Ferrari reiste mit einem neuen Heckflügel nach Baku, der zahlreiche Modifizierungen aufweist – etwa bei der Anzahl der seitlichen Einschnitte an den Endplatten. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich setzen die Teams beim Stadtkurs in Aserbaidschan aufgrund der langen Geraden auf eine Version mit wenig Abtrieb, um auf der langen Gerade nicht zu viel Luftwiderstand zu generieren, sondern einen höheren Topspeed erzielen zu können. Das geht allerdings auf Kosten des Anpressdrucks an langsamen Stellen wie den Kurven 8 oder 10.
Kimi Räikkönen und Sebastian Vettel erhielten in Baku auch einen neuen Frontflügel, der ebenfalls darauf abzielte, die Geschwindigkeit auf den langen Geradeausstücken zu erhöhen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde die Flap-Konfiguration verändert. Auffällig ist in jedem Fall: In Baku verwendet Ferrari am Frontflügel nur zwei statt (wie in Montreal) drei Flaps.
Zum Vergleich: So sah der Ferrari-Frontflügel beim Großen Preis in Kanada vor einer Woche aus. Klar zu sehen sind die drei in Weiß gehaltenen Flaps.
Mercedes hat sein Low-Downforce-Paket schon in Kanada vorgestellt. Damals testete Nico Rosberg einen neuen Heckflügel, der nun seine Rennpremiere erlebte. Damit will Mercedes den Luftwiderstand und den Abtrieb reduzieren. Zu diesem Zweck kommt ein gewölbtes Flügelelement zum Einsatz, das mittig stark nach unten führt und eine Art Schaufel bildet. Ähnliche Lösungen waren bei Mercedes bereits vergangenes Jahr in Spa-Francorchamps und in Monza zu sehen, wo ebenfalls mit wenig Abtrieb gefahren wird.
Zum Vergleich: Das war die Heckflügel-Variante von Mercedes beim Großen Preis von Belgien in Spa-Francorchamps 2015. Die Ähnlichkeit zur Baku-Version ist nicht von der Hand zu weisen.
Red Bull Racing hat seine beiden Fahrzeuge vor dem Freien Training in Baku mit unterschiedlichen Heckflügel-Varianten ausgerüstet. Hier im Bild zu sehen ist die Version, die Daniel Ricciardo am Freitag testete. Sie weist drei seitliche Einschnitte in den Endplatten auf und darüber hinaus einen durchgängigen, vertikalen Einschnitt an der vorderen Kante der Endplatten. Drei weitere Einschnitte sind seitlich in die Endplatten eingelassen.
Beim Heckflügel am Fahrzeug von Max Verstappen sind vier Einschnitte im oberen Bereich der Endplatten zu sehen, dazu ein breiter, aber nicht durchgängiger, vertikaler Einschnitt an der vorderen Kante. Hier handelt es sich also klar um ein anderes Konzept.
Red Bull Racing entschied sich in Baku für sehr wenig Abtrieb. Aus diesem Grund hat das Team den oberen Flap am Frontflügel des RB12 modifiziert (in Grün zu sehen ist die Fläche, die in Baku fehlte). Damit sollte einerseits der Luftwiderstand reduziert, aber gleichzeitig die Gesamtbalance verbessert werden. Geholfen hat es jedoch scheinbar nur über eine fliegende Runde. Über die Renndistanz hatte Red Bull Racing größere Probleme mit der Reifentemperatur.
Für die lange Gerade des Stadtkurses hat McLaren die Hauptprofile des Heckflügels verkleinert, um eine höhere Endgeschwindigkeit zu erreichen. Zudem wurden die seitlichen, waagrechten Einschnitte an den Endplatten von fünf auf vier reduziert, was eine veränderte Luftführung am Heck zur Folge hat.
Hier zu sehen ist eine andere Variante des Heckflügels - mit fünf seitlichen Einschnitten in den Endplatten.
Um die Leistung des Antriebsstrangs zu optimieren, hat McLaren die Kühlungssysteme verändert. In Baku konnte durch die neuen seitlichen Öffnungen am Cockpit mehr heiße Luft entweichen.
Force India gibt weiter Vollgas bei der Entwicklung. Zum Europa-Auftakt in Barcelona hatte das Team umfangreiche Updates eingeführt, nun folgte eine neue Motorabdeckung – weil die Kühleinheiten für das Energierückgewinnungssystem neu verbaut wurden. Man hat jedoch nur eine „Blase“ in die Motorhaube eingebaut und nicht die komplette Motorhaube vergrößert. Dadurch wird die Aerodynamik nicht zu sehr beeinträchtigt.
Welche Heckflügel-Konfiguration passt am besten auf den Stadtkurs in Baku? Das wollte Force India im Training herausfinden. Das Team hat zahlreiche unterschiedliche Flügel mitgebracht, die unterschiedlich viel Abtrieb generierten.
Auch Williams setzte in Baku einen neuen Heckflügel ein. Und wie einige andere Teams hat der britische Traditionsrennstall ebenfalls die seitlichen Endplatten umgestaltet. Immer mit dem Ziel, einerseits den Luftwiderstand zu reduzieren, aber gleichzeitig genug Abtrieb für den kurvenreichen Mittelsektor zu haben.
Die Scuderia Toro Rosso hat vor Ort in Baku gebastelt: Der obere Flap des Frontflügels wurde kurzfristig verkleinert und so zurechtgeschnitten, dass dort weniger Luftwiderstand entsteht.
Einmal so, einmal anders: Toro Rosso fuhr in Baku bei der Kühlung zweigleisig. Denn auf der linken Seite des Cockpits führte das Team heiße Luft vom Antriebsstrang und den Zusatzsystemen ab, aber rechts gab es keine solche Öffnung. Einen solchen asymmetrischen Aufbau hat Toro Rosso in der Vergangenheit bereits mehrfach genutzt.
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