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Jean Todts Kritik an RTL: Was steckt dahinter?

Der FIA-Präsident übt ungewohnte Kritik an RTL, zeitgleich wird über ein Comeback von Sky spekuliert - nur Zufall oder steckt mehr dahinter?

Jean Todt, FIA president

Foto: : FIA F3 / Suer

Am Rande des Formel-1-Saisonfinales 2018 hat Jean Todt mit einem in der 'Welt am Sonntag' veröffentlichten Interview viel Staub aufgewirbelt. Der FIA-Präsident erklärte darin, er habe den Grand Prix von Brasilien "durch Zufall" bei RTL gesehen - "und wurde dadurch zum maximal frustriertesten Fernsehzuschauer, den man sich vorstellen kann".

"Weil ich mehr Werbung geliefert bekam als ein Formel-1-Rennen", begründet er seine Kritik. "In den vergangenen 30 Jahren habe ich es nicht versäumt, einen Grand Prix zu sehen, und ich habe gelernt - auch durch meine RTL-Erfahrung: Es kommt bei deinem Urteil über ein Rennen darauf an, wo und wie du einen Grand Prix sehen kannst oder musst. Wenn ich ein deutscher Formel-1-Fan wäre und RTL sehen würde, sorry, dann wäre ich über die Formel 1 frustriert."

Das sind harte Worte, und wer Todt, den intelligenten Politiker, kennt, kann nur schwer glauben, dass ihm die Kritik unbedacht herausgerutscht ist. Möglicherweise wollte er ganz bewusst eine Breitseite gegen RTL abfeuern, aber das wirft Fragen auf. Zum Beispiel: Warum? Eine zusätzliche Dimension kommt ins Spiel, weil die 'Bild' kurz darauf vermeldet hat, dass Sky im Kampf um deutsche Formel-1-Übertragungsrechte wieder im Spiel sein soll.

Bei RTL wundert man sich über Todts Aussagen: "Seit 1991 übertragen wir nun die Formel 1", sagt Sportchef Manfred Loppe, "das Geschäftsmodell ist seither immer das Gleiche geblieben. Wir sind nicht beitragsfinanziert und deshalb müssen wir unser Geld durch Werbung verdienen. Nur so sind wir in der Lage, den vielen Millionen Fans diesen hochattraktiven und entsprechend teuren Sport seit 27 Jahren kostenlos frei Haus liefern zu können - anders übrigens als in vielen anderen Motorsportnationen."

Gerade das Argument zu viel und schlecht getimte Werbung, das auch von vielen Fans in diversen Internetforen immer wieder gegen RTL genannt wird, versteht Loppe nicht: "Der Gesetzgeber schränkt die Dauer von Werbung übrigens auf maximal zwölf Minuten pro Stunde ein. Entsprechend ist Jean Todts Rechnung nicht richtig."

"Warum der FIA-Präsident sich nun ausgerechnet zum Saisonfinale via Zeitungsinterview mokiert, können wir nicht nachvollziehen, auch vor dem Hintergrund, dass RTL erst vor zwei Jahren im Rahmen einer FIA-Gala zum wiederholten Male als Broadcaster of the Year ausgezeichnet wurde", so Loppe. "Todts Aussage deckt sich auch nicht mit dem deutlichen Anstieg unserer Zuschauerzahlen in diesem Jahr und der großen Wertschätzung, die uns Lizenzgeber Liberty Media entgegenbringt."

Rund um das heiß diskutierte Interview ranken sich nun verschiedene Theorien. Der FIA-Präsident hat mit den kommerziellen Verträgen der Formel 1 nicht direkt zu tun. Das ist Angelegenheit des Rechteinhabers Liberty Media. Aber Insider schließen nicht aus, dass Todt in Absprache mit seinem langjährigen Ferrari-Kollegen Ross Brawn eine Botschaft auf dem deutschen Markt platziert hat.

Dafür kann es verschiedene Gründe geben. Vielleicht möchte Liberty RTL schon im Hinblick auf die nächsten Vertragsverhandlungen unter Druck setzen - um mehr Geld herauszuquetschen. Oder man möchte insgeheim lieber zu Sky ins Pay-TV wechseln, weil die Formel 1 dann nicht mehr gratis zu sehen wäre, was wiederum dem hauseigenen Angebot F1 TV helfen könnte. Aber das sind derzeit nur Mutmaßungen.

Auszuschließen ist auch die Variante nicht, dass Todt tatsächlich ein flüchtiger Nebensatz über die Lippen gerutscht ist, hinter dem kein weiteres Kalkül steckt. Tatsache ist, dass er mit seiner Kritik vielen Fans aus der Seele spricht. Die FIA möchte das Thema auf konkrete Nachfrage unsererseits jedenfalls nicht weiter erörtern. Man sei bereits im Urlaub, heißt es.

 

Indes verdichten sich Gerüchte über ein Comeback von Sky als deutscher Formel-1-Sender. Laut Informationen von 'Motorsport.com' hat bereits ein erstes Treffen zwischen Liberty Media und Sky-Haupteigentümer Comcast stattgefunden. In London. Angeblich, um über eine Rückkehr spätestens im Jahr 2021 zu verhandeln.

Bei Sky hat man nach dem Ausstieg Ende 2017 realisiert, dass die Formel 1 trotz der hohen Kosten für die Rechte ein wichtiger USP (Unique Selling Point) für das Pay-TV-Angebot war. Aufgrund budgetärer Überlegungen wurde die Königsklasse aber aus dem Programm geschmissen. Seither wächst das Interesse, RTL vermeldet steigende Quoten. Und bei Sky sind viele Abo-Kündigungen eingegangen, weil die werbefreie Formel 1, mit allen Sessions live, ein entscheidender Abo-Grund war.

Jetzt soll, so berichtet es die 'Bild'-Zeitung, schon 2019 der offizielle Streamingdienst F1 TV auf einem Umweg ins sogenannte Sky-Q-Angebot integriert werden. So, wie das schon bisher auch zum Beispiel mit Netflix der Fall ist. Eine Idee dabei ist, dass für die deutsche F1-TV-Tonspur die Kommentatoren Sascha Roos und Marc Surer eingesetzt werden. Bisher wurde bei F1 TV der Kommentar von RTL verwendet.

Darüber wiederum ist Liberty Media angeblich nur bedingt glücklich, weil das einzige Argument für einen User, die Abo-Gebühr von 64,99 Euro im Jahr zu bezahlen, die Werbefreiheit ist. Inhaltlich gibt es aber, was die Rennen betrifft, keinen Mehrwert im Vergleich zur RTL-Übertragung im Free-TV. Ganz im Gegenteil: F1 TV stieg 2018 jeweils erst wenige Minuten vor dem Start in den Stream ein und zeigte keine ausführlichen Vor- und Nachberichte.

Sollten Roos/Surer tatsächlich schon ab 2019 für F1 TV kommentieren und das Angebot ins Sky-Q-Portfolio integriert werden, könnte das ein Testballon für ein "echtes" Sky-Comeback zu einem späteren Zeitpunkt sein. Und ein Motor, um mehr F1-TV-Abonnenten zu generieren.

Noch sind aber keine Entscheidungen gefallen. Es bleibt spannend ...

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