Formel-1-Technik: Ferraris bahnbrechende Innovation in der Saison 2008
Der S-Schacht ist aus der Königsklasse heutzutage nicht mehr wegzudenken - Wir blicken auf die erste Version und die Entwicklungen im Laufe der Jahre
Foto: : Giorgio Piola
Formel-1-Technik mit Giorgio Piola
Giorgio Piola analysiert und erklärt die Technik in der Formel 1!
Formel-1-Teams verlernen nichts. Wenn gute Ideen im Zuge einer Regeländerung verboten werden, verbringen die Designer eine Menge Zeit damit, herauszufinden, wie man den verlorenen Vorteil zurückgewinnen kann. Genau das ist die Geschichte hinter dem S-Schacht in der Formel 1. Ihren Ursprung hatte die damals ziemlich radikale Idee im Jahr 2008 bei Ferrari.
Regeländerungen sorgten zwischenzeitlich für ein Verbot, doch mittlerweile ist der S-Schacht zurück und zur Normalität geworden. Der Ferrari F2008 war beim Großen Preis von Spanien 2008 das erste Auto mit der damaligen Neuerung. Ein kurzer Blick zurück zeigt allerdings, dass Ferrari von Anfang an plante, den S-Schacht im Laufe des Jahres einzusetzen.
Ferrari F2008 Vorderradaufhängung
Foto: Giorgio Piola
Das Chassis verfügte oben von Anfang an über einen Einschnitt. Dieser wurde zu Beginn lediglich von einer Platte verdeckt. Die neue Nase, Herzstück dieser Entwicklung, verfügte später über einen Einlass auf der Unterseite und einen Ausgang oben, der in einer Linie mit dem Einschnitt auf dem Chassis lag und zudem noch einen zweiten Ausgang kreierte.
Sinn des S-Schachtes ist es, den Luftfluss unterhalb der Nase, der zu den Bargeboards, der Vorderkante des Unterbodens und den Seitenkästen führt, aufzuräumen. Indem man einen Einlass unterhalb der Nase an dem Punkt schafft, an dem Turbulenzen entstehen, kann man dieses Problem beheben. Die Luft wird aufgesammelt und zu einem weniger sensiblen Bereich geleitet.
Wie bei jeder komplexen Lösung müssen die aerodynamischen Vorteile des S-Schachtes die Nachteile überwiegen, damit sich der Einsatz lohnt. In diesem konkreten Fall muss man vor allem das Design und das Gewicht bedenken, denn es handelt sich dabei um eine Struktur, die auch einen Crashtest bestehen muss.
Das Verbot und die Rückkehr
Zur Saison 2009 wurden die Regeln radikal geändert. Das hatte einen direkten Einfluss auf den Abtrieb, den die Autos generierten. Außerdem verhinderten die neuen Regeln einen Einsatz des S-Schacht-Systems von Ferrari. Es wurde vorgeschrieben, dass sich im Querschnitt der Nase keine Löcher mehr befinden durften.
Weitere Regelanpassungen in diesem Bereich folgten später, als Mercedes ein Doppel-DRS-System einführte. Es wurde daraufhin festgelegt, dass jede Öffnung, die sich mehr als 150 Millimeter vor den Vorderreifen befand, nur noch zur Kühlung für den Fahrer im Cockpit eingesetzt werden durfte.
Trotzdem gab es noch immer genügend Spielraum, sodass die Teams versuchen konnten, den Vorteil des S-Schachtes zurückzugewinnen. Sauber war das erste Team, das das Konzept zurückbrachte. Trotz der Limitierung der neuen 150-Millimeter-Regel, und dem Fakt, dass die Steigung ziemlich heftig war, lohnte sich der Einsatz.
Seitdem wurde die Idee immer weiter verfeinert. Dabei wählt jedes Team einen anderen Ansatz. Doch alle zielen darauf ab, den Vorteil zu erzielen, den Ferrari im Jahr 2008 erstmals entdeckte.
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