Formel-1-Technik 2022: Wie sich die neuen Autos unterscheiden könnten
Einige Formel-1-Fans befürchten, dass die neuen Autos einander zu ähnlich sein könnten - Wir haben uns angeschaut, wo sich die Boliden unterschieden könnten
Wie werden die neuen Formel-1-Autos 2022 wirklich aussehen? Bereits im Sommer 2021 präsentierte die Königsklasse in Silverstone ein Showauto und damit einen Vorgeschmack darauf, wie die neuen Boliden grundsätzlich aussehen könnten. Doch auch 2022 werden die Teams in vielen Bereichen wieder individuelle Lösungen haben.
Das ist in diesem Jahr zwar schwieriger, weil das neue Reglement so restriktiv geschrieben ist, dass die Designer deutlich weniger Spielraum als in der Vergangenheit haben. Trotzdem wollen wir uns die neuen Regeln einmal genauer anschauen und uns ansehen, welche Bereiche der neuen Autos besonders im Fokus stehen.
Frontflügel
Der Frontflügel gehört zu den Abschnitten des Autos, die 2022 deutlich simplifiziert werden. Außerdem haben die Teams hier weniger Freiheiten als zuvor. Seit 2009 verwendete man den äußeren Bereich des Flügels, um sogenannten "Outwash" zu erzeugen, also die Luft nach außen und um die Vorderreifen herum zu drücken.
Dadurch sollten die in diesem Bereich entstehenden Turbulenzen vom Auto weggeleitet werden. Um dabei zu helfen, wurden im Laufe der Jahre weitere Dinge eingeführt. Die Frontflügel wurden immer komplexer, es wurden die vorderen Bremsbelüftungen genutzt und das Design der Radfelgen angepasst.
Viele Designelemente wurden von der FIA in den vergangenen Jahren bereits verboten, doch grundsätzliche Aspekte davon konnten weiterhin verwenden werden, um Performance zu finden. Weil das komplette Auto 2022 eine neue aerodynamische Philosophie bekommt, sollen diese Dinge nun weniger wichtig werden.
Die Flügelelemente sind jetzt direkt an der Nase angebracht Foto: Motorsport Images
Die Teams müssen in Zukunft ohne die berüchtigten Y250-Wirbel auskommen und den Flügel direkt in der Nase befestigen. Beim Profil sind nun nur noch vier statt maximal fünf Elemente erlaubt, und auch deren Geometrie ist jetzt - ebenso wie die Form der Endplatte - stark limitiert.
Die Planken unterhalb des Flügels werden 2022 komplett abgeschafft Foto: Giorgio Piola
Bremsen und Räder
Bereits 2019 wurden die Autos etwas vereinfacht. Eine Regeländerung betraf damals die vorderen Bremsbelüftungen. 2022 werden die Teams hier noch stärker eingeschränkt - ebenfalls aus dem Grund, "Outwash" zu verhindern. Betroffen ist daher nicht die eigentliche Lösung zur Kühlung sondern die Aerodynamik.
Nicht nur die Bremsscheiben werden 2022 deutlich größer werden Foto: Giorgio Piola
Dazu wird das Endgitter der Bremsbelüftungen größer, die Verwendung von Winglets wird eingeschränkt und die Radkappen feiern ihr Comeback, nachdem diese 2010 verboten worden waren. 2022 wird es jedoch ein gleichmäßiges Design geben und sie werden sich zusammen mit dem Rad drehen, während sie zuvor meist statisch waren.
McLaren testete in Abu Dhabi bereits eine LED-beleuchtete Radkappe Foto: Giorgio Piola
Aufhängung
Die Teams müssen ihre Aufhängung überarbeiten, weil es ab 2022 wieder ein klassisches Model mit Federn und Dämpfern geben wird. Die hydraulischen Hilfen gehören der Vergangenheit an. Viele Teams müssen zudem ihr äußeres Design anpassen, weil aufrechte Verlängerungen und die extremen Schubstangen-Lösungen verboten wurden.
Bei der Vorderradaufhängung werden viele extreme Lösungen 2022 verboten Foto: Giorgio Piola
Karosserie
Weil Front- und Heckflügel 2022 vereinfacht werden, kommt dem Unterboden eine größere Bedeutung beim Finden von Abtrieb zu. Um den Unterboden in Zukunft mächtiger zu machen, hat er eine komplett neue Vorderkante bekommen. Dort gibt es jetzt bis zu vier Elemente und einen Flügel an der Seite.
Die neuen Autos werden über Lüftungsschlitze verfügen Foto: Formula 1
Allerdings ist sowieso nicht sicher, ob die hohen Lufteinlässe in Anbetracht der neuen Regeln 2022 überhaupt Sinn ergeben hätten. Durch die zahlreichen Änderungen ergibt sich von der Front des Autos bis zu diesem Punkt ein komplett anderer Luftstrom, sodass die hohen Einlässe womöglich sowieso redundant geworden wären.
Ein Blick zurück zeigt, wie unterschiedliche Lösungen aussehen könnten Foto: Giorgio Piola
Zudem könnte es insgesamt dazu führen, dass der Cola-Flaschen-Bereich viel enger als zuvor wird, wenn die Lüftungsschlitze ein bleibendes Designelement sind. Das wird letztendlich auch von Entscheidungen in Sachen Kühlung und Aerodynamik in anderen Bereichen des Autos abhängen.
Heck
Hinten am Auto verschwinden die Wastegate-Designs mit mehreren Röhrchen wieder. Es wird nur noch ein zentrales Auspuffrohr geben. Dafür wird der untere Beam-Flügel als Teil des Heckflügels zurückkehren, nachdem er zuletzt 2013 zum Einsatz gekommen war. Dieser darf aus bis zu zwei Elementen bestehen.
Insgesamt wird der Heckflügel ganz anders als zuvor aussehen, weil die Endplatte jetzt gewunden ist und mit den Flaps verschmilzt. Das hat nicht nur ästhetische Gründe sondern verändert auch die Verwirbelungen, die durch den Flügel entstehen. Das wiederum hat Auswirkungen auf den Windschatten.
Der Heckflügel wird ganz anders als in der Vergangenheit aussehen Foto: Motorsport Images
Allerdings liefert das noch keinen Anhaltspunkt, wie Auslöser, Verkleidung und das Verbindungsstück aussehen könnten. Hier werden alle Teams eigene Lösungen haben. Eine weitere Neuerung in den Regeln für 2022 ist der Radstand, für den es im neuen Reglement erstmals konkrete Vorgaben gibt.
Das DRS bleibt auch 2022, muss allerdings angepasst werden Foto: Motorsport Images
Nachdem die Fahrzeuge bereits in den vergangenen Jahren immer schwerer geworden sind, ist keine Trendumkehr in Sicht. Mussten die Autos im vergangenen Jahr noch mindestens 752 Kilogramm wiegen, sind es nun schon 795. Für den Anstieg auf fast 800 Kilogramm gibt es Gründe.
So gibt es in diesem Jahr bekanntermaßen größere Radfelgen, Reifen, Bremsscheiben und Bremsbelüftungen. Außerdem wurde beim Gewicht für die Sicherheitsstrukturen etwas mehr Spielraum gelassen, weil die Crashtests für die neuen Autos noch einmal anspruchsvoller geworden sind.
Weitere Co-Autoren: Ruben Zimmermann. Mit Bildmaterial von Motorsport Images.
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