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Analyse: Was die Motoren-Saga für die Zukunft der Formel 1 bedeutet

Die langerwartete Entscheidung in der Motoren-Rochade um Honda ist endlich gefallen. Die Folgen für die Formel 1 sind viel weitreichender als es zunächst scheint. James Allen analysiert die Zukunft der Serie und der betroffenen Teams.

Christian Horner, Red-Bull-Teamchef, Zak Brown, McLaren-Chef, Cyril Abiteboul, Renault Sport F1, Ges

Christian Horner, Red-Bull-Teamchef, Zak Brown, McLaren-Chef, Cyril Abiteboul, Renault Sport F1, Ges

Sutton Images

Motorsport Blog

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Es gibt dramatische Tage in der Geschichte der Formel 1 – auch der Freitag in Singapur wird in die Historie eingehen. Die Puzzleteile haben sich zusammengefügt und die Scheidung von McLaren und Honda ist beschlossene Sache.

Die Entscheidung, die am 15. September 2017 in Singapur endlich öffentlich wurde, beeinflusst die Zukunft der Serie in den kommenden Jahren nachhaltig. Dabei werden sich die Auswirkungen nicht nur auf dem Motoren- und den Fahrermarkt begrenzen, auch die kommerziellen Aspekte des Sports werden die Folgen zu spüren bekommen. Durch die neuesten Entwicklungen gewinnen die Diskussionen über eine Regelnovelle, die Budgetobergrenze und die Ausrichtung der Serie ab 2021 eine vollkommen neue Dynamik.

McLaren als Auslöser

Fernando Alonso, McLaren MCL32
Fernando Alonso, McLaren MCL32

Foto: Sutton Images

McLaren wird von einem Honda-Werksteam zu einem Renault-Kundenteam werden. Besonders finanziell gesehen hat dies erhebliche Konsequenzen. Wenige Teams haben bisher einen solchen Weg aus freien Stücken heraus gewählt. Aber es ist verständlich. Die Scheidung von McLaren und Honda ist die Folge von gebrochenen Versprechen, schlechten Leistungen und dem Glauben, dass dieser Weg die einzig mögliche Lösung für McLarens aktuellen Probleme ist.

Mit der Firma, die die späten 1980er- und 1990er-Jahre der Formel 1 dominierte, hat Honda nicht mehr viel zu tun, vielmehr sind die Japaner nicht wiederzuerkennen. Es heißt oft, die Ingenieure hätten es nicht geschafft, die komplexe Technik zu verstehen. Aber Honda ist der weltgrößte Motorenhersteller überhaupt. Denken wir deshalb zurück an die späten 2000er-Jahre. Auch dort hatte Honda bereits seine Probleme, und das mit den deutlich einfacheren V8-Saugmotoren. Vor allem besaßen die Japaner damals ihr eigenes Team. Das aktuelle Versagen legt deshalb eher den Schluss nahe, dass es sich vielmehr um ein kulturelles Problem handelt.

Die Verantwortlichen bekommen nicht die richtigen Hinweise von den ihnen unterstellten Ingenieuren, irgendwo in der Handlungskette scheint es eine Blockade zu geben. Es entsteht sogar der Eindruck, die Blockade selbst habe ein gewisses System. Wie lässt es sich sonst erklären, dass das Programm im Vergleich zu 2016 sogar Rückschritte zu verzeichnen hatte? Oder warum die für Montreal versprochenen Verbesserungen am Motor nie Wirklichkeit wurden?

Es ist mit Sicherheit eine der bizarrsten Episoden der jüngeren Formel-1-Geschichte. Nach 3 quälenden Jahren hatten McLarens neues Management und die Anteilseigner schlicht und ergreifend genug. Auch Fernando Alonso hatte signalisiert, dass er ein weiteres Jahr mit Honda nicht hinnehmen würde. Dank den Renault-Motoren kann davon ausgegangen werden, dass er sich zum Team bekennt und ihm erhalten bleibt. Sein Einfluss ist nicht zu unterschätzen, denn seine erfolgreiche Vergangenheit mit Renault bringt ihn in eine starke Position.

Renault zahlt es Red Bull heim

Max Verstappen, Red Bull Racing RB13
Max Verstappen, Red Bull Racing RB13

Foto: Sutton Images

Diese Entwicklungen hatten unerwartete Konsequenzen, vor allem für Red Bull. Renault hat dem Team mitgeteilt, dass es nach 2018 keine Motoren mehr erhalten wird. Diese Wendung hatte so wohl niemand erwartet. Aber es gibt gute Gründe, warum Renault so handelt.

