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Mario Theissen: Ausstieg von Renault & Co. "nicht auszuschließen"

Die Coronakrise stürzt die Formel 1 laut Bernie Ecclestone in ihre schwerste Krise aller Zeiten, und in Krisen kann so manches im schlimmsten Fall ganz schnell gehen

Die von der Coronavirus-Pandemie ausgelöste Weltwirtschaftskrise könnte, das befürchten Experten, für die Formel 1 verheerende Auswirkungen haben. Dass kleinere Teams aufgrund ausbleibender Einnahmen durch den laufenden Rennbetrieb im ihre Existenz kämpfen, ist eine Sache. Aber selbst große Hersteller wie Renault, Daimler oder Honda könnten ihr Engagement im Grand-Prix-Sport überprüfen.

Von außen betrachtet scheint Renault besonders gefährdet zu sein, was einen Formel-1-Ausstieg betrifft. CEO Clotilde Delbos hat bereits im Oktober 2019, lange vor der Coronakrise, angekündigt, dass man alle Konzernaktivitäten auf den Prüfstand stellen werde. Davon nahm sie das Formel-1-Programm explizit nicht aus.

Seither ist die Lage des Renault-Konzerns nicht besser geworden, und der Rennstall um Teamchef Cyril Abiteboul hat derzeit keine Gelegenheit, die dringend geforderte sportliche Verbesserung unter Beweis zu stellen. Abiteboul glaubt, dass Renault in der Formel 1 weitermachen wird - letztendlich trifft die Entscheidung aber nicht er, sondern der Konzernvorstand.

Und dass es in Krisenzeiten ganz schnell gehen kann, dass jemand den Stecker zieht, weiß Mario Theissen. Der damalige BMW-Motorsportdirektor hat im Juli 2009 nur "wenige Tage" vor der offiziellen Bekanntgabe des Formel-1-Ausstiegs von eben diesem erfahren: "Ich weiß jetzt nicht, ob es drei oder vier oder fünf waren. Aber mehr war's nicht."

Theissen: Komplettes Interview erscheint am Mittwoch

Dass es jetzt aufgrund der Coronakrise einen ähnlichen Herstellerexodus geben könnte wie nach der Weltfinanzkrise, als sich binnen kurzer Zeit Honda, BMW, Toyota und Renault aus der Formel 1 zurückgezogen haben, sei "sicher nicht auszuschließen", erklärt Theissen in einem Interview mit dem Formel-1-Podcast 'Starting Grid', der am Mittwoch veröffentlicht wird.

"Man muss das einfach mal abwarten. Ich denke, die Situation ist jetzt noch viel zu frisch. Wir befassen uns noch mit ganz anderen Dingen. Das kann man erst in einem halben Jahr beurteilen. Aber natürlich kann das passieren", sagt der Deutsche (inzwischen übrigens ganz aus dem Motorsport zurückgezogen und beim ADAC für den Klassik-Bereich verantwortlich).

Der ehemalige Formel-1-Boss Bernie Ecclestone spricht aktuell gegenüber der 'Daily Mail' sogar von der größten Krise, die der Grand-Prix-Sport je erlebt hat. Das treffe die Großen genauso wie die Kleinen, befürchtet er: "Selbst ein kleines Team wie Williams muss Mitarbeiter und Rechnungen zahlen. Das ist nicht leicht für sie, wenn sie keine Einnahmen aus dem Rennfahren haben."

Renault-Teamchef Abiteboul gibt gegenüber 'Autocar' zu, dass "alle zehn Teams unter Druck" stehen. Er versteht aber nicht, warum in diesem Zusammenhang gerade Renault oft zuerst genannt wird: "Mir kommt vor, dass wir diese Fragen viel öfter beantworten müssen als andere. [...] Und ich frage mich warum."

"Wir haben bisher in irgendeiner Form 42 Jahre lang Formel 1 gemacht. Ich sehe ein, dass das nicht durchgehend war, und dass es einige Statements und Wechsel im Top-Management gegeben hat. Das verstehe ich. Aber die Realität ist: Wir sind mit zwei Fabriken gut aufgestellt, wir haben 1.200 Mitarbeiter und unsere Planungen sind weit ins nächste Jahr hinein fortgeschritten."

Abiteboul fragt: "Ich akzeptiere, dass wir Teil der Automobilindustrie sind, die gerade ziemlich durchgeschüttelt wird. Das trifft auch auf Renault zu. Aber haben wir wirklich mehr Schwierigkeiten als Daimler? Da bin ich mir nicht so sicher." Er ist überzeugt: "Wenn unsere Leistungen besser wären, müssten wir solche Fragen weniger oft beantworten."

Cyril Abiteboul, Alain Prost

Renault-Teamchef Cyril Abiteboul mit seinem Berater Alain Prost

Foto: Renault

Abiteboul verschiebt Ziele nach hinten: 2022 aufs Podium

Aber genau das, halten Kritiker entgegen, ist der springende Punkt: Während Daimler die mit dem Formel-1-Programm verbundenen Kosten immerhin noch mit überragenden sportlichen Erfolgen argumentieren kann, fährt Renault seit Jahren hinterher - und das sogar im Rückwärtsgang. Vom ursprünglichen Plan, 2020 Rennen zu gewinnen, ist das Team meilenweit entfernt.

"Wir können uns sicher nicht ewig verstecken", gibt Abiteboul zu. "Die Erwartungen müssen realistisch und vernünftig sein. Aber ja, wir können uns nicht ewig verstecken, wenn wir [2022] nicht dazu in der Lage sind, um Podestplätze zu kämpfen. Wir rechnen nicht damit, dass wir dominieren werden. Aber um Podestplätze zu kämpfen, das muss das Ziel sein."

Was Renaults Zukunft in der Formel 1 betrifft, wird viel von der Ausrichtung des künftigen Vorstands abhängen. Clotilde Delbos, eigentlich Finanzvorstand (CFO) des Konzerns, hat die Leitung nur interimistisch übernommen. Sie übergibt am 1. Juli an Luca de Meo. Der soll Renault wirtschaftlich auf Vordermann bringen und die Affäre um Carlos Ghosn, einen seiner Vorgänger, aufarbeiten.

Indes glaubt David Richards, ehemaliger Teamchef der Formel-1-Rennställe Benetton und BAR und heute Vorsitzender von Motorsport UK, dass Rechteinhaber Liberty Media gefordert ist, den Teams durch die Krisenzeiten zu helfen. Davon werde "viel" abhängen, sagt er im Interview mit der 'Press Association'.

"Die Formel 1 kann es sich nicht leisten, die Teams weiter hinten zu verlieren. Das wäre eine Katastrophe für sie", findet Richards. "Bernie hat immer sichergestellt, dass sich um die kleinen Teams gekümmert wurde, wenn die Zeiten hart waren. Ich hoffe, dass Liberty in dieser Hinsicht genauso vernünftig ist."

"Die großen Hersteller wie Mercedes und Renault werden das schon durchstehen. Aber wenn wir zum Beispiel Williams oder Racing Point nehmen, dann wird es für die nicht einfach", sagt er. "Die Gefahr, dass einige Firmen bankrottgehen, ist gegeben. Es gibt Motorsportfirmen, die nicht die Ressourcen haben, diese Phase zu überstehen."

Mit Bildmaterial von DTM.

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