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Formel-1-Technik: Die Design-Highlights am neuen Auto von Sebastian Vettel

Der Aston Martin AMR22 von Sebastian Vettel war als erstes neues Formel-1-Auto für 2022 schon auf der Strecke, und das Auto strotzt vor interessanten Details

Aston Martin war mit dem AMR22 gleich zweimal Erster: Das Team zeigte bei seiner Präsentation gleich das echte Rennauto für die Formel-1-Saison 2022 und absolvierte tags darauf die Jungfernfahrt. Umso interessanter gestaltet sich die Analyse des Fahrzeugs von Sebastian Vettel und Lance Stroll: Denn der AMR22 strotzt geradezu vor spannenden Details.

Festhalten lässt sich vorneweg: Der neue Aston Martin unterscheidet sich dramatisch von der Formel-1-eigenen Designstudie, die im Sommer 2021 vorgestellt worden war. Das zeigt, wie groß der technische Spielraum ist unter dem neuen Reglement. Doch nur, wer genau hinsieht, erkennt die vielen Kleinigkeiten, die den AMR22 so besonders machen. Also schauen wir uns das Auto einmal genauer an!

Frontflügel

Am Frontflügel sind vier Elemente verbaut. Mehr lassen die technischen Regeln in der Saison 2022 nicht zu. Bemerkenswert an diesem Frontflügel ist aber vor allem, dass die vorderen zwei Elemente wesentlich größer gehalten sind als die beiden hinteren. Das ist in der Seitenansicht sehr gut zu sehen.

Die Seitenansicht verrät zudem: Der Frontflügel ist in der Mitte leicht nach oben gebogen (rote Pfeile). Damit und mit den inneren Abstandshaltern zwischen den einzelnen Elementen will Aston Martin den Luftstrom über dem Frontflügel optimieren.

Apropos Abstandshalter: Per Reglement dürfen auf jeder Seite des Frontflügels acht dieser Teile verbaut werden, um die Steifigkeit des gesamten Frontflügels sicherzustellen. Die genauen Abmessungen dieser Abstandshalter und deren Form sind im Regelwerk festgehalten.

Trotzdem lassen sich diese Elemente dazu verwenden, den Luftstrom über den Frontflügel hinweg zu optimieren. Denn nicht vergessen: Streben an der Unterseite der Frontflügel, wie sie bisher verwendet worden sind, gibt es unter dem neuen Formel-1-Reglement ab 2022 nicht mehr.

Frontflügel des Aston Martin AMR22 für die Formel-1-Saison 2022

Frontflügel des Aston Martin AMR22 für die Formel-1-Saison 2022

Foto: Aston Martin

Was also hat Aston Martin gemacht? Es hat seine Abstandshalter auf dem Frontflügel unterschiedlich ausgerichtet, um kleine Vorteile für die Gesamtaerodynamik zu erhalten und den Luftstrom noch gezielter über die einzelnen Flügelelemente zu leiten.

Die beiden oberen Flügelelemente lassen sich verstellen. Der entsprechende Hebel sitzt links und rechts nahe der Ansetzpunkte der Nase. Der Ausschnitt im linken Teil des Bildes zeigt die Vorrichtung im Detail.

Das oberste Element hat eine besondere Form erhalten und soll vor allem mittig viel Abtrieb generieren. Nach außen hin verjüngt sich der Frontflügel dagegen sehr stark und die Profile drehen sich auch leicht ein (blaue Pfeile). Hiermit versucht Aston Martin offenbar, einen sogenannten Outwash-Effekt zu erzielen, obwohl das neue Reglement dergleichen eigentlich verhindern soll.

Nase

Damit kommen wir zur Nase des AMR22. Sie sitzt auf dem zweiten Frontflügel-Element und ist direkt damit verbunden. Man könnte sagen: Die Nase wird seitlich verbreitert. Und das erinnert an die Art und Weise, wie Red Bull bei seinem Modell RB8 aus der Saison 2012 die obligatorische Nasenkamera angebracht hatte.

Aston-Martin-Frontflügel

Die Nase des neuen Aston Martin AMR22, wie sie bei der Präsentation gezeigt wurde

Foto: Aston Martin

Diese Bauweise hat noch einen weiteren Vorteil: Der Nasen-Unterteil kann unterhalb der Frontflügel-Linie angebracht werden. Und das wiederum dürfte einen Vorteil mit sich bringen, weil sich die Luft unter dem Fahrzeug beschleunigt. Verstärkt wird dieser Effekt durch eine sehr schmale und kompakt gehaltene Nase, die erst dann wuchtiger wird, wo sie am Chassis anknüpft.

