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Kai Ebel: Am Vorabend des Todes noch Ayrton Senna interviewt

RTL-Reporter Kai Ebel, damals 29, erinnert sich an das letzte Interview mit Ayrton Senna: "Im Nachhinein sagen viele, der hatte eine Vorahnung"

Der 1. Mai 1994 ist für viele Mitglieder des Formel-1-Zirkus ein schwarzer Tag. Besonders natürlich für jene, die damals in Imola dabei waren, als Ayrton Senna beim Grand Prix von San Marino durch einen Unfall in der Tamburello-Kurve verstorben ist. Und zu denen gehört auch Kai Ebel, an jenem schicksalhaften Tag ein junger Reporter von gerade mal 29 Jahren.

Ebel war derjenige, der in einer Live-Schaltung nach Imola in der Sendung RTL aktuell für viele TV-Zuschauer sozusagen zum Gesicht der Katastrophe wurde. Legendär seine Einschätzung am Abend der Katastrophe, die auf YouTube online verfügbar ist, die er mit den Worten beginnt: "Ich denke, die Katastrophe wäre vermeidbar gewesen."

26 Jahre später erinnert sich Ebel in einem knapp einstündigen Interview mit dem Formel-1-Podcast 'Starting Grid' an Imola 1994. Zunächst aber an den Samstag und den Tod von Roland Ratzenberger. "Furchtbare Bilder, wie der Kopf da hin und her geschlackert ist", sagt Ebel. "Da hatten wir alle schon so das Gefühl: 'Mein Gott, was für ein furchtbarer Tag!'"

"Und an dem Tag machte ich ein Interview mit Senna. Da haben wir alle gesagt: 'Mensch, der war aber komisch. Der war ganz neben sich. Mit dem stimmte auch irgendwas nicht.'" Der Williams-Fahrer habe sich "für das Interview kaum zusammennehmen und konzentrieren" können, "das hat man schon gemerkt. Im Nachhinein sagen viele, der hatte eine Vorahnung [...]."

Senna-Tod: Ebel hält Mythenbildung für Quatsch

Doch die Mythenbildung rund um Sennas Tod, die bis hin zu angeblichen Engelserscheinungen rund um seinen Williams unmittelbar nach dem Unfall reicht, hält der RTL-Reporter für Quatsch: "Ich glaube eher, der war sehr besorgt, weil er sich immer als Ziehvater von Rubens Barrichello gefühlt hat, der [am Freitag] diesen schweren Crash hatte."

 

Ebel versteht, dass bei vielen die Emotionen Überhand nehmen, wenn sie sich an Imola 1994 erinnern. Er selbst hat das Wochenende im Nachhinein betrachtet als "Countdown des Schreckens" erlebt. Noch dazu hatte das RTL-Team gerade beschlossen gehabt, die Formel-1-Berichterstattung zu reformieren.

"Wir hatten vorher einen sogenannten Report aufgezeichnet, ein Vorprogramm. Das wurde aber immer schon am Vortag aufgezeichnet, mit ein paar Magazinbeiträgen. Das wurde fertig aufgezeichnet und lief dann vor dem Rennen ab. Dann hat man das Rennen live gesehen - und das war's, dann war Feierabend."

Angesichts des starken Saisonauftakts von Michael Schumacher mit zwei Siegen in Benetton entstand in Deutschland aber gerade ein Hype um die Formel 1. Also "sind wir auf die Idee gekommen: 'Wie wär's denn mit Live-Interviews?' Ich war halt derjenige, der dann ausgefallene Fahrer oder auch Teamchefs während des Rennens interviewen sollte."

Ebel betont, er habe sich "schon drauf gefreut. Dachte, das wird eine lustige, spritzige Sache. Aber dann ist das so ein richtiger Countdown des Schreckens!" Imola 1994 ging los mit dem Trainingsunfall von Barrichello am Freitag, dem Tod von Ratzenberger am Samstag und dem schwarzen Sonntag mit dem Tod von Senna sowie einem Horror-Startcrash und einem Zwischenfall in der Boxengasse.

Bei der Frage nach dem Rennsonntag fällt Ebel nur ein: "Die Sonne der Formel 1 ist vom Himmel gefallen. Ayrton Senna, wie sich dann nachträglich rausstellte, ist gestorben. Und wir waren live auf Sendung", erinnert er sich und sagt: "Ich habe da eigentlich nur funktioniert. Da war nix mehr mit Späßchen machen und sonstwas, sondern da ging's dann wirklich um knallharte Recherche."

Rennsonntag in Imola: "Gefühlt wie an der Front"

"Ich habe mich wirklich gefühlt wie an der Front, habe versucht, so viele Interviews zu machen wie möglich. Das war aber auch das Glück in dem Fall, dass wir uns entschlossen haben, Live-Interviews zu machen", glaubt Ebel. Denn nach so einem Rennen einfach auszusteigen, ohne den Zuschauern weitere Informationen zu liefern, wäre seiner Meinung nach "verheerend" gewesen.

Ebel gibt offen zu: "Irgendwann, nachdem ich meine letzte Schalte in die Nachrichtensendungen bei RTL gemacht hatte, bei RTL aktuell, ist mir klargeworden, was da alles passiert ist, und dann bin ich auch selber zusammengeklappt und musste erstmal richtig heulen. Das war so furchtbar dann."

"Ich hatte mich - ich will nicht sagen angefreundet, aber im Umfeld von Senna ganz wohlgefühlt. Ich kannte seine Pressesprecherin Beatrice ganz gut und hatte da schon ein paar Informationen bekommen und so. Ich fühlte mich da eigentlich ganz nah dran. Und dann sowas. Das hat mich unglaublich mitgenommen, dieses Wochenende."

Ob Imola 1994 seinen Blick auf die Formel 1 verändert habe, "kann ich gar nicht so richtig sagen", grübelt Ebel. "Erst hinterher habe ich drüber nachgedacht: 'Was ist da jetzt eigentlich passiert? Wie konnte es denn dazu kommen? Wie kann man das in Zukunft verhindern?' All die Fragen, die sich dann auch jeder gestellt hat und die dann ja auch positiv beantwortet wurden von allen."

Das komplette Interview mit Kai Ebel gibt's zum Nachhören im Radioplayer auf unserem Schwesterportal Motorsport-Total.com, via kostenlosem Podcast-Abo, zum Beispiel bei iTunes, oder direkt bei unserem Partner meinsportpodcast.de.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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