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Analyse

Formel 1 2017: Was das Urteil im Fall Sebastian Vettel bedeutet

Der Automobil-Weltverband (FIA) hat beschlossen, Ferrari-Pilot Sebastian Vettel für seinen Rempler gegen Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton beim 8. Rennen der Formel 1 2017 in Baku nicht zu bestrafen. Doch was bedeutet das?

Sebastian Vettel, Ferrari

Foto: : Glenn Dunbar / Motorsport Images

Dieses Urteil dürfte so kontrovers diskutiert werden wie der eigentliche Zwischenfall. Denn manche Beobachter werden sich fragen: Wie kann es sein, dass Vettel bei dieser Untersuchung straffrei davonkommt, nur weil er sich – und das sehr spät – entschuldigt hat?

Andererseits hat Vettel für sein Vergehen bereits im Rennen in Baku eine Strafe erhalten. Es gibt also auch die Sichtweise: Der Zwischenfall ist mit der 10-Sekunden-Strafe abgegolten, die Sache damit erledigt.

Dennoch wirft die ganze Situation um Hamilton, Vettel und die FIA einige Fragen auf, mit denen sich die Formel 1 nicht nur beim Grand Prix von Österreich in Spielberg am Wochenende beschäftigen muss…

Sebastian Vettel, Ferrari
Sebastian Vettel, Ferrari

Foto: Sutton Images

Reicht eine simple Entschuldigung wirklich aus?

FIA-Präsident Jean Todt hat erklärt: Der Schlüssel zum Ausgang der Untersuchung gegen Vettel war dessen Übernahme der kompletten Verantwortung für den Zwischenfall und die Entschuldigung für die Ereignisse in Baku.

Vettel hat sich entschuldigt – aber erst, als ihm eine weitere Strafe drohte. Sollte eine solche Entschuldigung wirklich ausreichen? Nach dem Rennen in Baku hat Ferrari schließlich keine Reue gezeigt. Das Team hat viel mehr die eigene Strafe in Frage gestellt und gefragt, warum Hamilton nicht ebenfalls bestraft wurde.

FIA und Vettel haben nun einen Präzedenzfall geschaffen. Eine Entschuldigung ist offenbar genug, um einer Bestrafung zu entgehen. Denn wir erinnern uns: Vettel hatte F1-Rennleiter Charlie Whiting in der Formel-1-Saison 2016 beim Grand Prix von Mexiko wild beschimpft. Von einer Strafe sah man jedoch ab, weil sich Vettel nach dem Rennen entschuldigte.

Das macht es für den Weltverband in der Zukunft nicht einfach. Diese beiden Vettel-Fälle könnten als Vorbild dienen, wenn sich Fahrer auf der Rennstrecke fehlverhalten. Denn sie wissen ja jetzt: Sie müssen sich einfach nur danach entschuldigen, schon bleibt eine Strafe aus.

Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 W08 leads Sebastian Vettel, Ferrari SF70H
Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 W08, Sebastian Vettel, Ferrari SF70H

Foto: Andrew Hone / LAT Images

Muss die FIA den Entscheidungsprozess überdenken?

Ein Grund, weshalb der Weltverband den Gang zum internationalen Tribunal vermeiden wollte, ist: Ein Verfahren gegen Vettel hätte sich über Wochen hingezogen und die Formel-1-Saison 2017 auf absehbare Zeit überschattet.

Denn die FIA-Statuten sehen vor: Wenn eine Anhörung beim Tribunal anberaumt wird, hat der Beschuldigte 15 Tage lang Zeit, auf die Vorladung zu reagieren. Weitere 15 Tage lang stehen daraufhin der Anklage zur Verfügung, um darauf zu antworten. Erst 15 Tage danach kann eine Anhörung offiziell beginnen.

Und selbst nach einer Anhörung besteht die Möglichkeit des Gangs vor das internationale Berufungsgericht, was weitere Wochen in Anspruch nehmen kann. Im schlimmsten Fall also hätte sich die Situation bis in den späten Sommer gezogen. Und das wäre schädlich gewesen für die Formel 1.

Das aber wirft die Frage auf, ob die FIA den Prozess nicht dringend straffen sollte, um bei Zwischenfällen wie in Mexico-City oder Baku rasch reagieren zu können.