Vorderachse

An der Vorderachse des AMR22 ist eine Schubstangen-Aufhängung verbaut, wenngleich Aston Martin in einem seiner offiziellen Renderings darauf verzichtet hat. Auf Höhe der Vorderachse findet sich eine Verkleidung, die abnehmbar ist, damit die Mechaniker schnell Zugriff erhalten auf die wichtigen Aufhängungskomponenten im Vorderteil des Chassis.

Spannend ist darüber hinaus die Gestaltung der Abluftkanäle an den Vorderrad-Bremsen. Die neuen Regeln erlauben nämlich nicht mehr das Ausblasen der Bremshitze durch die Felge. Neu ist: Die Bremsschächte müssen auf ihrer Rückseite eine entsprechende Ausgangsöffnung haben.

Aston Martin AMR22 für die F1 2022 in der Seitenansicht mit Technikdetails

Seitenansicht des Aston Martin AMR22 mit Detailaufnahmen von markanten Stellen

Foto: Aston Martin

Grundsätzlich sind Größe, Form und Positionierung dieser Öffnungen durch das Reglement vorgegeben. Trotzdem wird hier jedes Team eine individuelle Lösung finden, je nach dem, wie viel Kühlung erforderlich ist und welche aerodynamischen Begleiterscheinungen gewünscht sind.

Weiter unten am Bremsschacht stehen weitere Luftleitbleche zur Verfügung. Sie ähneln der Lösung, die Williams schon 1992 am FW14 verbaut hatte, um die Luft hinter das Vorderrad und in Richtung Seitenkasten zu leiten.

Hinzu kommt für 2022 auf jeder Fahrzeugseite ein Winglet auf der Höhe der Vorderachse, das je ein Vorderrad teilweise abdeckt. Damit sollen die an den Vorderrädern entstehenden Luftverwirbelungen reduziert werden.

Luftleitbleche

Weil Finnen und Winglets beim Übergang von Nase auf Chassis nicht mehr erlaubt sind, spielt Aston Martin in diesem Bereich mit der Form seines Fahrzeugs. Man nutzt eben alle sich bietenden Möglichkeiten, um die aerodynamische Gesamtleistung zu verbessern.

Für die Saison 2022 hat die Formel 1 die sogenannten Barge-Boards abgeschafft. Diese seitlichen Windabweiser waren bisher dazu da, Luftverwirbelungen hinter den Vorderrädern zu glätten und die Luft gezielt um und über den Unterboden und die Seitenkästen nach hinten abzuleiten.

Vorgänger-Versionen der "Schaufel" an der Vorderkante des Unterbodens in der Formel 1

Vorgänger-Versionen der "Schaufel" an der Vorderkante des Unterbodens in der Formel 1

Foto: Giorgio Piola

Eine gewisse Handhabe ist den Teams aber verblieben: Aston Martin verwendet eine "Schaufel" an der Vorderkante des Splitters am Ansetzpunkt des Unterbodens. Vorbilder davon fanden sich zum Beispiel am Brawn BGP001 von 2009 oder auch am Williams FW32 von 2010 und am McLaren MP4-31 aus der Saison 2016.

Seitenkästen

Kommen wir nun zum bemerkenswertesten Teil des AMR22: seinen Seitenkästen. Die Bauweise bei Aston Martin weicht hier doch sehr von den Designs der vergangenen Formel-1-Saisons ab.

Ganz vorne an den Seitenkästen finden sich Lufteinlässe, die eckig gehalten sind - etwa, wie man sie von Kampfflugzeugen kennt. Die Seitenkästen selbst sind hoch angelegt und stark unterschnitten. Hier lehnt sich der AMR22 an die Designstudien und Renderings der Formel 1 vom vergangenen Sommer an.

Lance Stroll im Aston Martin AMR22 mit den neuen Seitenkasten-Einlässen

Lance Stroll im Aston Martin AMR22 mit den neuen Seitenkasten-Einlässen

Foto: Aston Martin

Die Gestaltung dieses Bereichs erinnert entfernt an den "doppelten Unterboden", den Ferrari erstmals 1992 ausprobiert hat. Zuletzt hat Toro Rosso in der Saison 2011 ein ähnliches Konzept verfolgt.

Ein Ergebnis der neuen Regeln ist am AMR22 ebenfalls gut zu erkennen: Kühlschlitze sind wieder da, und nicht wenige! Sie dürfen jetzt wieder auf der Oberseite der Seitenkästen eingelassen sein - wie schon zu Zeiten der V10-Motoren. Zum Vergleich: Ein Bild des Renault R25 aus der Formel-1-Saison 2005.

