F1: Hamilton und Bottas erklären Mercedes-Teamorder in Ungarn

Während Ferrari-Pilot Sebastian Vettel den Grand Prix von Ungarn in Budapest, das letzte Rennen vor der Formel-1-Sommerpause 2017, knapp vor Teamkollege Kimi Räikkönen gewonnen hat, kam Titelkonkurrent Lewis Hamilton (Mercedes) auf Platz 4 ins Ziel und hat im Kampf um den WM-Titel nun 14 Punkte Rückstand auf Vettel.

In der Anfangsphase des 70-Runden-Rennens auf dem Hungaroring schlug sich Hamilton mit einer defekten Funkverbindung zur Box herum. "Es war ein schwieriges Rennen. Ich hatte einen schlechten Start. Als ich dann hinter Verstappen lag, hatte ich gutes Tempo, aber keinen Funk. So konnte ich dem Team nicht mitteilen: 'Meine Reifen sind in Ordnung. Lasst mich weiterfahren'", bemerkt Hamilton nach dem Rennen gegenüber NBCSN.

Teamorder, Teil 1

Nach seinem Boxenstopp, den er auf Anweisung des Teams in Runde 32 einlegte, lag Hamilton weiterhin hinter seinem Teamkollegen Valtteri Bottas, der eine Runde zuvor an der Box gewesen war und dessen Funkverbindung ebenfalls verrückt spielte.

In Runde 43 - inzwischen funktionierte der Funk wieder - fuhr Bottas in Kurve 1 auf Team-Anweisung einen weiten Bogen, um Hamilton durchzulassen und ihm die Möglichkeit zu geben, die beiden Ferrari einzuholen. Hamilton kam an Vettel und Räikkönen allerdings ebenso wenig vorbei wie Bottas zuvor.

Bildergalerie: Lewis Hamilton beim GP Ungarn 2017

"Hätte ich meinen Boxenstopp noch für 5 oder 10 Runden hinauszögern können, hätte ich wohl eine Chance gehabt, zu attackieren und hätte die Ferrari vielleicht überholen können", sinniert Hamilton und ärgert sich abermals über die zwischenzeitlich defekte Funkverbindung.

Teamorder, Teil 2

Als es in Runde 43 zum Mercedes-internen Platztausch kam, hatte sich die Technik gerade erholt. "Er ließ mich da aber ohnehin vorbei", so Hamilton, der zuvor verzweifelt versucht hatte, das Team um den Platztausch zu beten.

Mercedes gab die Anweisung für den Platztausch, aber unter der Bedingung, dass die Plätze später erneut getauscht werden, sollte es Hamilton nicht gelingen, sich zwischen die Ferrari zu schieben.

Hamilton dazu: "Ich versuchte alles, um Räikkönen zu überholen. Am Schluss wollte ich einfach das Richtige tun. Hoffentlich zeigt die Art und Weise, wie ich heute gefahren bin und wie ich mich verhalten habe, dass ich ein Teamplayer bin und zu meinem Wort stehe."

Bottas: "Nicht jeder Teamkollege würde das machen"

Bottas kommentiert den finalen Platztausch mit Hamilton, der in der letzten Runde kurz vor der Ziellinie erfolgte, so: "Das Team hatte mir versprochen, dass ich den Platz zurückbekomme, wenn ich ihn vorbeilasse und er es aber nicht schafft, (die Ferrari; Anm. d. Red.) zu überholen. Ich bin froh, dass wir nochmals getauscht haben."

Bildergalerie: Valtteri Bottas beim GP Ungarn 2017

"Nicht jeder Teamkollege würde das machen, wenn es um einen Podestplatz geht", lobt Bottas Hamilton und unterstreicht: "Danke an Lewis, der sein Versprechen gehalten und mich wieder vorbeigelassen hat, nachdem ich ihm den Platz zuvor überlassen hatte, um die Ferrari überholen zu können."

Hamiltons Hoffnung im WM-Kampf

Aber: Kurz vor dem finalen Platztausch hatte Bottas schon 7 Sekunden Rückstand auf Hamilton. Hatte der Finne Zweifel, ob er trotzdem noch vorbeigelassen würde? "Sicher. Als der Abstand groß war, wusste ich, dass das ein Problem sein könnte, aber letzten Endes ging alles gut." Allerdings gerade so, denn Hamilton hatte als 4. weniger als 0,4 Sekunden Vorsprung auf Verstappen, der nach 10-Sekunden-Strafe (beim Boxenstopp abgesessen) den 5. Platz belegte.

In der Formel-1-Fahrerwertung 2017 hat Hamilton nun weitere 13 Punkte auf WM-Spitzenreiter Vettel eingebüßt, nachdem er mit nur einem Punkt Rückstand auf diesen ins Rennen gegangen war. In Anspielung auf das späte Vorbeilassen seines Teamkollegen Bottas merkt Hamilton abschließend an: "Hoffentlich verlieren wir die Weltmeisterschaft nicht um die paar Punkte."