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Galgenhumor bei Kubica: "Musste fast lachen, weil es so schlecht war"

Panik beim Start, eine Kollision und mangelnde Übersicht: Warum bei Robert Kubicas Comeback alles schieflief und wieso der Williams-Pilot dennoch (noch) nichts bereut

Es ist eine Ironie des Schicksals: Acht Jahre lang ließ Robert Kubica nichts unversucht, um sich nach seinem lebensbedrohenden Rallye-Unfall wieder in die Formel 1 zurückzukämpfen und das Leben wieder mit Sinn zu füllen - ganz nach dem legendären Steve-McQueen-Zitat: "Rennfahren ist Leben. Alles andere ist Warten." Doch dann wurde der vermeintliche Moment der Erfüllung im Albert Park in Melbourne zum bitteren Albtraum.

"Panik" habe er gehabt, weil er die Lichter der Ampel vom letzten Startplatz mit dem historisch schwachen Williams-Boliden durch den McLaren-Heckflügel von Carlos Sainz verdeckt waren. Und ganz nach Murphy's Law ging es weiter: Trotz eines vorsichtigen Starts "zog Pierre Gasly ziemlich nach rechts und beschädigte meinen Frontflügel. Mir war das gar nicht bewusst, ehe ich 100 Meter später den ganzen Frontflügel verloren hatte. Ich dachte, es sei nur der halbe gewesen."

Als ob das nicht schon übel genug wäre, nahm das Unheil seinen Lauf: "Der Flügel hat für weitere Schäden am Auto gesorgt, also musste ich an die Box." Die Williams-Crew stattete den waidwunden FW42 also mit einer neuen Frontpartie und Medium- statt harten Reifen aus. Und der Pole kam sogar vor Lokalmatador Daniel Ricciardo auf die Strecke zurück.

Erste Runden: Was schiefgehen kann, geht schief

"Das Auto hat sich nicht so toll angefühlt", gibt Kubica zu. "Und in der dritten Runde hat sich dann auch noch ein Rückspiegel verabschiedet, was es bei blauen Flaggen noch schwieriger machte". Dennoch versuchte der 34-Jährige, sich zu konzentrieren und seinen Rhythmus zu finden.

Robert Kubica, Daniel Ricciardo

Die Verlierer der Startphase: Robert Kubica und Lokalmatador Daniel Ricciardo

"Die Überrundungen waren schwierig, weil mir der Spiegel fehlte, aber mit Qualifying-Reifen bin ich gut klargekommen, wenn man in Betracht zieht, dass das Auto ziemlich beschädigt war. Es hat sich noch schlimmer angefühlt als bereits am gesamten Wochenende", gibt Kubica Einblicke in sein Dilemma.

Das sorgte sogar für eine kuriose Situation. "Als ich endlich frei fahren konnte, erhielt ich das Feedback, dass mein Tempo nicht schlecht sei", erinnert er sich. "Es war in Anbetracht des Autos sogar gut. Ich habe fast zum Lachen angefangen, weil es sich im Cockpit so schlecht angefühlt hat."

Kubica bislang in Russells Schatten

Am Ende erreichte Kubica, der wie Teamkollege George Russell aus Testzwecken mit allen drei Reifenmischungen unterwegs war, mit drei Runden Rückstand als 17. und damit Letzter das Ziel. Wie er sich nun fühle? "Ich reise mit mehr Erfahrung aus Australien ab und bin in Anbetracht der Umstände zufrieden", antwortet Kubica. "Ich habe nicht geglaubt, dass ich das jemals bei so einem Tempo und so einem Rückstand sagen würde, aber so ist es."

Dabei wurde Kubica sogar von seinem britischen Teamkollegen, der die Strecke nicht kannte, einmal überrundet. Während der Formel-2-Meister in der 55. Runde auf der langsameren harten Mischung auf 1:28.713 Minuten kam, dauerte Kubicas schnellster Umlauf (Runde 30) auf der weichsten Mischung 1:29.284 Minuten.

Und auch im Qualifying, als der polnische Routinier bei einem Mauerkuss seine rechte hintere Felge zerstörte, war der Formel-2-Meister um 1,7 Sekunden schneller. Gut möglich, dass Kubica noch schneller hätte fahren können, aber schon im Freien Training am Samstag (+ 0,645) und am Freitag (+ 0,202) hatte er Rückstand.

Kubica: Habe mir für Sonntag nichts vorzuwerfen

Dazu kam am Freitag ein Dreher des Comeback-Stars in der Zielkurve. Ist also nicht nur der Williams-Bolide, sondern auch Kubica, der durch seinen Rallye-Crash an der linken Hand eingeschränkt ist, überfordert? "Mit dem Samstag kann ich nicht zufrieden sein", zeigt sich Kubica selbstkritisch.

