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FIA-Rennleiter Masi erklärt: Wie es zur Verstappen-Strafe kam

FIA-Rennleiter Michael Masi schildert nach dem Mexiko-Grand-Prix, warum die Entscheidung im Fall Verstappen lange dauerte - Plus fünf Plätze bei doppelt Gelb

Max Verstappen sorgte mit seiner Pole-Runde am Samstag in Mexiko für heftige Debatten. Nicht nur, weil er bei gelber Fahne nicht vom Gas ging, sondern auch weil die FIA zögerte, den Vorfall überhaupt zu untersuchen. Erst nach seinen unbedachten Aussagen in der Pressekonferenz wurde eine Untersuchung eingeleitet, die schließlich zu einer Strafversetzung um drei Plätze führte. Doch warum dauerte der Entscheidungsprozess so lange?

Verstappen erläuterte in der Pressekonferenz nach seiner überraschenden Pole-Zeit unverblümt, dass er den Unfall von Valtteri Bottas in der letzten Kurve zwar gesehen, aber dafür nicht extra gelupft habe. Er wiegte sich in Sicherheit, seinen ersten Startplatz nicht zu verlieren. Denn: Schon seine erste Q3-Zeit hätte für Platz eins gereicht.

Nach dem Grand Prix am Sonntag klärte Rennleiter Michael Masi schließlich auf, dass Verstappens Aussagen keine Rolle in den Überlegungen der FIA gespielt haben. Red-Bull-Teamchef Christian Horner konnte nachvollziehen, warum sein Schützling so reagierte: "Ich denke, er wollte einfach ehrlich sein."

Bottas setzte Licht-Signal außer Kraft

"Er hat das Auto gesehen. Ich denke nicht, dass er über die gelbe Flagge gefragt wurde, denn er meinte, er habe keine gelbe Flagge gesehen." Verstappen habe in der letzten Kurve schließlich nach rechts zum Scheitelpunkt geblickt, die Flagge wurde links vor dem Unfallfahrzeug geschwenkt.

"Natürlich verlassen sich die Fahrer auch auf ihre Anzeige am Lenkrad und das Flaggen-Signal", gab Horner außerdem zu bedenken. Just jenes elektronische Signal hat Bottas bei seinem Crash allerdings außer Kraft gesetzt. Verstappen wurde nur mit einer per Hand geschwenkten Gelben Flaggen auf die Gefahrenstelle aufmerksam gemacht.

"All die Flaggen, die gelbe, doppelt gelbe, grüne, oder weiße werden an diesem Punkt von einem Streckenposten bedient. Jeder hat ein Paneel, sie drücken auf einen Knopf und schon wird die Flagge sichtbar", schilderte Masi die Vorgehensweise.

 

Im Gegensatz dazu wird bei einem Safety-Car, einem Virtuellen Safety-Car oder auch einer Roten Flagge das Signal von der Rennleitung freigegeben. "Also alles, was gleichzeitig auf allen Paneelen erscheinen muss, wird von der Rennleitung bedient."

Durch Bottas' Aufprall in der Mauer wurde allerdings das Kabel zum Lichtpaneel durchtrennt. "Der Streckenposten hätte egal wie oft den Knopf drücken können." Aus diesem Grund wurde auch auf Verstappens Lenkrad keine gelbe Flagge angezeigt, ebenso wenig im Zeitensystem.

Das hatte auch zur Folge, dass sein Vergehen nicht automatisch erkannt und auf eine Untersuchung hingewiesen wurde. "Würde das gelbe Lichtpaneel anspringen, zeigt uns das die Software auch an", bestätigte Masi. "Aber wenn ein Auto in die Wand kracht und die Kabel durchtrennt ..."

Doppelt Gelb hätte zum Einsatz kommen müssen

Zumindest ein Streckenposten hat reagiert und eine gelbe Flagge angezeigt - Zeit für doppelt Gelb blieb keine. Verstappen war ab jenem Moment jedoch sowieso dazu verpflichtet, darauf zu reagieren. "Das muss man dem Streckenposten wirklich hoch anrechen, dass so schnell reagiert wurde."

Im Nachhinein klärte Masi auch auf, dass es sich bei dem Einschlag von Bottas um eine unmittelbare Gefahr gehandelt habe, daher wäre doppelt Gelb eigentlich zum Einsatz gekommen. Bei einfach Gelb muss der Fahrer seine Geschwindigkeit reduzieren, darf nicht überholen und muss bereit sein, jederzeit die Richtung zu ändern.

Bei doppelt Gelb hingegen gelten verschärfte Regeln: "Reduziere deine Geschwindigkeit signifikant, überhole nicht und sei bereit, die Richtung zu ändern oder zu stoppen. Eine Gefahrenquelle blockiert ganz oder teilweise die Strecke, Streckenposten können auf oder neben der Strecke arbeiten."

In Zusatz H des Sportkodex der FIA steht außerdem eindeutig geschrieben: "Während des Freien Trainings oder Qualifyings muss es ersichtlich sein, dass ein Fahrer nicht versucht hat, eine aussagekräftige Rundenzeit zu setzen. Das bedeutet, dass der Fahrer die Runde abbrechen sollte."

