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Mercedes zittert vor Ferrari-Power: "Dann ist das unmöglich aufzuholen ..."

In Bahrain war Mercedes auf den Geraden chancenlos gegen Ferrari - Sollte sich das Bild in China bestätigen, sehen die Silberpfeile sich dort als klarer Außenseiter

Auf den ersten Blick klingt es kurios: Obwohl Mercedes in Australien und Bahrain jeweils einen Doppelsieg feiern konnte, scheinen die Silberpfeile nicht als Favoriten ins dritte Saisonrennen in China zu gehen. Zwar hatte man beim Auftakt in Melbourne das schnellste Auto, doch in Bahrain war der Ferrari SF90 das gesamte Wochenende schneller als der eigene W10. Nur ein Problem am Motor verhinderte einen Sieg von Charles Leclerc.

Der reine Blick auf die Ergebnisse verrate daher "nicht die ganze Geschichte", warnt Teamchef Toto Wolff, und Technikchef Andrew Shovlin ergänzt: "Wir freuen uns sehr über diesen Doppelsieg [in Bahrain], aber uns ist bewusst, dass wir an diesem Wochenende nicht das schnellste Auto hatten." Vor allem auf den langen Geraden fuhren Leclerc und Sebastian Vettel den Silberpfeilen auf und davon.

"Wir verlieren fast fünf Zehntel auf den Geraden", berichtete Wolff nach dem Qualifying in der Wüste vor zwei Wochen. "Wir konnten den Unterschied auch im Rennen sehen. Er war vielleicht nicht ganz so groß wie im Qualifying - aber fast", ergänzte Valtteri Bottas später. Zwar sei Mercedes laut Wolff in den Kurven besser gewesen, doch über die ganze Runde gesehen war der Powervorteil von Ferrari zu groß.

Von Ferrari in Bahrain "massiv outperformt"

Das überraschte nicht nur viele Zuschauer sondern auch die Leute bei Mercedes. "Wir hatten [nach den Tests] erwartet, dass wir kämpfen können. In Melbourne hatten wir dann einen ziemlichen Vorteil, und in Bahrain war es genau andersherum", wundert sich Wolff. Tatsächlich sei die Scuderia in Bahrain noch weiter vorne gewesen als bei den Testfahrten in Barcelona. Nach den Wintertests galt Ferrari als Favorit, konnte das in Melbourne aber zunächst nicht bestätigen.

In Bahrain sah das Bild komplett anders aus - aber warum? War Ferrari plötzlich so stark oder Mercedes so schwach? Valtteri Bottas erklärt, dass man selbst im Vergleich zum Auftakt keine Pace verloren habe. "Ich denke daher, dass sie etwas gefunden haben. Ich würde sagen, dass der Unterschied bei der Pace ungefähr wieder so wie bei den Wintertests ist. Ich denke nicht, dass wir einen Rückschritt gemacht haben", so der Finne.

"Ich denke, sie hatten in Melbourne Probleme", erklärt Bottas. In Bahrain habe man nun die echte Ferrari-Pace gesehen. "Das weiß ich nicht", zuckt Wolff die Schultern, als er auf mögliche Ferrari-Probleme beim Auftakt angesprochen wird. Fakt sei lediglich, dass die Roten Mercedes in Bahrain auf den Geraden "massiv outperformt" hätten. Und glaubt man Bottas, so liegt das an Ferrari und nicht an Mercedes.

"Keiner konnte mit ihrer Leistung mithalten", erklärt Wolff. Dadurch stellt sich natürlich die Frage, woher dieser plötzliche Leistungssprung der Scuderia kommt. Möglich wäre zum Beispiel, dass Ferrari ein extremes Set-up gefahren ist, das auf viel Topspeed ausgelegt ist. Dieser Theorie erteilt Wolff jedoch eine Absage. "Es liegt nicht am Luftwiderstand", stellt er sofort klar.

Ferrari auch in China "klar die Favoriten"?

Die Mercedes-Berechnungen hätten gezeigt, dass sich durch das Set-up lediglich ein Unterschied von einer Zehntelsekunde ergeben hätte. Woher kommen also die anderen vier Zehntel? "Es ist reine Power", glaubt Wolff und erklärt unmissverständlich: "Wenn sie dieses Leistungsniveau in Schanghai halten können, auf einer Strecke, auf der die Power sehr wichtig ist, dann sind sie klar die Favoriten."

Interessant ist dabei, dass diese "unglaubliche" (Zitat Wolff) Ferrari-Power in Bahrain 2019 zum ersten Mal sichtbar wurde. Dass man diese bei den Testfahrten noch nicht zeigen wollte, ist keine große Überraschung. Dort halten sich fast alle Teams bewusst zurück, um noch nicht alle Karten aufzudecken. Doch was war in Melbourne los? Zur Erinnerung: Da war Ferrari chancenlos gegen Mercedes.

