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Kommentar

Kolumne: Kann ein Formel-1-Fahrer verantwortlich mit Gefahr umgehen?

Motorsport.com-Chefredakteur Charles Bradley fragt sich nach dem Großen Preis von Ungarn und der Diskussion über gelbe Flaggen im Qualifying: Kann ein Formel-1-Fahrer in gefährlichen Situationen verantwortlich handeln?

Crash: Max Verstappen, Red Bull Racing RB12

Crash: Max Verstappen, Red Bull Racing RB12

XPB Images

Start: Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1; Nico Rosberg, Mercedes AMG F1; Daniel Ricciardo, Red Bull Ra
Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1
Kimi Räikkönen, Scuderia Ferrari; Sebastian Vettel, Scuderia Ferrari
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 W07 Hybrid
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 W07 Hybrid
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 W07 Hybrid
2. Platz: Nico Rosberg, Mercedes AMG F1
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1
Pressekonferenz: Sieger Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 Team; 2. Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 Team;
Sieger Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1
Sieger Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 Team, und 2. Platz Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 Team, feiern
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 W07 Hybrid
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 W07 Hybrid
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1
Sebastian Vettel, Ferrari SF16-H
Sebastian Vettel, Ferrari SF16-H
Start: Daniel Ricciardo, Red Bull Racing RB12; Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 W07 Hybrid
Sebastian Vettel, Ferrari SF16-H
Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 W07 Hybrid
Sebastian Vettel, Ferrari SF16-H
Podium: 2. Nico Rosberg, Mercedes AMG F1 Team; 3. Daniel Ricciardo, Red Bull Racing

Damit einher geht auch die Frage: Können professionelle Rennfahrer als Vorbilder für künftige Generationen dienen?

Ich will hier niemandem zu nahe treten, aber: Warum sollten wir rationales Handeln von jemandem erwarten, dem unheimlich viel Geld bezahlt wird (wahrscheinlich mehr in einer Woche als Otto Normalverbraucher in einem ganzen Jahr verdient), um mit einem Rennwagen und den Regeln ans absolute Limit zu gehen?

Diese Profi-Rennfahrer wurden schließlich ihr Leben lang darauf getrimmt, in jedem nur denkbaren Bereich einen Vorteil zu suchen. Sie stehen unter gewaltigem Druck von Seiten ihrer Teams, Ergebnisse zu liefern. Und das bedeutet nun einmal, die gesamte Bandbreite des Regelwerks auszunutzen.

Etwas mit „gesundem Menschenverstand“ anzugehen oder „zum Wohle des Sports“ zu handeln, passt nicht so recht zum modernen Zeitgeist. Können wir uns da also wirklich beschweren, wenn Rennfahrer einfach ihr Ding durchziehen, auch wenn das „falsch“ – oder aus sportlicher Sicht zumindest fragwürdig – erscheinen mag?

Sehen wir uns als Beispiel noch einmal die Situation im dritten Qualifying-Segment beim Großen Preis von Ungarn an. Aus professioneller Sicht hat Nico Rosberg da alles richtig gemacht. Obwohl gelbe Flaggen geschwenkt wurden, ging er nur für eine Zehntelsekunde vom Gas. Das kostete ihn 20 km/h. Und danach war er wieder mit Vollgas unterwegs.

Und warum auch nicht? Er sah Flaggen, er reagierte. Der Grund für die Gefahrenwarnung, der Dreher von Fernando Alonso im McLaren, bestand gerade nicht mehr, als Rosberg an diese Stelle kam. Die Gefahr war nicht mehr so groß wie noch Momente zuvor. Die Strecke war wieder unter Grün.

Das sagt das Reglement

Anhang H des Internationalen Sportkodex der FIA lautet:

2.4.5 Signale der Sportwarte; 2.4.5.1 Signalflaggen der Sportwarte

b) gelbe Flagge

Dabei handelt es sich um ein Signal, das vor Gefahr warnt. Diese Flagge soll den Piloten folgendermaßen mit den folgenden Bedeutungen gezeigt werden:

- einfach geschwenkt: Geschwindigkeit reduzieren, nicht überholen, bereit sein zum Richtungswechsel. Es besteht eine Gefahr am Streckenrand oder teilweise auf der Strecke.

- doppelt geschwenkt: Geschwindigkeit deutlich reduzieren, nicht überholen, bereit sein zum Richtungswechsel oder zum Anhalten. Es besteht eine Gefahr auf der Strecke oder eine Gefahr, die die Strecke teilweise blockiert, oder Sportwarte arbeiten auf oder neben der Strecke.