Nach 4 gemeinsamen Weltmeisterschaften hatte Red Bull Renault ab dem Jahr 2014 regelmäßig sehr stark kritisiert. Durch diese anhaltende Kritik hat sich Red Bull in eine Situation manövriert, die nur noch 2 mögliche Szenarien zuließ: Entweder bei Renault bleiben, oder ab 2019 beziehungsweise 2020 den Honda-Werksmotor einsetzen – für den Fall, dass den Japanern der große Wurf gelingt. Durch die Entscheidung von Renault, das Team nicht mehr mit Motoren zu beliefern, bleiben Red bull wohl nur noch die Aggregate aus dem japanischen Sakura.

Langfristig gesehen haben die Österreicher auch mit Porsche ein Eisen im Feuer. Der deutsche Hersteller hat vorsichtiges Interesse bekundet, ab 2021 und im Rahmen der neuen Motorenformel einzusteigen. Wagt Porsche den Einstieg in die Formel 1, dann ist ein Schaulaufen um die Zuwendungen des Herstellers sicher. Dabei müsste sich Red Bull auch gegenüber der Konkurrenz von McLaren bewähren.

Die kurzfristige Perspektiven von Red Bull scheinen nun noch unsicherer. Das Team muss sich wohl darauf verlassen, dass Honda es bis zum Ende der kommenden Saison schafft, seine Probleme abzustellen.

Aber auch Fahrer sind ein Teil dieses Spiels zwischen Mclaren, Renault, Honda und Toro Rosso. Infolge der Entwicklungen fährt Carlos Sainz kommende Saison für Renault. Die Franzosen hatten in letzter Minute gar versucht, Daniel Ricciardo von Red Bull loszueisen. Diese Option zerschlug sich aber und so ist es Carlos Sainz, der diesen Wechsel vollziehen wird. Vor der Saison war auch er der Wunschkandidat von Renault gewesen.

Red Bull war klug genug, sich bei diesem Handel eine Sicherheit zu wahren. Sainz wird an Renault verliehen, bleibt aber im Fahrerkader von Red Bull. Diese Sicherheit braucht Red Bull für den Fall, dass sie in Zukunft einen ihrer aktuellen Stars verlieren. Durch das nahende Ende der Renault-Ära scheint diese Möglichkeit realer denn je.

Ricciardo und Verstappen dürften von den aktuellen Entwicklungen wenig begeistert sein und rücken dadurch in den Fokus von Ferrari und Mercedes. Beide Top-Teams haben ihre Nummer-2-Fahrer gehalten, allerdings nur mit einem Jahresvertrag. Kommen beide Red-Bull-Piloten nun auf den Markt, wird die gesamte Situation Dynamik aufnehmen.

Meine Einschätzung ist folgende: Daniel Ricciardo würde sich bei Mercedes gut mit Lewis Hamilton ergänzen, ganz im Gegensatz zu Max Verstappen. Ferrari hat mehrfach Interesse am jungen Niederländer bekundet, zusammen mit Sebastian Vettel böte sich aber Konfliktpotential. Falls der Deutsche sein Ziel erreicht und mit Ferrari Weltmeister wird, stärkt dies seine Position. Sollte es ihm aber nicht gelingen, dann könnte sich ein Wechsel von Verstappen 2019 als heikel erweisen. Denn Vettel hätte weitere 2 Jahre Vertrag bei den Roten, und das als Nummer 1.

Beide Top-Teams werden es nicht öffentlich zugeben, aber die Red-Bull-Piloten sind bei ihnen mit Sicherheit ein Thema. Nicht zu vergessen sind dabei auch die Nachwuchstalente. Mit Esteban Ocon bei Mercedes und Charles Leclerc in Reihen von Ferrari warten zwei junge Piloten auf ihre große Chance. Entwickelt sich Ocon im gleichen Tempo wie bisher weiter, dann wäre er 2019 bereit, für Mercedes ins Lenkrad zu greifen. Valtteri Bottas hat sein Schicksal trotzdem noch selbst in der Hand – allerdings muss er konstanter Leistung bringen. Die Fahrerfrage bei Mercedes vor der Saison 2019 dürfte sehr spannend werden.

