diese Entscheidung, wie sie getroffen wurde und dass es das Beste für das Team war. Aber es ist schwierig, so etwas aus dem Auto heraus nachzuvollziehen und dann ziemlich frustrierend."

Charles Leclerc, Sebastian Vettel, Max Verstappen

Die Körpersprache auf dem Podium sprach Bände

Foto: LAT

Ferrari hatte einen Schlachtplan vor dem Rennen entwickelt: In der Anfangsphase sollte Leclerc langsam machen und das Feld dicht beisammen halten, um zu verhindern, dass ein anderes Team einen Undercut fahren kann. Auf ein Kommando sollte dann kurz vor dem Stopp attackiert werden. Dazu kam es aber nicht, weil Vettel urplötzlich reingeholt wurde.

"Ich habe mich ganz an den Plan gehalten", versichert Leclerc, auch im Hinblick auf die Geschehnisse im Monza-Qualifying. Ich habe den Undercut nicht verstanden. Aber manchmal läuft es so. Ich brauche nur eine Bestätigung vom Team: Dass es nicht möglich gewesen wäre, einen Doppelsieg in der Reihenfolge vor dem Boxenstopp zu holen."

Sebastian Vettels Mitleid hält sich nach den Ereignissen im Monza-Qualifying in Grenzen: "Ich weiß nicht, was der ausschlaggebende Punkt war, aber ja natürlich war ich in Monza nicht zufrieden. Und vielleicht war heute er nicht ganz zufrieden."

Mit Bildmaterial von LAT.

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