Kommentar: Hat die Formel 1 ein Problem mit der Nachwuchsförderung?
Falls Valtteri Bottas zu Mercedes wechselt, um den zurückgetretenen Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg zu ersetzen, ist der Weg für eine weitere Saison von Felipe Massa bei Williams frei. Laut Valentin Khorounzhiy zeigt das aber nur ein großes Problem in der Königsklasse.
Foto: : XPB Images
Im vergangenen Monat hat Massa einen emotionalen Abschied bei seinem letzten Heimrennen in Brasilien und beim Formel-1-Finale in Abu Dhabi gefeiert. Sein bestes Ergebnis in der Gesamtwertung feierte er im Jahr 2008, als er Vizeweltmeister wurde.
Der Brasilianer zeigte über einen langen Zeitraum konstant gute Leistungen und wird der Formel 1 daher sehr fehlen.
Wie sehr die Rennserie ihn vermissen wird, wird das kommende Jahr zeigen. Da Bottas jedoch vor einem Wechsel zu Mercedes steht, könnte Massa noch ein weiteres Jahr für Williams fahren. Claire Williams hält dieses Szenario für die beste Lösung.
Massa ist sehr beliebt, was seine Rückkehr jedoch nicht sein könnte. Es stört die Piloten, deren Verträge im Jahr 2017 auslaufen, aber noch lange nicht ans Aufhören denken. Es stört zudem die Fahrer, die in den vergangenen akzeptable Rennen gefahren sind, aber nicht gut genug waren, um ihren Formel-1-Traum fortzusetzen.
Auch den GP2-Piloten, die alles gegeben haben, um eine Chance in der Formel 1 zu bekommen, wird das mögliche Massa-Comeback nicht gefallen, denn für sie schließt sich die Tür zur Königsklasse.
Die richtige Entscheidung
Die führenden Formel-1-Teams haben in den vergangenen Jahren sehr konservative Entscheidungen bezüglich ihrer Fahrerwahl getroffen. Red Bull Racing ist im Jahr 2016 die einzige Ausnahme.
Aufgrund des plötzlichen Rücktritts von Rosberg steht Mercedes unter Zugzwang. Das Team wird vermutlich die wahrscheinlichste und zugleich sinnvollste Entscheidung für einen Nachfolger treffen.
Mercedes-Sportchef Toto Wolff wollte keine Dramen aufgrund von Verträgen entfachen. Bottas ist jedoch noch unter Vertrag und daher ist klar, was Mercedes leisten muss, um den Finnen für sich zu gewinnen.
Bottas hat es sich in den vergangenen Jahren verdient, auf der Liste der Topteams ganz oben zu stehen. Er war in den 3 Jahren bei Williams regelmäßig besser als Massa und war auch im Qualifying stets sehr gut.
Williams möchte den Finnen sicher nicht ziehen lassen. Laut Technikchef Pat Symonds war Bottas für die Saison 2017 fest eingeplant. Kann Williams sich jedoch mit seinem Motorenlieferanten anlegen? Kann das Team riskieren, dass Bottas frustriert ist, wenn es ihm eine solche große Gelegenheit vereitelt? Wahrscheinlich nicht…
Deshalb muss Williams gegebenenfalls einen erfahrenen Ersatz finden, der zusammen mit dem talentierten Lance Stroll die kommende Saison bestreiten wird. Laut Symonds ist Kontinuität ebenfalls sehr wichtig, um mit den Regeländerungen im Jahr 2017 bestmöglich umgehen zu können. Das sind weitere Gründe, Massa zurückzuholen.
Der Brasilianer kann sich natürlich noch dagegen entscheiden, eine Rückkehr zu forcieren. Müssen tut er es aber nicht.
Massa weiß, dass seine Ferrari-Karriere bereits 2006 zu einem Ende hätte kommen können, wenn Michael Schumacher sich nicht für einen Rücktritt entschieden hätte. Deshalb muss er sich diese Situation aber nicht als Vorbild nehmen. Vor allem nicht, wenn er noch etwas in seiner Formel-1-Karriere erreichen kann.
Ist die Formel 1 unflexibel?
Das ist natürlich kein Trost für die jungen Fahrer, deren Chancen auf ein Formel-1-Cockpit massiv reduziert wurden. Von den 18 Formel-1-Piloten, die für die Saison 2017 bereits feststehen, ist nur einer ein echter Anfänger: Stroll.
Stoffel Vandoorne sollte ebenfalls dazu zählen. Er war jedoch beim Großen Preis von Bahrain bereits für McLaren im Einsatz. Das ein Fahrer, der seine GP2-Konkurrenz im Jahr 2015 dominiert hat, erst ein Jahr warten muss, um einen festen Platz in der Formel 1 zu bekommen, ist für das Problem in der Nachwuchsförderung symptomatisch.
Niemand hat in der GP2-Saison 2015 annähernd so gute Leistungen erbracht wie Vandoorne. Die Konkurrenz war trotzdem sehr gut und es ist bedauernswert, dass in diesem Jahr vermutlich keiner von den Fahrern den Schritt in die Formel 1 schaffen wird.
Jacques Villeneuve sagte vor kurzem, es gäbe das "falsche Bild ab", Teenager in der Formel 1 starten zu lassen. Er fügte hinzu: "Es müsste schwierig, sein dorthin zu gelangen. Es ist aber das Gegenteil der Fall."
Mit diesem Standpunkt steht Villeneuve nicht allein da. Viele Fans, aber auch wichtige Individuen des Sports denken, die Formel 1 wäre heutzutage viel zu einfach. So wird vermittelt, Erfahrung sei noch immer eines der wichtigsten Güter, die ein Pilot mitbringen muss.
Mercedes hat ein Auge auf Bottas geworfen, obwohl man 2 Fahrer in den eigenen Reihen hat, die den Platz von Rosberg einnehmen könnten. Sie wären mit deutlich weniger Mühe und geringen Kosten verfügbar.
Williams steht kurz davor, einen zurückgetretenen Fahrer zurückzuholen, nur damit genügend Erfahrung im Team vorhanden ist. Dafür vernachlässigt das Team Alternativen, die mehr Potenzial haben und deutlich günstiger wären.
Bildergalerie: Alle Formel-1-Fotos aus dem Jahr 2016
Es benötigt keine ausgiebige Analyse, um zu sehen, dass die Formel 1 sehr unflexibel ist. Weder ist es einfach, für junge Talente in die Serie zu gelangen, noch steigen Piloten aufgrund ihrer Leistung im Feld regelmäßig auf und ab.
Die Aufregung und Spekulationen, die aufgrund Rosbergs Rücktritts aufgekommen sind, zeigen, dass die Formel-1-Fans nach mehr Variation an der Spitze des Feldes schreien.
Die Rückkehr von Massa zu Williams im Jahr 2017 würde nur den Abschied einer beliebten Personalie hinauszögern. Aber Flexibilität oder das Salz in der Suppe wäre es nicht.
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