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Dauerstreams und Formel-1-Vergleich: Norris erklärt seine Sim-Racing-Welt

Lando Norris gilt neben Max Verstappen als einer der besten Sim-Racer der Formel 1: Der Brite erklärt, warum Profi-Gamer (noch) besser sind und wie es zuhause aussieht

Nichtstun in Zeiten des Coronavirus? Nicht mit Lando Norris! Der McLaren-Pilot gehört zu einer Reihe von Formel-1-Piloten und anderen Motorsportlern, die sich in diesen Tagen exzessiv mit dem Thema Sim-Racing auseinandersetzen. Norris war schon vor dem erzwungenen Shutdown begeisterter Konsolenvirtuose und duellierte sich etwa des Öfteren mit Max Verstappen vom heimischen Wohnzimmer aus.

Doch seit dem Aus aller anderen Aktivitäten befindet sich Norris quasi im Dauereinsatz. Der Brite nimmt an praktisch allen bekannten Sim-Racing-Formaten mit Formel-1-Bezug teil, sei es der virtuelle Formel-1-GP, die #NotTheGP-Serie von Veloce oder die Meisterschaftsreihe des bekannten E-Sport-Teams Redline, in der sich Verstappen am Freitag zum Meister krönte.

Seine Community lässt er dabei über Twitch teilhaben - und das stundenlang. "Ich streame jeden Tag", sagt er im Gespräch mit 'Motorsport.com'. Durchschnittlich vier bis fünf Stunden lässt er Fans via Stream in sein Wohnzimmer. Norris fährt dann an der Konsole und macht durchaus den ein oder anderen Spaß.

Als er vor zwei Wochen Verbindungsprobleme beim virtuellen Formel-1-Grand-Prix in Bahrain hatte und von ganz hinten starten musste, kontaktierte er live kurzerhand vor dem Rennen Max Verstappen, Carlos Sainz oder seinen Renningenieur, um sich Tipps für den Lauf abzuholen. Bei den Fans kommt das in der motorsportfreien Zeit natürlich an und macht den Briten nahbar.

 

Norris steht für eine völlig neue Generation Formel-1-Fahrer. Einer, die sich auch zuhause an den Computer setzt und in der Freizeit virtuelle Rennen gegen andere fährt. Einen Kimi Räikkönen, Lewis Hamilton oder noch früher Michael Schumacher kann man sich da nur schwer vorstellen. "Jüngeren macht das Spaß", weiß Norris und erklärt die Faszination E-Sport.

Was Formel-1-Fahrer am virtuellen Sport reizt

Denn viele können sich vielleicht vorstellen, warum normale Leute zuhause mit dem virtuellen Rennsport anfangen - einfach, weil sie sich dann fast wie ein echter Rennfahrer fühlen können. Doch was reizt einen echten Rennfahrer, quasi den Schritt zurück zu machen und nicht mehr das Gefühl eines echten Rennwagens zu haben? "Die Konkurrenzfähigkeit", betont Norris.

Am Computer hat er die Chance, gegen andere Spitzenfahrer aus anderen Meisterschaften und gegen echte Sim-Racing-Profis anzutreten. "Alles ist nur durch Hundertstel und Tausendstel getrennt. Wir wollen alle die perfekte Runde und Platz eins erreichen. Es macht einfach genauso Spaß wie im echten Leben", sagt er.

"Du glaubst immer daran, dass du die anderen schlagen kannst, also spielst du mehr und siehst deinen Fortschritt. Es ist ein Kreislauf."

Norris gehört unter den Motorsportlern schon zu den Sim-Racing-Veteranen, doch in einer Liga mit den echten Profis sieht er sich noch lange nicht. "Sie stecken da eine Menge Zeit rein", erzählt er. Dadurch hätten sie auch gegenüber den echten Rennfahrern einen Vorteil.

"Sie wissen, wann sie pushen können und wann nicht, welche Randsteine man benutzen kann, wie man das Potenzial des Autos maximiert, sei es Gangwechsel oder Benzinzufuhr oder DRS. Es sind simple Dinge, die sich aber am Ende auf die Rundenzeit auswirken", so der McLaren-Pilot, der die Grundlage dafür kennt: "Es beginnt mit Stunden und Stunden und Stunden, die man in das Spiel investiert."