Kühlschlitze am Renault R25 aus der Formel-1-Saison 2005

Kühlschlitze am Renault R25 aus der Formel-1-Saison 2005

Foto: Giorgio Piola

Die neuen Kühlschlitze führen Hitze aus den Seitenkästen viel schneller ab. Deshalb kann das Bodywork weiter hinten am Auto deutlich schmaler ausfallen. Der Aston Martin etwa hat ein überaus kompaktes Heck.

Genau in diesem Bereich könnten wir 2022 die größten Unterschiede zwischen den Teams sehen. Denn hier gilt es, eine Balance zwischen Aerodynamik und Kühlung zu treffen, natürlich immer im Zusammenspiel mit dem Antrieb und den weiteren Antriebskomponenten im Fahrzeug. Die Lösung von Aston Martin: eine größere Neigung der Kühler in den Seitenkästen.

Das wiederum erinnert an die Bauweise des Lotus E21 aus der Saison 2013 und steht im Gegensatz zum Designtrend der jüngeren Vergangenheit, der eher aufrechtere Kühler in den Seitenkästen sah. Als Beispiel hier eine Illustration zum Williams FW36 von 2014.

Unterboden

Die Form der Seitenkästen hat auch direkte Auswirkungen darauf, welche Form der Unterboden annehmen kann. Im Fall Aston Martin bedeutet das: Der Unterboden weist mittig eine leichte Erhöhung auf, senkt sich wieder ab und steigt vor dem Diffusor im Heck nochmals an.

Seitenansicht des Aston Martin AMR22 mit dem Unterboden

Seitenansicht des Aston Martin AMR22 mit Blick auf den Unterboden

Foto: Aston Martin

Interessant ist hier vor allem die Außenkante des Unterbodens. An der Vorderkante findet sich ein Luftleitblech (mit den Aufschriften "EPOS" und "Aston Martin"), das in den Unterboden übergeht. Es folgt eine aufgestellte Kante, die den Luftstrom effizient über den Unterboden und zu den Hinterrädern lenken soll.

Motorhaube

Die Motorabdeckung des AMR22 ist sehr schmal gehalten. Aber wie beim Vorgängermodell aus der Saison 2021 gibt es kleine Wölbungen aufgrund des Mercedes-Antriebs darunter. Das zeigt, wie sehr man sich bemüht, die Motorhaube möglichst eng um die Antriebskomponenten zu legen.

Heckflügel

Als erstes Team hat Aston Martin einen Blick auf das Drag-Reduction-System (DRS) in der Saison 2022 gewährt. Sowohl auf den echten Bildern als auch in den Renderings zum AMR22 sind der DRS-Motor und der DRS-Flap des Heckflügels klar zu erkennen.

Heckflügel mit DRS am Aston Martin AMR22 für die Formel 1 2022

Heckflügel mit DRS am Aston Martin AMR22 für die Formel 1 2022

Foto: Aston Martin

Der Heckflügel ist in Schaufelform gehalten, unterscheidet sich allerdings leicht von der Formel-1-Designstudie vom vergangenen Sommer. Die Vorderkante ist bei Aston Martin nach oben gebogen, nach beiden Seiten steigt das Profil an.

In den seitlichen Endplatten findet sich jeweils ein senkrechter Einschnitt, unmittelbar vor den LED-Leuchten an den Hinterkanten der Endplatten.

Hinterachse

Gut erkennbar ist die Zugstreben-Aufhängung an der Hinterachse. Das hat Aston Martin mit Mercedes gemein. Kein Wunder: Der AMR22 verwendet den gleichen Antrieb und das gleiche Getriebe wie Mercedes.

Rückansicht des Aston Martin AMR22 mit Heckflügel und Diffusor

Rückansicht des Aston Martin AMR22 mit Heckflügel und Diffusor

Foto: Aston Martin

In der Rückansicht wird deutlich, dass Aston Martin auf einen sogenannten Beam-Wing mit zwei Elementen setzt. Dieser Zusatzflügel unterhalb des Haupt-Heckflügels gibt 2022 sein Comeback in der Formel 1, nachdem er Ende 2013 verboten worden war. Spannend hier: Das obere Beam-Wing-Element schmiegt sich unten um das Auspuff-Endrohr herum.

Diffusor

Hier fällt eine Halbmond-förmige Öffnung in der Seitenwand des Diffusors auf. Das könnte aber auch nur eine Illusion sein, weil in diesem Bereich unterschiedliche Oberflächen und Formen zusammenspielen. Wir müssen also wohl einfach abwarten, was Bilder vom Streckeneinsatz des AMR22 aufzeigen.

Mit Bildmaterial von Aston Martin.

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