Sign up for free

  • Get quick access to your favorite articles

  • Manage alerts on breaking news and favorite drivers

  • Make your voice heard with article commenting.

Motorsport prime

Discover premium content
Anmelden

Edition

Switzerland

Mercedes vs. Red Bull: Wie Hamilton das Rennen in Austin verloren hat

Im ersten Stint führte Lewis Hamilton beim Grand Prix der USA, doch genau dort hat er das Rennen auf dem für ihn schlechteren Reifen vermutlich verloren

Sowohl im zweiten als auch im dritten Stint beim Grand Prix der USA war Lewis Hamilton ein zumindest ebenbürtiger Gegner für den späteren Sieger Max Verstappen. Aber verloren hat Mercedes das Rennen in Austin ironischerweise im ersten Stint - obwohl Hamilton dank eines exzellenten Starts zunächst in Führung gegangen war.

"Ich denke, der Red Bull war auf dem Medium das schnellere Rennauto. Und der Mercedes war das schnellere Rennauto auf dem Hard", analysiert Mercedes-Teamchef Toto Wolff.

Die Entscheidung fiel im Nachhinein betrachtet beim ersten Boxenstopp. Verstappen folgte Hamilton nach dem verlorenen Start wie ein Schatten und hatte zu dem Zeitpunkt das offensichtlich schnellere Auto, bis er in der zehnten Runde zum Reifenwechsel kam und von Medium auf Hard umstecken ließ.

Da hatte Verstappen eine Sekunde Rückstand. Im ersten Sektor seiner Out-Lap wurde er in 46,403 Sekunden gestoppt. Das war um 1,7 Sekunden schneller als Hamilton in seinem ersten Sektor der Out-Lap, nach dem Mercedes-Boxenstopp in Runde 13.

Verstappens Extraklasse: Undercut perfekt exekutiert

In den drei Runden, die dazwischen lagen, machte Verstappen mit den frischen Hards richtig Tempo. Im zweiten und dritten Sektor seiner Out-Lap holte er 2,060 Sekunden auf. In der Runde drauf nochmal 1,647 Sekunden. Und weitere 2,075 Sekunden in Runde 13, bis Hamilton an die Box kam.

¿pbsky|302|pb¿Unmittelbar nach seinem Boxenstopp stellte Verstappen seine Klasse unter Beweis, als er Daniel Ricciardo problemlos überholte und noch die Geistesgegenwart hatte, seine Boxencrew via Funk daran zu erinnern, dass es vielleicht klug wäre, Sergio Perez auch an die Box zu holen, um zu verhindern, dass Hamilton seine Strategie umstellt und den Stint verlängert.

"Max fuhr in seiner Out-Lap an Daniel vorbei und wollte sicherstellen, dass wir in Position sind", erklärt Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Doch das irre Tempo zu Beginn des zweiten Stints hatte seinen Preis: "Wenn du am Anfang so schnell fährst, bezahlst du dafür halt am Ende."

Erster Stint: Verstappens Reifen litten in der "dirty Air"

Hamilton kam in Runde 14 mit 6,3 Sekunden Rückstand aus der Box. Dieser Abstand blieb bis Runde 20 konstant. Dann, Verstappens Reifen hatten jetzt neun Runden auf dem Buckel, bekam Hamilton Oberwasser: Bis Runde 27 konnte er den Rückstand auf 2,8 Sekunden zufahren.

 

Was Mercedes zu dem Zeitpunkt nicht wusste: Verstappen war nicht nur so früh an die Box gekommen, um auf den Undercut loszugehen - sondern weil er in Hamiltons "dirty Air" naturgemäß rutschte, hatten seine Mediumreifen ihren Peak bereits hinter sich.

"Ich glaube, dass wir auf dem Medium zunächst schneller waren", sagt Horner. "Max konnte sehen, dass Lewis viel rutschte, aber wir liefen selbst auch Gefahr, unsere Reifen zu überhitzen, und wir steckten hinter ihm fest. Also entschieden wir, das Risiko einzugehen und eine freie Strecke vor uns zu suchen."

"Dass uns das gegen Ende des Rennens unter Druck setzen könnte, war uns klar, denn Mercedes würde natürlich lang draußen bleiben. Wir konnten Druck auf sie ausüben, Lewis ebenfalls reinzuzwingen, indem wir mit 'Checo' ebenfalls an die Box kamen. Aber im Mittelstint blieben sie dann lang draußen, sodass sie am Ende die um acht Runden frischeren Reifen hatten."

Für Mercedes wäre im Nachhinein betrachtet wohl die beste Strategie gewesen, schon um Runde acht an die Box zu kommen, also vor Verstappen, um sich gegen den Undercut zu schützen. Doch das konnte man im Vorhinein schlecht erahnen. "Die Daten, die wir hatten, sagten uns, dass wir mit einem frühen Stopp nicht ins Ziel kommen gekommen wären", behauptet Toto Wolff.

Mercedes: Späterer erster Stopp hätte nicht geklappt

Die Taktik, den ersten Boxenstopp noch weiter hinauszuzögern, hätte hingegen eher nicht zum Erfolg geführt: "Irgendwann wirst du einfach zu langsam und du verlierst zu viel Zeit", winkt der Mercedes-Teamchef ab.

"Das war auch vor dem zweiten Stopp so. Da hatten wir Sergio aber nicht hinter uns, der beim ersten Stopp Druck gemacht hat. Aber wir mussten reinkommen, weil wir sonst zu langsam gewesen wären. Es ist immer ein schmaler Grat, einerseits einen Offset kreieren zu wollen, andererseits aber auf dem gebrauchten Reifen nicht zu viel Zeit zu verlieren."

