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Exklusiv: Warum sich Alfa Romeo für Guanyu Zhou entschieden hat

Im exklusiven Interview erklärt Alfa-Romeo-Teamchef Fred Vasseur, warum die Wahl auf Guanyu Zhou fiel und was er sich vom neuen Fahrerduo für 2022 verspricht

Es hat eine Weile gedauert, bis die Bestätigung kam, aber am Dienstag gab Alfa Romeo endlich bekannt, dass Guanyu Zhou das Formel-1-Team in der nächsten Saison verstärken und Teamkollege von Valtteri Bottas sein wird alle Infos hier. Damit wird der 22-Jährige der erste chinesische Fahrer in der Königsklasse des Motorsports.

Es ist kein Zufall, dass die Ankündigung nur wenige Wochen nach der Bestätigung der Formel 1 erfolgte, dass der chinesische Grand Prix nach einer dreijährigen Pandemiepause im Jahr 2023 zurückkehren wird, mit einem Vertrag, der bis 2025 läuft.

Der frühere Formel-1-CEO Chase Carey und sein Nachfolger Stefano Domenicali haben China oft in einem Atemzug mit den USA genannt, wenn es um jene Märkte geht, die sie erobern wollen, und mit Zhou hat die Formel 1 nun die Chance, genau das zu tun.

Vasseur sieht "riesige Chance" für die Formel 1

Im gesamten Fahrerlager hofft man, dass er den gleichen Einfluss haben wird wie Max Verstappen in den Niederlanden oder Sergio Perez in Mexiko.

"Ich denke, für die Firma, für die Arbeit der aktuellen Sponsoren, für die neun anderen Teams, für die Formel 1 im Allgemeinen, ist es eine riesige Chance. Einfach riesig", sagt Teamchef Fred Vasseur gegenüber 'Motorsport.com'.

"Es ist wirklich wichtig, wenn man das Team weiterentwickeln will, aber auch für die Formel 1 ist der Ansatz derselbe. Es hat Sinn, einen neuen Markt wie China zu erschließen."

"Und ich denke, dass Zhou der perfekte Botschafter dafür sein wird, weil er in der Juniorserie sehr gut abgeschnitten hat, viel besser als jeder andere Chinese vor ihm. Ich weiß aber genau, dass es eine Herausforderung sein wird, denn es ist immer eine Herausforderung, wenn man in die Formel 1 einsteigt", sagt Vasseur.

 

Zhou bringt natürlich sein eigenes Sponsoringpaket mit, aber seine Ankunft ist auch für die anderen bestehenden Geldgeber des Teams ein Gewinn. Alfa Romeo verkauft Autos in China, während Titelsponsor Orlen ebenfalls eine starke Präsenz hat.

"Alle sind begeistert", betont Vasseur. "Es geht nicht nur um Alfa Romeo, Orlen oder einen anderen, sondern jeder versucht, kommerzielle Beziehungen zu China zu entwickeln, und das ist der beste Weg, dies zu tun." Man hofft, dass in den kommenden Saisons weitere chinesische Firmen an Bord kommen werden.

Zhou war es aus vielen Gründen "die erste Wahl"

"Es geht viel mehr um das Potenzial. Es könnte viel schneller gehen als 2023/24. Für uns und unsere Vertriebsabteilung ist das eine riesige Chance, und wir müssen daran arbeiten."

Die kommerzielle Seite ist der Schlüssel zu seinem Vertrag, aber es wäre falsch, Zhou als Paydriver abzutun - schließlich gibt es viele andere in der aktuellen Startaufstellung, die an kommerzielle Pakete gebunden sind. Doch ist auch ein vielversprechendes Talent, das in seiner Karriere einen stetigen Aufwärtstrend gezeigt hat.

Derzeit liegt Zhou auf Platz zwei der FIA-Formel-1-Meisterschaft, zugegebenermaßen in seinem dritten Jahr in dieser Kategorie, aber damit ist er mehr als qualifiziert, den Aufstieg zu schaffen. "Es war eine wichtige Entscheidung für die Firma, für die Zukunft der Firma", bekräftigt Vasseur.

"Für 2022 steht eine große Veränderung in Bezug auf die Regeln an. "Wir haben alle Möglichkeiten evaluiert, die auf dem Tisch lagen. Valtteri war eine offensichtliche Wahl. Und neben Valtteri hatten wir mehrere Optionen. Zhou ist aus vielen Gründen die erste Wahl."