Dietrich Mateschitz, dem Besitzer von Red Bull, dürfte all dies schwer auf dem Magen schlagen. Über die Jahre hat er viel in die Formel 1 investiert, Red Bull hat dadurch als Marke klar profitiert. Nun stellt sich aber die Frage: Möchte er weiter sein Vermögen in ein Team pumpen, dass sportlich vielleicht auf dem absteigenden Ast ist, möglicherweise beide Star-Piloten verliert und ab 2019 dazu verdammt sein könnte, Honda-Motoren zu nutzen? Erschwerend kommt auch hinzu, dass ein Verbleib der verhassten Hybrid-Motoren im Raum steht.

Budgetgrenzen, Regeln und die Formel 1 der Zukunft

Ross Brawn, Formula One Managing Director of Motorsports and Chase Carey, Chief Executive Officer and Executive Chairman of the Formula One Group
Ross Brawn, Formel-1-Motorsportchef, und Chase Carey, Formel-1-Chef

Foto: Sutton Images

Die Verschiebungen zwischen McLaren, Renault und Red Bull werfen ihren Schatten bereits auf die nächste Baustelle der Formel 1. Diese besteht aus Budgetobergrenzen und einer neuen "Verfassung", die für die Serie erarbeitet werden muss. Durch die jüngsten Entwicklungen ist der Ausgang offener denn je.

Für Chase Carey und sein Team tickt deshalb die Uhr. Am 31. Dezember 2020 enden alle Verträge mit den aktuellen Teams. Lediglich Renault hat sich nach der werksseitigen Rückkehr längerfristig an die Königsklasse gebunden.

Der wahre Wert der 8 Milliarden-Dollar-Investition von Liberty Media wird sich deshalb erst nach dieser Frist zeigen. Während die neuen Besitzer der Formel 1 erfolgreich versuchen, die Verträge mit den Veranstaltern zu verlängern, ist die Zukunft der Teams noch nicht klar. Ohne sie funktioniert das Spiel der Formel 1 nicht. Dadurch ist die Zukunft noch nicht klar – und Anleger hassen nichts mehr als Unsicherheit.

Die Formel-1-Teams haben also begründetes Interesse daran, die Situation nach 2020 schnellstmöglich zu klären. Die kleinen und mittelgroßen Teams wollen, dass eine Budgetobergrenze kommt. Auch die Top-Teams möchten die Zukunft bald kennen. Sie müssten im Falle einer Obergrenze ihr Personal abbauen. Innerhalb von 3 Jahren würde die Zahl ihrer Angestellten deshalb auf circa 200 Personen schrumpfen.

Nichtsdestotrotz stehen Mercedes und Ferrari den Sparmaßnahmen skeptisch gegenüber. Ihrem Selbstverständnis nach spielen sie nicht in derselben Liga wie die anderen Teams. Aus ihrer Sicht ist es nicht möglich, eine einheitliche Budgetobergrenze einzuführen. Diese würde vor allem auch ihren Status und ihre Historie in der Formel 1 untergraben.

Ein Konflikt scheint deshalb vorprogrammiert. Ferrari hat aus Zeiten von Bernie Ecclestone und Max Mosley noch das bekannte und vieldiskutierte Vetorecht. Die Italiener könnten so Regeln blockieren, die ihnen nicht lieb sind. Kenner der Szene glauben, dass es jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, die Konflikte öffentlich zu lösen. Weitere 6 Monate abzuwarten und erst im Jahr 2018 zu entscheiden erscheint wenig zielführend.

Chase Carey und die FIA müssen bis 2020 wissen, wer noch dabei ist und wer die Formel 1 verlässt. Nur so kann man geeignete Maßnahmen für 2021 ergreifen. Es bleiben also noch genau 2 Jahre, in denen die aktuellen Probleme gelöst werden können. Es ist ein bisschen wie beim Brexit: Innerhalb von 2 Jahren muss eine komplexe Situation analysiert und bewältigt werden.

Mercedes' Toto Wolff sagte im Rahmen einer FIA-Pressekonferenz im Juni deshalb auch: "Ich wollte nicht in Chase's Haut stecken!"

Der Schlüssel um die Probleme zu lösen liegt in der Zusammenarbeit von Liberty Media und der FIA. Chase Carey und Ross Brawn müssen einen gemeinsamen Nenner mit Jean Todt finden. Es gibt unterschiedliche Einschätzungen über das Verhältnis der 3 mächtigsten Männer der Serie.

Todt hat mit Sicherheit seine eigenen Vorstellungen, wie die FIA und die Formel 1 nach 2020 auszusehen haben. Die Teams werden die Situation genau betrachten und versuchen, jede Schwäche in dieser Zweckallianz zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzen.

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