Er hat beobachtet: Wenn die Profis dann in andere Spiele wechseln - und davon gibt es ja nicht wenige -, "dann sind sie nicht mehr so besonders wie im anderen Spiel, das sie immer spielen."

Von der Playstation zum Hightech-Simulator

Norris ist vor allem auf der Plattform iRacing zuhause, das im Gegensatz zu Spielen wie dem offiziellen Formel-1-Game schon ziemlich tief in den Bereich Simulation geht. Angefangen hat es bei ihm aber wie bei den meisten auf der heimischen Playstation im Kindesalter.

"Mein Dad hatte eine Playstation 2, und ich habe dann mit einem Lenkrad und Pedalen angefangen." Diese waren damals noch am Tisch festgemacht. Wenig später wurde es dann etwas professioneller: "Meinen ersten Simulator habe ich mit elf bekommen. Das war der erste vernünftige Simulator, um online zu spielen. Ich war nicht gut. Es war okay, weil ich wusste, wie man fährt, aber ich war nicht super."

 

Mittlerweile gehört die Ausrüstung bei Norris zuhause schon zum Besten, was man bekommen kann. "Mehr geht nicht, alles andere wird größer und teurer", sagt er. Und dann wäre man schon fast im echten Simulator-Bereich angelangt, wie ihn auch die Formel 1 nutzt. "Irgendwann wird es extrem teuer. Ich denke nicht, dass jemand so weit gehen will", so Norris.

Und damit sind wir bei der Frage, die sich sicherlich viele stellen: Inwiefern unterscheidet sich das heimische Sim-Racing vom echten Formel-1-Simulator? "Es gibt Unterschiede. Manchmal aber auch nicht", sagt Norris. Vor allem im Aufbau unterscheiden sich beide Varianten voneinander. Während Lenkrad und Pedale im Simulator dem echten Formel-1-Auto nachempfunden sind, ist das zuhause nicht so.

Der Unterschied zum Formel-1-Simulator

"Zuhause habe ich das Beste, was man für einen Heimsimulator haben kann. Ich habe hydraulische Pedale und versuche alles, so realistisch wie möglich zu machen - wie im Formel-1-Auto. Aber am Ende ist es nicht das Gleiche", meint er.

Zudem befindet sich der McLaren-Simulator auf einer sich bewegenden Plattform, sodass der Fahrer ein besseres Gespür dafür bekommt, was das Auto macht. Zudem ist er in einer großen Halle stationiert, während Norris zuhause in einem kleinen Raum fährt - und das auf drei Monitoren anstatt einem großen.

Lando Norris

Virtuelle Rennen fährt Norris aus Spaß, nicht zum Training für die Formel 1

Foto: Motorsport Images

Sich auf Formel-1-Niveau zu bewegen, ist für den Engländer aber ohnehin nicht nötig: "Wenn ich ernsthaft fahren und mich vorbereiten möchte, gehe ich einfach zu McLaren. Das sind zwei Minuten", meint er.

Übrigens: Auch die Software ist im Simulator eine andere. "Wir spielen nicht iRacing oder F1 2019 im Simulator", lacht Norris. Stattdessen nutzt jedes Team sein eigenes Modell, das in jahrelanger Arbeit speziell für den Simulator entwickelt wurde.

Virtueller Formel-1-GP eher Spaß als ernst

Am heutigen Sonntag ist Norris gleich in zweifacher Mission unterwegs. Um 19 Uhr MESZ startet Veloces #NotTheGP, um 21 Uhr fährt die Formel 1 den virtuellen Australien-Grand-Prix, weil es die neue Strecke von Vietnam nicht in F1 2019 gibt.

Beides wird auf dem offiziellen Formel-1-Spiel praktiziert, doch etwas mehr Spaß hat Norris in der Veloce-Serie. "Veloce ist in gewisser Weise etwas ernsthafter, weil man große YouTuber und Content Creator hat, aber auch Simulatorfahrer", erklärt er. Beim letzten Mal waren aus Deutschland etwa Felix von der Laden (auch bekannt als Dner) und Pietsmiet dabei, dazu gestandene Sim-Racing-Profis.