"Es ist nie nur eine Sache. Performance steht nicht nur auf einer Säule, sondern immer auf einer Kombination aus Speed, Zusammenarbeit mit dem Team und dem Teamkollegen, der finanziellen Seite. Für die Weiterentwicklung der Firma ist das ein guter Schritt nach vorn."

Guanyu Zhou

Guanyu Zhou wird der erste chinesische Stammfahrer in der Formel 1 sein

Foto: Alfa Romeo

Ein interessanter Aspekt von Zhous Karriere ist, dass sich seine Familie schon früh dafür einsetzte, ihn als Teenager nach Europa zu holen. Das war ein großer Schritt, der sich gelohnt hat.

"Abgesehen von der Tatsache, dass er Chinese ist, ist es beeindruckend, mit 13 Jahren einen solchen Schritt zu machen. Denn ich glaube, er war 13, als er nach Italien kam", sagt Vasseur. "Ich erinnere mich gut daran, als Jungs wie Stoffel Vandoorne nach Japan gingen, sie waren viel älter, aber für sie war es eine große Sache."

"Wir dürfen das nicht unterschätzen. Wenn sie in der Lage sind, diesen Aspekt der Situation zu bewältigen, machen sie in ihrer Entwicklung einen guten Schritt nach vorn, denn es ist eine echte Herausforderung", weiß der Formel-1-Teamchef.

Welche Erfolge Zhou bisher vorweisen kann

Fortschritte sind ein Markenzeichen von Zhous Karriere, die von einem Managementteam gesteuert wird, zu dem auch der ehemalige Manor/Marussia-Teamchef Graeme Lowdon gehört.

Als Vizemeister der italienischen Formel-4-Meisterschaft 2015 - in einem Feld, in dem auch Lando Norris gelegentlich auftrat - verbrachte Zhou anschließend drei Saisons in der Formel 3 bei Motopark und zuletzt bei Prema, wo er in seinem letzten Jahr einige Rennen gewann.

Als er mit UNI-Virtuosi in die Formel 2 aufstieg, erreichte er 2019 mehrere Podiumsplätze und holte 2020 seinen ersten Sprintsieg. In der Meisterschaft wurde er Sechster. In diesem Jahr hat er mit Siegen in Bahrain und Silverstone einen weiteren Schritt gemacht.

"Sie wissen, dass ich der Nachwuchsserie viel Aufmerksamkeit schenke", sagt Vasseur. "In der Formel 2 hat er sich vergangenes Jahr gut geschlagen, und auch in dieser Saison läuft es für ihn sehr gut. Er hat zwei oder drei Polepositions geholt. Er hatte einige Siege. Ich denke, wenn man in der Lage ist, in Silverstone zu gewinnen, ist das ein gutes Zeichen."

"Er ist ein Spitzenkandidat. Er kann am Ende immer noch Meister werden, aber es ist sehr eng. Er macht einen sehr soliden Job. Das ist ein guter Grund für uns, mit ihm weiterzumachen."

"Wir haben in der Juniorenserie nicht zusammengearbeitet, und ich kenne ihn nicht sehr gut. Aber wenn man sich umschaut, scheint er sich verbessern zu können, und das bedeutet, dass er clever ist und Schritt für Schritt seine Arbeit macht. Wer weiß, ob er am Ende Meister wird oder nicht? Es ist noch ein bisschen zu früh."

"Aber er hat in dieser Saison in der Formel 2 sehr starke Leistungen gezeigt, starke Qualifyings, starke Rennen. In einigen Rennen ist er einfach geflogen. Ich denke, dass er eine gute Kombination aus allem ist. Und ich mag auch seine Herangehensweise, ein gutes Verhältnis zur Teamleitung zu haben, und das ist wichtig."

Neueinsteiger sammelte Erfahrung bei Alpine

Diesen Schwung will Vasseur beibehalten: "Wenn er in der Lage ist, sich über die Jahre hinweg zu verbessern und solche Fortschritte zu machen, zeigt das, dass er die richtige Einstellung hat. Sein Management ist sehr erfahren. Sie können ihm helfen, und wir kennen uns schon seit Jahren. Es ist auch gut, diese Art von Beziehung im Umfeld zu haben."

Zhou hat im Stillen als Juniorfahrer bei Alpine gearbeitet, ist im Simulator gefahren, hat das alte Renault-Chassis des Teams getestet und Anfang des Jahres das erste Freie Training in Österreich absolviert. Damit geht er also nicht völlig unvorbereitet in seinen ersten Probelauf mit Alfa Romeo in Abu Dhabi nächsten Monat.

