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Formel 1 Bahrain 2018: Wie knapp Vettel wirklich gewonnen hat

Er hätte nicht einmal selbst geglaubt, dass er den Grand Prix gewinnen kann, räumt Sebastian Vettel ein: Das packende Rennen in Sachir/Manama in der Analyse

Sebastian Vettel, Ferrari SF-71H leads at the start of the race

Sebastian Vettel, Ferrari SF-71H leads at the start of the race

Sutton Images

Sebastian Vettel hat beim Grand Prix von Bahrain in Sachir/Manama seinen zweiten Saisonsieg gefeiert. In einem in der Schlussphase dramatischen Rennen gewann der Ferrari-Star 0,699 Sekunden vor Valtteri Bottas und Lewis Hamilton (beide Mercedes) und baute damit seine WM-Führung vor Hamilton auf 17 Punkte aus.

Das Finish war atemberaubend: Vettel, eigentlich auf eine Zweistoppstrategie gepolt, konnte sich aufgrund des zu geringen Vorsprungs keinen zweiten Reifenwechsel mehr leisten - und musste so seine letztendlich 39 Runden alten Softs irgendwie ins Ziel tragen. Hinter ihm vernichtete Bottas innerhalb von zwölf Runden 8,2 Sekunden Rückstand.

Bis es in der allerletzten Runde zum Showdown kam: Bottas durfte bei Start und Ziel DRS aktivieren, zog am Ende der langen Geraden aus dem Windschatten - steckte dann aber doch zurück. Mercedes-Sportchef Toto Wolff klingt ein wenig nach Vorwurf, wenn er sagt: "Es wäre mehr drin gewesen am Ende. Ein Rennen so knapp zu verlieren ist einfach ärgerlich."

 

Vettels Meisterleistung war, jene Reifen, die im Training maximal 30 Runden überstanden hatten, 39 Runden lang am Leben zu erhalten. "Zehn Runden vor Schluss habe ich noch gefunkt, dass ich alles unter Kontrolle habe. Das war eine Lüge!", lacht der nunmehr zweimalige Saisonsieger. "Ich hatte nichts unter Kontrolle." Trotzdem blieb er dabei, von zwei Stopps auf einen umzustellen.

Diesen kühnen Ferrari-Plan realisierten die Mercedes-Ingenieure offenbar zu spät. Als ihnen langsam dämmerte, dass Vettel nicht mehr stoppen würde, überbrachte Chefstratege James Vowles persönlich am Boxenfunk die Botschaft. Wolff ist sauer: "Der Reifen hat sich am Ende als sehr robust erwiesen. Vielleicht hätte man zwischendurch ein bisschen mehr Gas geben können."

Für Hamilton war der Sieg nach der Getriebestrafe und dem neunten Startplatz außer Reichweite. Beim Weltmeister, der auf den härteren Softs gestartet war, stand die Einstoppstrategie im Gegensatz zu Vettel und Bottas schon vor dem Start fest. Das hatte Niki Lauda ungewöhnlicherweise in einem TV-Interview verraten.

Doch zunächst fiel Hamilton sogar noch weiter zurück: Erst gegen Fernando Alonso (McLaren), dann auch noch, in einem spektakulären Manöver in der ersten Kurve, gegen Max Verstappen (Red Bull). Als Verstappen nach außen getragen wurde, kam es zur Berührung zwischen den beiden. Hamiltons Frontflügel überlebte diese. Verstappens linker Hinterreifen nicht.

"Das Überholmanöver war ganz gut, aber Lewis hat mir am Ausgang keinen Platz gelassen und ist mir hinten reingefahren", kritisiert Verstappen, der die Schuld "von meiner Seite schon" bei Hamilton sieht. Anders als die Rennleitung: Diese entschied auf "no further Action". Verstappen kam noch zum Reifenwechsel an die Box, schied kurz darauf aber mit gebrochenem Differenzial aus.