Was die Verteidigung zu sagen hat

Rosberg erklärte es so: „Bei gelben Flaggen musst du deine Geschwindigkeit deutlich reduzieren. In dieser Kurve war ich 20 km/h langsamer. In einem Formel-1-Auto ist das eine ganz andere Welt.“

„Mit 20 km/h weniger bist du richtig langsam und alles ist sicher. Ich ging 30 Meter vor meinem normalen Bremspunkt vom Gas. Ich rollte nur, war 20 km/h langsamer, bis ich an den Scheitelpunkt kam.“

„Ich hatte meine Geschwindigkeit also deutlich reduziert. Und das war für die Sportkommissare vollkommen akzeptabel.“

Wie hätten sich die Sportkommissare auch anders entscheiden können? Die einzige Alternative, die ich sehe, wäre gewesen, dass 20 km/h nicht als „deutliche“ Reduzierung der Geschwindigkeit angesehen würden.

Aber ein guter Anwalt hätte diesen Fall ganz einfach entschieden. Denn „deutlich“ bedeutet unter diesen Umständen nichts anderes, als dass es merklich weniger Tempo sein musste. Rosberg wurde der gelben Flaggen gewahr, ging vom Gas. Nicht schuldig!

Ist also das Reglement treffend verfasst? Passt es zur Situation auf der Rennstrecke? Oder ist es in einer Welt mit Schwarz und Weiß nicht vielleicht etwas zu viel eine Grauzone?

Wenn sich der Sport weiterentwickelt, sollte auch das Regelwerk Schritt halten!

In der Formel 1 hat man ja auch schon die Interpretation von geschwenkten blauen Flaggen verändert, damit ein schnelleres Auto innerhalb von einer bestimmten Anzahl von Flaggensignalen am langsameren Vordermann vorbeifahren kann.

Mögliche Konsequenzen

Wir alle wissen, was passieren kann, wenn Autos bei gelben Flaggen in unterschiedlichen Umständen nicht deutlich langsamer werden: Jules Bianchi und Dan Wheldon waren zwei großartige Rennfahrer, die in solchen Szenarien ihr Leben gelassen haben. Und das sage ich, ohne irgendjemand die Schuld an ihren Unfällen geben zu wollen!

Ist es also an der Zeit, glasklare Regeln für die „deutliche Reduzierung“ der Geschwindigkeit unter Gelb zu formulieren? Der Sport versucht derzeit ja, sich nicht noch weitere Regeln aufzuerlegen und die Beteiligten nicht noch weiter einzuschränken. Aber sicherlich wäre es doch nicht verkehrt, sich gewisse Grenzen zu setzen.

Lewis Hamilton sagte etwa: „Bisher verlor man bei einer einfach geschwenkten gelben Flagge etwa zwei Zehntel, bei doppelt geschwenkten gelben Flaggen etwa eine halbe Sekunde.“

Was ist richtig? Das muss die Fahrerkommission des Automobil-Weltverbands (FIA) entscheiden…

Schlussfolgerung

Um noch einmal auf meine These zu Profi-Rennfahrern und ihrer Eignung als Vorbilder zurückzukommen:

„Das Schlimmste an dieser Nummer ist, dass wir Vorbilder sind“, sagte Sebastian Vettel am Wochenende.

„Nächste Woche gibt es vielleicht irgendwo ein Kartrennen und es werden doppelt geschwenkte gelbe Flaggen gezeigt, weil jemand von der Strecke abgekommen ist. Die Sportwarte gehen vielleicht hin, um zu helfen. Und dann denken die Kids: ‚Ich muss ja nicht zu sehr vom Gas gehen, denn in der Formel 1 ist das ja in Ordnung.‘ Das hier ist die Königsklasse und wir sollten uns entsprechend benehmen.“

„Ich glaube nicht“, so Vettel weiter, „dass wir hier einen guten Präzedenzfall geschaffen haben.“

Was aber hätte Vettel – jemand, der die Zeichnung eines Kindes an die Ferrari-Boxenwand hängen würde – getan, wenn er an Rosbergs Stelle gewesen wäre? Mitten im Qualifying, konzentriert, und auf Kurs zu einer möglichen Pole-Position?

Das ist, was ich mich frage. Und genau das ist das Problem.

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