"Er hat vielleicht zehn Testtage oder etwas in der Art absolviert und eine Menge Simulator-Sitzungen. Das ist ein gutes Training, und es ist wichtig, weil wir genau wissen, dass die Anzahl der Testtage im nächsten Jahr schwierig sein wird", so Vasseur.

"Wir haben sechs Testtage auf dem Papier, plus Abu Dhabi. Aber wir wissen, dass wir in Bahrain oder Barcelona Probleme mit dem Wetter haben könnten und dass die Zuverlässigkeit nicht garantiert ist, weil es ein komplett neues Auto ist."

Eines ist klar: Zhou ist jetzt ein Alfa-Romeo-Fahrer und lässt Alpine hinter sich. "Er wird nicht mehr von Alpine gemanagt und steht nicht mehr dort unter Vertrag", sagt Vasseur. "Das war mir wichtig, denn ich muss frei sein und auf die Zukunft hinarbeiten können. Ein Einjahresprojekt, wenn ich wüsste, dass es für 2023 keine Chance gibt, ergibt keinen Sinn."

"Ich habe ein gutes Verhältnis zu Alpine", betont er. "Und es ist mir auch wichtig, sehr offen zu sein und mit ihnen die Situation zu besprechen. Am Ende ist es auch für sie eine gute Geschichte, sie haben ihm geholfen, in die Formel 1 zu kommen."

Valtteri Bottas

Valtteri Bottas wird 2022 die Teamleader-Rolle bei Alfa Romeo übernehmen

Foto: Motorsport Images

Alfa geht als einziges Team, das beide Fahrer ausgetauscht hat, in die neue Formel-1-Saison 2022. Es ist eine faszinierende Kombination, bei der Bottas als klarer Teamleader endlich aus dem Schatten von Lewis Hamilton heraustreten kann und Zhou als Rookie seine ersten Schritte machen wird.

"Dieses Line-up mit Valtteri, der Polepositions und Rennsiege errungen hat, ist ein großer Schub für die Firma", sagt Vasseur. "Wir wissen auch, dass nächstes Jahr ein enormer Druck auf seinen Schultern lasten wird."

"Ich mag dieses Gefühl am Ende des Tages, weil wir alle unter Druck arbeiten. Und das ist die DNA unseres Geschäfts. Das nächste Jahr wird aus verschiedenen Gründen eine große Herausforderung für uns sein, mit Zhou, mit Valtteri und mit dem neuen Auto. Es ist eine aufregende Herausforderung."

Alfa Romeo für 2022 komplett neu aufgestellt

Was das Team nicht haben wird, ist Kontinuität im Cockpit. Ist das Fehlen eines Bezugspunkts bei all den anderen Veränderungen nicht ein Handicap? "Ich glaube nicht", sagt Vasseur.

"Ich weiß, dass Günther (Steiner, Haas-Teamchef; Anm. d. R.) davon überzeugt ist, aber ich glaube das nicht. Ich denke, dass es wichtig ist, jemanden mit Erfahrung zu haben. Denn die Mannschaft könnte ein bisschen verloren sein. Aber dann den Vergleich mit dem Vorjahresauto zu ziehen, hat keinen Sinn."

Man könnte argumentieren, dass eine Regeländerung der ideale Zeitpunkt ist, um einen Rookie ins Team zu holen, da es auch für alle anderen eine Umstellung bedeutet. Doch Vasseur sagt: "Ich weiß nicht, ob es einen guten Zeitpunkt gibt, es zu tun."

"Wenn man sich das heutige Reglement ansieht, ist das ein ziemlich großer Schritt. Aber andererseits ist die Formel 2 auch eine gute Vorbereitung, denn sie fahren bereits mit dem 18-Zoll-Reifen von Pirelli. Sie fahren auf den gleichen Strecken. Ich denke, dass das Timing für ihn gut ist."

Zhou ist auch klug genug, keine Unruhe zu stiften und sich bei seinem neuen Teamkollegen zu abzuschauen, was er kann. "Ich hoffe, dass wir ihm die Möglichkeit geben werden, von Valtteri zu lernen", blickt Vasseur voraus. "Und es ist immer von Vorteil, jemanden mit Erfahrung an seiner Seite zu haben."

"Wenn der Kerl in der Lage ist, Polepositions einzufahren und Rennen zu gewinnen, ist das ein gutes Vorbild. Außerdem denke ich, dass Valtteri ein guter Profi ist, ein guter Kerl. Er wird für das Team hilfreich sein, er wird für Zhou hilfreich sein, und die Zusammenarbeit wird gut sein."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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