 

Max Verstappen, Red Bull Racing RB14 Tag Heuer, limps to the pits with a puncture
Max Verstappen, Red Bull Racing RB14 Tag Heuer, limps to the pits with a puncture

Foto Glenn Dunbar / LAT Images

Hamilton fand von da an besser in jenes Rennen, das er im Nachhinein als "Schadensbegrenzung" beschreibt. In der achten Runde ging er an Pierre Gasly (Toro Rosso) vorbei - und hatte an dem Punkt über 15 Sekunden Rückstand auf Leader Vettel. Bis der in Runde 18 an die Box kam, war der Mercedes-Star bis auf 13,1 Sekunden herangerückt. Trotz der härteren Reifen.

Als die Top 3 an der Box waren, übernahm Hamilton die Führung im Rennen. Doch mit dem Vorteil der frischeren Reifen vernichtete Vettel innerhalb von sieben Runden 10,2 Sekunden Rückstand und ging in Runde 26 in Führung. Noch im gleichen Umlauf zog Hamilton die Notbremse und wechselte von Soft auf Medium. Diese härteste Pirelli-Mischung hatte Teamkollege Bottas da schon drauf.

Der einzige Topfahrer, der bei seiner geplanten Zweistoppstrategie blieb, war Räikkönen. Und das sollte verheerende Folgen haben. Denn links hinten blieb der Schlagschrauber im alten Reifen stecken - und weil Räikkönen trotzdem grünes Licht zum Losfahren erhielt, wurde der Mechaniker, der den neuen Reifen noch in der Hand hielt, umgefahren.

Räikkönen wurde via Funk hektisch aufgefordert, stehen zu bleiben - und trabte enttäuscht zurück an die Box. Dort musste der Mechaniker verarztet werden. Inzwischen steht fest: Schien- und Wadenbein wurden bei dem Unfall gebrochen. "Ich fahre los, wenn die Ampel grün ist", knurrt der "Iceman". "Was hinter mir passiert, kann ich nicht sehen."

Sauer war auch Daniel Ricciardo: "Bei so einem Nachtrennen", seufzt er, "tut so ein Ausfall doppelt weh. Da hast du den ganzen Tag Zeit, auf zwei Stunden Rennen hinzufiebern, und dann ist nach zwei Minuten alles vorbei." Als er ausrollte, schlug Chefdesigner Adrian Newey fassungslos die Hände über dem Kopf zusammen.

Der Schreck saß dem gesamten Red-Bull-Team in den Gliedern, als binnen weniger Sekunden Verstappen langsamer wurde, Ricciardo ausschied und Verstappen das Handtuch warf. Beim Australier war "ein Totalausfall der Elektronik" die Ursache, wie Teamchef Christian Horner bestätigt: "Wir vermuten, dass es die Batterie war."

Und trotzdem führte die Red-Bull-Familie an einem eigentlich schwarzen Sonntag auch ein Tänzchen auf - zumindest beim Schwesternteam Toro Rosso. Denn Pierre Gasly belegte sensationell den vierten Platz und schaffte damit bereits im zweiten gemeinsamen Grand Prix ein Ergebnis, das McLaren mit Honda in drei Jahren nicht gelungen ist.

 

Romain Grosjean, Haas F1 Team VF-18 and Pierre Gasly, Scuderia Toro Rosso STR13 battle
Romain Grosjean, Haas F1 Team VF-18 and Pierre Gasly, Scuderia Toro Rosso STR13 battle

Foto Sutton Images

Gasly erwischte einen tollen Start und schob sich kurzzeitig sogar an Ricciardo vorbei auf Platz vier, leistete aber keine große Gegenwehr, als Ricciardo wieder vorbeizog - ein Problem, das sich kurz darauf erledigt hatte. Auf Verfolger Kevin Magnussen fuhr Gasly bis zur Ziellinie 12,8 Sekunden Vorsprung heraus. Es war ein vierter Platz aus eigener Kraft.

"Mit diesem Rennen ist er vom Jungen zum Mann geworden", schwärmt Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko über die Performance des erst 22-jährigen Franzosen - und lacht: "All unsere Fahrer haben sehr gute Punkteprämien in ihren Verträgen stehen. Mit diesem Ergebnis wird er sicher mehr als zufrieden sein!"