Robert Kubica

Armer Robert Kubica: So hat er sich sein Formel-1-Comeback nicht vorgestellt

"Das war ein komplizierter Tag, und ich habe mich wie in alten Tagen zu sehr darauf konzentriert, gegen andere zu fahren, obwohl wir dazu nicht in der Lage sind. Ich bin mit manchen Dingen nicht so umgegangen, wie ich es mir gewünscht hätte. Am Sonntag waren die Umstände noch schwieriger, aber ich habe mich bei allem, was in meiner Macht stand, ganz gut geschlagen."

Was er damit meint? "Viele hatten Zweifel an meinen körperlichen Fähigkeiten, was den Start und die erste Kurve angeht", spielt er auf seine Reaktionsschnelligkeit an. "Es ist aber ganz gut gegangen, obwohl ich seit acht Jahren und vier Monaten in Abu Dhabi keinen stehenden Start mehr hatte." Dabei sei die Herausforderung mit der harten Reifenmischung, die er als einziger aufgezogen hatte und auch bei Startübungen nie probiert hatte, besonders groß gewesen.

Wie sehr das Testfiasko jetzt schmerzt

Dazu kommt, dass sich die Formel 1 in den vergangenen neun Jahren deutlich verändert habe und er selbst bei den Wintertests kaum Möglichkeiten gehabt habe, sich auf die neuen Autos einzuschießen. "Ich habe nicht erwartet, dass ich so unvorbereitet nach Australien reisen würde", offenbart er. "Nicht aus physischer Sicht, sondern weil ich in Barcelona kaum zum Fahren kam."

Die Wintertests seien "die wichtigsten Tage der vergangenen acht Jahre als Rennfahrer" gewesen. "Aber dann hat gar nichts funktioniert. Ich hatte nur drei Versuche, bei denen das Auto fahrbar war. Das unterschätzen viele: Wenn ich sage, dass ich nach Barcelona zu 20 Prozent vorbereitet bin, dann meine ich, dass ich 20 Prozent der Dinge erledigt habe, die ich erledigen hätte sollen. Und wenn man bei den Teilen so im Rückstand ist, dann hat man keine Zeit, sich darum zu kümmern, ob man sich im Auto wohlfühlt."

Was Kubica Hoffnung gibt

Robert Kubica

Erkenntnisse im Qualifying: Williams hat noch immer kein Basis-Set-up gefunden

Daher werde er noch weitere Rennen benötigen, um sich auf die Saison 2019 einzuschießen. Immerhin habe man aber im Qualifying einen ersten Durchbruch erlebt. Auslöser war offenbar eine Set-up-Änderung, die beim dritten Q1-Versuch für mehr Grip sorgte: "Bislang haben wir eher den Weg aus dem Vorjahr eingeschlagen, weil wir nicht genug gefahren sind, aber das war falsch." Die Änderung habe "großen Einfluss auf mein Vertrauen ins Auto und auf den allgemeinen Grip gehabt", erklärt Kubica. "Wir müssen das noch genau verstehen."

Auch wenn es dafür etwas spät sei und man "von einem Tag auf den anderen zwei Sekunden finden" werde, sei er nun etwas zuversichtlicher, "dass ich mit etwas Zeit mit all den Dingen klarkommen werde, die ich vor acht oder neun Jahren gemacht habe", sagt er.

Kubica bereut Comeback nicht

Dass er so viele Mühen auf sich genommen hat, um dann mit Respektabstand am Ende des Feldes herumzufahren, bereut er laut eigenen Angaben nicht. "Ich kenne ja meine Ausgangssituation", sagt der Williams-Pilot. "Und ich bin kein emotionaler Typ, aber für mich fühlte sich das nach dem Rennen so an, als hätte ich etwas Großes erreicht, auch wenn ich Schwierigkeiten hatte."

Zudem wisse er, in welchen Bereichen er sich verbessern müsse und sei ehrlich zu sich selbst. "Sonst hätte ich es nicht zurück in die Formel 1 geschafft", ist er überzeugt. "Ich hätte ja auch GT3 oder DTM fahren können, hätte weniger Stress, wahrscheinlich mehr Spaß beim Fahren und würde sicher um bessere Platzierungen kämpfen. Aber es gibt einen Grund, warum ich hier bin." Möglicherweise werde er zu Saisonende "etwas bereuen, aber ich werde sicher nie bereuen, dass ich es versucht habe".

Mit Bildmaterial von LAT.

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