Kolumne von Felipe Massa: Warum die Formel-1-Starts so schwierig sind
In seiner neuen Kolumne für Motorsport.com schreibt Felipe Massa darüber, warum die Starts in der modernen Formel 1 so heikel geworden sind.
Action beim Start
LAT Images
Felipe Massa
Felipe Massa ist ein brasilianischer Rennfahrer, der seine Formel-1-Karriere im Anschluss an die Saison 2016 beendet.
Am Wochenende des Grand Prix von Japan gab es Momente, in denen wir verloren schienen, doch unterm Strich ist es uns bei Williams Martini Racing gelungen, wichtige WM-Punkte einzufahren. Danach sah es beim Start des Rennens überhaupt nicht aus, denn am Samstag war es uns nicht gelungen, das 3. Qualifying-Segment (Q3) zu erreichen.
Nach dem Qualifying trafen wir die Entscheidung für eine Einstoppstrategie. Anhand der uns vorliegenden Daten gab es durchaus Zweifel, ob diese Strategie aufgehen würde, aber letzten Endes war es eine Schlüsselentscheidung, die uns geholfen hat, im Rennen nach vorn zu kommen. Somit hatten wir eine Chance und diese haben wir genutzt.
Die Entscheidung, auf nur einen Boxenstopp zu setzen, hatte aber auch Nachteile. Wir mussten mit der Medium-Reifenmischung starten und verloren dadurch am Start ein paar Positionen. Die Traktion ist mit diesen Reifen einfach nicht so gut wie mit den Soft-Reifen. Anschließend war unser Tempo aber gut.
Fotos: Felipe Massa beim Grand Prix von Japan in Suzuka
Natürlich verloren wir im 1. Stint etwas Zeit auf diejenigen Fahrer, die mit Soft-Reifen gestartet waren. Sobald wir aber den Wechsel auf die Hard-Reifen vollzogen hatten, waren wir konkurrenzfähig. Es gelang uns, konstant gute Rundenzeiten hinzulegen und damit den Rückstand, der zuvor entstanden war, wieder aufzuholen. Wir haben es bis in die Top 10 geschafft.
Den Reifenverschleiß im Griff zu behalten, war nicht einfach. Trotzdem konnten wir Romain Grosjean, der mit frischeren Reifen von hinten Druck machte, auf Distanz halten. So kam ich schließlich auf Platz 9 ins Ziel und mein Teamkollege Valtteri Bottas kam auf Platz 10 ins Ziel.
Die Wichtigkeit der Starts
Im Kampf gegen Force India um Platz 4 in der Konstrukteurswertung ist es wichtig, dass wir jede Chance nutzen, die sich uns bietet. Ein Bereich, der auch bei den abschließenden 4 Saisonrennen entscheidend sein wird, sind die Starts. Wir haben in Japan gesehen, wie wichtig ein guter Start vor allem im WM-Kampf zwischen Nico Rosberg und Lewis Hamilton sein kann.
Grundsätzlich ist es heutzutage viel einfacher, Fehler zu machen. Früher hatten wir 2 Kupplungspedale und zudem die Möglichkeit, während der Einführungsrunde noch Anpassungen vorzunehmen. Die Ingenieure lasen dazu einfach die Daten unserer Übungsstarts aus und gaben uns via Funk durch, welche Einstellungen wir für den Start verändern sollten.
Doch seit der Änderungen des Reglements für diese Saison ist die Startprozedur deutlich heikler geworden. Jetzt muss der Fahrer selbst darauf kommen, welche Einstellungen er wie verändert. In Monza beispielsweise legte ich vor dem eigentlichen Rennstart den klassischen Burnout hin.
Fotos: Felipe Massa beim Grand Prix von Italien in Monza
Weil die Hinterreifen dabei stark durchdrehten, wusste ich, dass des Griplevel sehr niedrig ist. Aus diesem Grund ließ ich die Kupplung beim Start sehr behutsam kommen. Das hat gut funktioniert, wohingegen einige meiner Gegner mit durchdrehenden Rädern zu kämpfen hatten.
Ein weiteres Problem: Nachdem man im Verlauf des Rennwochenendes so viele Übungsstarts am Ende der Boxengasse hingelegt hat, stellt man fest, dass die Gripverhältnisse in der Startaufstellung ganz andere sind. Deshalb passieren häufig Fehler beim Start. Ich glaube, dass in dieser Saison jeder Fahrer mindestens einen Start verbockt hat. Rosberg ist es gut gelungen. Es gibt einige wenige Fahrer, die es sehr gut verstehen, die Gripverhältnisse einzuschätzen.
Wie man in Japan gesehen hat, ist der Start ganz klar ein Element des Rennwochenendes, das ein großen Unterschied bedeuten kann.
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