 

Die Formel-1-Serie hatte hingegen Prominente und alteingesessene Formel-1-Fahrer, die nicht unbedingt mit der Materie etwas anfangen konnten. "In der Formel 1 ist es mehr entspannter und Fun", sagt Norris. "Vermutlich mag ich Veloce im Moment mehr, weil du es ernster nehmen musst, aber die Formel-1-Sachen machen auch Spaß, weil du noch gegen echte Fahrer fährst."

Für das Formel-1-Rennen heute haben sich unter anderem Charles Leclerc, Alexander Albon, George Russell, Nicholas Latifi und Antonio Giovinazzi angekündigt. Die ganz, ganz großen Namen, wie sie etwa die MotoGP-Meisterschaft mit Marc Marquez hatte, oder die IndyCar-Serie, die einen Großteil des echten Feldes bewegen konnte, fehlen jedoch.

"Es wird niemand gezwungen", sieht Norris den Grund dafür. "Im Moment ist es freiwillig und nicht jedem macht das Spaß", sagt er. Trotzdem freut er sich, dass auch Fahrer wie Ex-Weltmeister Jenson Button nun am Start sind. "Der war für sein erstes Mal ziemlich schnell", staunt Norris. "Aber nicht jedem macht das Gleiche Spaß, und darum ist es in der Formel 1 jetzt so."

Von Autoscooter und Strafen

Trotzdem bleibt der virtuelle Rennsport eine ganz eigene Welt, die nicht jeder Fan nachvollziehen muss. Wer selbst mal an der Konsole virtuell gegen andere gefahren ist, der weiß, dass öffentliche Lobbys gerne auch mal in Autoscooter-Rennen ausarten können. Auch bei den "Profi"-Events in Bahrain war das teilweise so.

Und Max Verstappen ist auf dem Weg zu seinem Titel in der Redline-Serie nicht nur einmal mit einem anderen Fahrer aneinandergeraten - auch mit Lando Norris. Der Brite selbst beteuert aber, virtuell keinen anderen Fahrstil als in der Realität zu haben und es auch nicht rücksichtsloser anzugehen, weil ja im Grunde nichts passieren kann.

Lando Norris

Bei Lando Norris krachte es virtuell in den vergangenen Tagen öfter

Foto: F1 (YouTube)

"Du hast viele Programme, die Schäden und Strafen simulieren", erklärt er. Zudem gibt es in manchen Serien "echte" Rennkommissare, die Strafen aussprechen können. "Wir haben ein Strafsystem für Leute, die sich mehrfach schlecht verhalten", so Norris. Finanzielle Strafen wie in echten Meisterschaften gibt es da aber nicht.

"Natürlich kann man manchmal mehr Risiken eingehen. Und wenn man crasht, drückt man Reset. Aber in manchen Rennen versuchen wir es, seriöser anzugehen." Aber dann kommt wieder der Moment, in dem man merkt, dass man doch nur am Computer fährt. Wenn etwa die Verbindung wie in Bahrain abbricht. "Man hat immer solche Dinge oder ein Windows-Update, was mitten in der Runde kommt", lacht Norris. "Das passiert."

"Wie andere Kinder Call of Duty spielen ..."

Abseits der Rennen streamt Norris in diesen Tagen fleißig weiter. Vergisst er dann auch manchmal zu essen oder aufs Klo zu gehen? "Ich denke nicht, dass ich vergesse, aufs Klo zu gehen", lacht Norris.

"Ich habe keinen festen Plan beim Essen, aber ich muss auf mich aufpassen und auch Dinge tun, damit ich gesund bleibe. Manchmal ist man aber so drin, dass man die Zeit vergisst. Dann schaut man auf die Uhr, es ist um 11 und du hast das Abendessen vergessen."

 

Und manchmal hat aber auch Norris genug von Rennspielen, dann darf es gerne auch einmal etwas anderes sein: "Manchmal möchte ich wie andere Kinder sein und Call of Duty spielen", erzählt er. Und erst in dieser Woche rasierte er sich für einen guten Zweck die Haare ab.

Seine Fans werden also auch ohne Formel 1 derzeit gut unterhalten.

Mit Bildmaterial von Lando Norris (Twitch).

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