Immerhin merkte Mercedes im zweiten Stint, dass sehr wohl genug Tempo im Auto steckt, um das Rennen womöglich sogar zu gewinnen. "Max war im ersten Stint direkt hinter uns. Da dachten wir noch, dass wir viel zu langsam sind", erklärt Andrew Shovlin, der Leiter des Einsatzteams. "Aber auf dem Hard funktionierte das Auto plötzlich viel besser und Lewis konnte attackieren."

Als Verstappen in Runde 29 zum zweiten Mal an die Box kam, betrug sein Vorsprung 2,6 Sekunden. Hamilton kam in Runde 37. Danach lagen 8,8 Sekunden zwischen den beiden, und es waren noch 19 Runden zu fahren. Beide hatten Hard aufgezogen, der Reifensatz von Hamilton war aber um acht Runden frischer.

Runde 40: Plötzlich wird Hamilton schneller

Bis Runde 40 konnte Verstappen seinen Vorsprung sogar auf 9,1 Sekunden ausbauen. Da sah es so aus, als habe er das Rennen sicher im Griff. Aber dann setzte Hamilton zum Schlussspurt an. Schon in Runde 49 hatte er erstmals weniger als zwei Sekunden Rückstand.

Bei Red Bull stieg die Nervosität: "Wir dachten sogar über einen dritten Stopp nach", gibt Horner zu. "Damit bist du am Ende des Rennens besser aufgestellt, aber dafür musst du halt die Position aufgeben. Letztendlich entschieden wir uns dafür, die Position zu halten und Reifen zu schonen. Deswegen kam Lewis so schnell näher, bis er in Max' 'dirty Air' kam."

Jetzt lief Verstappen zu Höchstform auf. Wolff meint anerkennend: "Man konnte sehen, dass er aus dem zweiten Stint gelernt hatte. Da hatte er sich die Reifen zu schnell runtergefahren. Lewis ist in der Phase fantastisch gefahren. Er ist ruhig geblieben, obwohl er nach dem ersten Stopp 6,5 und nach dem zweiten 8,5 Sekunden Rückstand hatte."

"Dann hat er das Tempo erhöht, und zwischendurch war der Unterschied in den Rundenzeiten enorm. Das hat er brillant gemacht. Aber am Ende hat's nicht ganz gereicht. Wenn du im Windschatten bist, leidest du ein bisschen. Zwei Runden mehr, vielleicht dann, wer weiß? Aber es ist, wie es ist, und wir müssen Red Bull zu ihrer Strategie gratulieren", sagt der Österreicher.

 

Acht Runden, sagt Horner, "sind ein großer Unterschied. Und wir wissen ja, dass der Mercedes die Reifen generell ein bisschen weniger hart rannimmt. Insofern war es eine herausragende Leistung von Max. Der Druck war enorm. Aber er hat den Verschleiß genau richtig gemanagt und hatte am Ende für die entscheidenden fünf Runden noch genug Reifen übrig."

Letzte Runden: Schlüsselstelle Kurve 11

"Mit unserer Strategie war klar, dass wir am Ende verwundbar sein würden. Es drehte sich alles um die Hinterreifen. Das hat Max super gemacht. Entscheidend war, aus Kurve 11 raus genug Traktion zu haben. Und Max hat die Reifen so gut erhalten, dass es dafür auch am Ende noch gereicht hat. Es war wirklich eine tolle Fahrt von ihm", lobt der Teamchef.

In der vorletzten Runde spielte dann Mick Schumacher eine entscheidende Rolle, indem er Verstappen zunächst nicht schnell genug aus dem Weg ging, dann aber dem Red Bull ermöglichte, in der letzten Runde das DRS aufzuklappen. Hamilton war da zu weit hinten. So kam Verstappen auf der langen Geraden zwischen Kurve 11 und 12 gar nicht mehr ins Schwitzen.

Für Horner war es eines der besten Rennen des 24-Jährigen: "Extrem gut gemanagt. Wir hatten nicht den besten Start, aber wir haben uns den Sieg mit einer aggressiven Strategie zurückgeholt. Wir wollten es einfach wissen. Es ist ein großer Sieg für uns auf einer Strecke, auf der Lewis und Mercedes in der Hybridära so dominant waren."

Hamilton selbst glaubt übrigens, dass er letztendlich keine realistische Chance hatte, das Rennen zu gewinnen: "Sie waren einfach schneller, das ganze Wochenende und auf allen Reifen", sagt er. "Wir haben dieses Wochenende manchmal ihre wahre Stärke bei Hitze durchscheinen sehen, wie schon in Bahrain und auf anderen Strecken. Und wir haben aus unseren Möglichkeiten das Beste gemacht."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

Be part of Motorsport community

Join the conversation
Vorheriger Artikel Wie Mick Schumacher Verstappen nicht geschadet, sondern geholfen hat
Nächster Artikel Formel-1-Liveticker: Horner: Aktuelle Motorenregelung ergibt keinen Sinn

Top Comments

Es sind noch keine Kommentare vorhanden. Warum schreiben Sie nicht einen?

Sign up for free

  • Get quick access to your favorite articles

  • Manage alerts on breaking news and favorite drivers

  • Make your voice heard with article commenting.

Motorsport prime

Discover premium content
Anmelden

Edition

Switzerland