McLaren hingegen musste mit den Positionen sieben und acht Vorlieb nehmen, noch hinter Nico Hülkenberg (Renault) - und mit Rundenrückstand. Und trotzdem kann auch das Team aus Woking das Glas halb voll sehen, denn in der WM-Wertung liegt McLaren nach zwei Rennen vor Red Bull an dritter und Fernando Alonso bei den Fahrern an vierter Stelle.

"Wenn mir beim Testen in Barcelona jemand angeboten hätte, dass ich in den ersten zwei Rennen 16 Punkte hole, hätte ich angenommen", behauptet Alonso und betont, er sei "sehr glücklich" mit dem Saisonauftakt. Trotzdem schwingt nach der enttäuschenden Samstags-Performance auch etwas Frust mit: "Das kriegen wir nicht über Nacht auf die Reihe", befürchtet Teamchef Zak Brown.

 

Marcus Ericsson, Sauber C37 Ferrari, battles with Nico Hulkenberg, Renault Sport F1 Team R.S. 18
Marcus Ericsson, Sauber C37 Ferrari, battles with Nico Hulkenberg, Renault Sport F1 Team R.S. 18

Foto Andrew Hone / LAT Images

Riesenjubel dafür beim Schweizer Sauber-Team, denn Marcus Ericsson fuhr mit einer astrein umgesetzten Einstoppstrategie auf den neunten Platz und holte die ersten Sauber-Punkte seit Baku 2017. Noch vor Esteban Ocon (Force India), dessen Rennpace dann doch nicht so gut war, wie er sich das noch am Samstag erhofft hatte.

Carlos Sainz (Renault) blieb teamintern gegen Hülkenberg das ganze Wochenende farblos. Seine Leistung bestand darin, die Soft-Reifen sogar noch eine Runde länger über die Distanz zu tragen als Vettel. Am Ende kam er 1,2 Sekunden vor Sergio Perez im zweiten Force India ins Ziel. Brendon Hartley (Toro Rosso) wurde nach Zehn-Sekunden-Strafe wegen Kollision mit Perez in der ersten Runde, bei der er den Mexikaner umdrehte, 13.

Dem Haas-Team war nach dem Drama von Melbourne heute die Verunsicherung anzumerken. Zwar sicherte sich Magnussen den hervorragenden fünften Platz, aber bei den Boxenstopps wurde so auf Nummer sicher gegangen, dass es mit die langsamsten im Feld waren. So hatte Magnussen gegen Gasly nur eine einzige Chance, als er beim VSC-Restart in Runde vier kurz auf gleicher Höhe war.

 

 

Zu einer teaminternen Kontroverse kam es dann, als Magnussen nach seinem Boxenstopp hinter Grosjean lag und es in der ersten Kurve beinahe gekracht hätte. Magnussen ärgerte sich am Funk, forderte eine Stallorder, um den Vorteil der weichen Reifen nutzen zu können - und brummte süffisant "Gut gemacht!" ins Funkgerät, als Grosjean eine Runde später an die Box abbog.

Grosjean wurde letztendlich 15., immerhin noch vor Lance Stroll. Der Kanadier bereitete seinem Technikchef Paddy Lowe kein Geschenk zum 56. Geburtstag: Schon in der zehnten Runde bog er mit einer losen Frontflügel-Endplatte an die Box ab. Rookie Sergei Sirotkin trat gar nicht in Erscheinung und wurde 17. und Letzter. Letzter und Vorletzter: Ein Tiefpunkt für das einstige Erfolgsteam.

Die Formel-1-Saison 2018 macht nach dem zweiten Rennen keine Pause, sondern geht schon in vier Tagen mit dem Medientag in Schanghai weiter. In der Fahrer-WM führt Vettel (50 Punkte) vor Hamilton (33) und Bottas (22). Bei den Konstrukteuren hat Ferrari (65) die Nase vor Mercedes (55) und McLaren (22).

 

 

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