Vielleicht sollte ein Expertengremium geschaffen werden, das schnell zu Entscheidungen kommt – gerade in solchen Fällen, wenn kontroverse Zwischenfälle eine Untersuchung nach dem Rennen erforderlich machen.

Sebastian Vettel, Ferrari, talks with Charlie Whiting, FIA Race Director
Sebastian Vettel, Ferrari, Charlie Whiting

Foto: LAT Images

Braucht die Formel 1 mehr Transparenz?

Die Meinungen der Fans gehen nach dem Zwischenfall um Vettel und Hamilton in Baku weit auseinander. Das liegt auch daran, dass die nach dem Zwischenfall getroffenen Entscheidungen nicht transparent dargestellt wurden.

Dank der sozialen Netzwerke und der digitalen Revolution leben wir in einer schnelllebigen Welt. Spekulationen werden so leicht als Fakten verkauft – und für bare Münze genommen. So geraten Falschinformationen in Umlauf. Mehr Transparenz bei der Beweisführung und der Begründung würde helfen.

Nachdem die FIA festgestellt hatte, dass Hamilton keinen Bremstest mit Vettel durchgeführt hatte, wurden die kompletten Telemetriedaten des Mercedes-Fahrers veröffentlicht. Dies diente als Beweis für die Unschuld Hamiltons.

Aber weshalb hat Vettel in Baku eigentlich nicht die schwarze Flagge gesehen? Weil er um den Titel kämpft? Oder waren da andere Faktoren im Spiel?

Auch die Untersuchung am Montag in Paris lässt Fragen offen. Der Weltverband scheut sich davor, eine offizielle Anwesenheitsliste herauszugeben. Und warum waren nur Vettel und Ferrari vor Ort, nicht aber der ebenfalls am Zwischenfall beteiligte Hamilton?

Und: Wir warten immer noch auf eine Erklärung, warum "Entschuldigung" ausreicht – wo die ganze Nummer doch nur veranstaltet wurde, weil es Befürchtungen gab, der Zwischenfall könnte ein schlechtes Licht auf den Motorsport und dessen Image werfen. Der Schlussstrich unter den Fall Vettel dürfte jedenfalls nicht helfen, das Standing des Motorsports zu verbessern.

Die Formel 1 muss den Fans alle Fakten vorlegen, damit die Zuschauer sich ein fundiertes Bild machen können. Denn sonst geistern nur Halbwahrheiten herum. Und das hilft niemandem.

Polesitter Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1, Sebastian Vettel, Ferrari
Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1, Sebastian Vettel, Ferrari

Foto: Charles Coates / LAT Images

Kann es jetzt einfach weitergehen?

Sportlich gesehen: ja, absolut! Was bei der FIA-Untersuchung gegen Vettel und beim Zwischenfall in Baku richtig oder falsch lief, sei einmal dahingestellt. Aber diese Aktion sollte nicht die herausragende Formel-1-Saison 2017 überschatten.

Wir dürfen ja auch nicht vergessen: Vettel kam nicht straffrei davon. Er musste eine 10-Sekunden-Strafe absitzen und bekam 3 Strafpunkte auf seine Formel-1-Superlizenz. Wenn er diese Woche beim GP Österreich noch einmal 3 Strafpunkte erhält, dann ist er für den GP Großbritannien gesperrt.

Der Zwischenfall in Baku hat uns auch nicht eines sportlichen Spektakels in den kommenden Rennen beraubt. Ganz im Gegenteil: Das hat dem Titelkampf noch einmal an Schärfe verliehen, die es davor nicht gegeben hatte. Vettel und Hamilton waren bisher sehr freundschaftlich miteinander umgegangen, und respektvoll.

Doch gerade dann, wenn es ein Kopf-an-Kopf-Rennen gibt und Emotionen im Spiel sind, blüht jeder Sport noch einmal so richtig auf. Sportliche Fairness sollte aber immer auf der Pole-Position stehen. Hoffen wir also, dass Lektionen zum Thema Überreagieren gelernt wurden, und dass das Duell Hamilton gegen Vettel uns noch lange in seinen Bann ziehen wird.

Bei so viel Aufmerksamkeit, die der Formel 1 durch den Zwischenfall von Hamilton und Vettel zuteil wurde, dürfte die Rennserie bei den nächsten Rennen hervorragende Einschaltquoten erzielen. Und das ist etwas, was uns alle begeistern sollte!

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