Masi betonte, dass keine Zeit war für die Rennleitung, um die Rote Flagge einzusetzen. "Es verging kaum Zeit, zwischen dem Unfall selbst und dem Zeitpunkt, in dem Max daran vorbeifuhr. Die Karierte Flagge wurde bereits gezeigt."

Einer der Hauptgründe, warum die Untersuchung der Verstappen-Zeit so lange gedauert hatte, war laut Masi die Abwicklung des Bottas' Unfalls. Er als Rennleiter und Sicherheitsdelegierter musste die Reparatur an der Strecke und der TecPro-Barriere beaufsichtigen. Denn: Nach der Formel 1 fuhr der Porsche-Supercup noch ein Rennen.

Verstappen: Warum wurde Hamilton nicht bestraft?

"Wir haben uns das eigentlich gleich angesehen, nur war unsere höchste Priorität Valtteris Gesundheit. Wir sind mit dem Medical-Auto gleich rausgefahren, um sicherzugehen, dass er okay ist." Danach musste der beschädigte Mercedes zurück in die Garage gebracht werden und die Strecke für die kommenden Rennen wieder ordnungsgemäß hergestellt werden.

"Ich kam dann zurück ins Büro und habe mir verschiedene Daten angesehen. Alle drei Autos, die nach Valtteris Unfall noch über die Ziellinie gefahren sind - Lewis, Sebastian und Max - haben wir uns angesehen", verriet Masi. Auch Videomaterial der drei Autos hat die Rennleitung studiert.

Verstappen beschwerte sich am Sonntag darüber, dass Hamilton ohne Strafe davonkam. "Nun, die Regel ist sehr klar. Im Nachhinein betrachtet, hätte ich vom Gas gehen sollen", konnte er später einsehen. "Aber dann sollte es jeder machen. Ein Silberpfeil tat es auch nicht und bekam keine Strafe." Das sei wirklich "nervig".

Max Verstappen

Verstappen kurz vor der Unfallstelle im Stadion

Foto: LAT

Masi hatte eine simple Erklärung dafür parat, weshalb der spätere Mexiko-Sieger nach dem Quali nicht bestraft wurde: "Die Entscheidung bei Lewis war ziemlich einfach - es gab noch keine gelbe Flagge." Obwohl die Streckenposten toll reagiert haben, sei Hamilton noch vor der Flagge an der Unfallstelle vorbeigefahren.

"Nur für Sebastian und Max wurde sie dann angezeigt. Sebastian hat gelupft, Hamilton war noch nicht im gelben Sektor." Deshalb wurde am Ende nur der Niederländer mit drei Strafplätzen belegt. Da der Zwischenfall ganz am Ende von Q3 passiert war, konnte auf dem Zeitenmonitor außerdem nicht mehr angezeigt werden, dass Verstappen untersucht werde.

Im Entscheidungsprozess sei schließlich zuerst auf die Mini-Sektoren geschaut worden - und an jener Stelle der gelben Flagge hatte sich Verstappen auch nicht verbessert. Das habe zunächst auch darauf hingedeutet, dass er verlangsamt habe. Die Telemetrie hat ihn dann aber verraten, da er nicht vom Gaspedal gestiegen war.

Kwjat und Ricciardo verzögerten die Anhörung

Zusätzlich verkompliziert hat die Entscheidung ein weiterer Vorfall zwischen Daniil Kwjat und Daniel Ricciardo in der Boxengasse. Zunächst musste dieser Fall abgeschlossen werden, erst danach konnten sich die Rennkommissare dem Verstappen-Fall widmen.

"Die Kommissare waren mitten in der Anhörung mit Toro Rosso und Renault, daher konnten sie keine Vorladung zur Anhörung aussenden." Sobald der Fall abgeschlossen war, wurde Verstappen vorgeladen. Die Untersuchung habe außerdem bereits vor seinen Kommentaren in der Pressekonferenz begonnen.

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Entgegen Verstappens Annahme, dass ihm nur die zweite Q3-Zeit gestrichen werde, wurde ihm noch eine Strafversetzung aufgebrummt. Das sei die übliche Strafauslegung in so einem Fall, ließ Masi wissen. "Das ist schon eine ganze Weile so für einfach Gelb. Für doppelt Gelb wären fünf Plätze vorgesehen gewesen."

Obwohl die Entscheidung über die Verstappen-Strafe schließlich erst nach Mitternacht deutscher Zeit offiziell wurde, wehrte sich Masi gegen den Vorwurf, die Formel 1 operiere mit einem antiquierten System. Seine oberste Priorität laute schließlich, die richtigen Entscheidungen zu fällen.

"Im Vergleich zu anderen ist das auch ein komplexer Sport. Man muss sich all die verfügbaren Informationen anschauen, um sicherzugehen, ob ein Fahrer die Regeln tatsächlich gebrochen hat. Wir müssen uns alles zunächst ansehen und vergleichen mit verschiedenen Textpassagen in den Regularien."

Weiterer Co-Autor: Jack Benyon, Edd Straw. Mit Bildmaterial von LAT.

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