"Melbourne war die größere Überraschung als Bahrain", erklärt Wolff. Der "Ausreißer" sei eher das Auftaktrennen gewesen. Das ist durchaus ein Problem für Mercedes, denn Wolff erklärt: "Wenn es zwischen Melbourne und Bahrain [bei Ferrari] wirklich so eine Entwicklung beim Motor gab, dann ist das unmöglich aufzuholen. [...] Wir müssen verstehen, welche Rolle das Chassis dabei gespielt hat."

Hintergrund: Während beim Chassis im Laufe der Saison noch große Leistungssprünge möglich sind, ist das beim Motor eigentlich nicht der Fall. Weil die Hybridmotoren bereits seit 2014 zum Einsatz kommen, sind sie in ihrer Entwicklung mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man laut Wolff von Update zu Update nur noch "Millisekunden" finden kann - oder "ein oder zwei Zehntel" pro Saison.

Woher kommt die Ferrari-Power?

Daher wäre es für ihn "ungewöhnlich", wenn Ferrari plötzlich noch einmal ein solcher Sprung gelungen sei. Wichtig in dem Zusammenhang: Ferrari hat zwischen Australien und Bahrain keine neuen Teile gebracht. Leclerc und Vettel sind in der Wüste mit den gleichen Motorenteilen gefahren, die sie auch beim Saisonauftakt bereits im Auto hatten. Was auch immer in Bahrain für den Schub sorgte, muss also grundsätzlich auch in Melbourne schon da gewesen sein.

Das bestätigt den Verdacht, dass eher Melbourne der Ausreißer war - und nicht Bahrain. Doch offen bleibt trotzdem die Frage, woher die Leistung kommt. Laut 'auto, motor und sport' haben die Konkurrenten das neue Benzin von Partner Shell im Verdacht. "Wir gehen davon aus, dass Ferrari den perfekten Spritmix für den Motor gefunden und einen richtig guten Job gemacht hat", erklärt Helmut Marko gegenüber 'Auto Bild motorsport'.

"Da müssen wir jetzt alle nachlegen", so der Red-Bull-Motorsportkonsulent. Das gilt auch für Mercedes beziehungsweise Partner Petronas. In China wird das allerdings noch nicht der Fall sein. So kurzfristig konnte man nicht reagieren. Zwar habe man laut Bottas beim Bahrain-Test in der vergangenen Woche "auf jeden Fall Fortschritte gemacht." Allerdings haben diese nichts mit dem Motor zu tun.

In Schanghai habe man "einige Aero-Upgrades" dabei, unter anderem einen überarbeiteten Frontflügel. Beim Topspeed-Problem wird das allerdings nicht helfen. Und gerade in China wird die Geschwindigkeit auf den Geraden wieder ein Thema sein. "Wir müssen definitiv mehr tun, wenn wir in den kommenden Rennen um die Pole-Position kämpfen wollen - besonders in China mit den langen Geraden", weiß auch Bottas.

Hamilton: "Dann fahren sie uns davon ..."

"Ich habe keine Ahnung, wie wir hier performen werden", zuckt Lewis Hamilton die Schultern. Grundsätzlich erwarte er aber "keinen großen Unterschied" zu Bahrain - auch wenn die Temperaturen etwas anders sein werden und die Strecke eine leicht andere Charakteristik hat. "Wenn sie [Ferrari] diesen Speed auf den Geraden im nächsten Rennen haben, dann fahren sie uns davon", befürchtet der Weltmeister.

Für ihn aber kein Grund, die Flinte bereits jetzt ins Korn zu werfen. "In jeder Saison dauert es ein paar Rennen, bevor man eine Ahnung bekommt, wo alle stehen", erklärt er. Er erwarte, dass es 2019 zwischen Mercedes und Ferrari "hin- und hergehen wird." Oder anders gesagt: Weder Australien noch Bahrain waren repräsentativ für den kompletten Saisonverlauf. Es wird solche und solche Rennen geben.

Zwar sei der Vorteil von Ferrari in Bahrain "beeindruckend" gewesen. "Es geht [aber] nicht nur um Speed auf den Geraden", erinnert Hamilton und erklärt: "Es geht um die Performance in Kurven, es geht um Zuverlässigkeit, es geht um mechanische Dinge. Es geht um Boxenstopps und solche Sachen, um den Fahrer, um Sorgfalt." Und gerade bei der Zuverlässigkeit scheint Mercedes aktuell einen Vorteil zu haben.

Denn klar ist auch: Das Rennen in Bahrain konnte Ferrari trotz des Vorteils nicht gewinnen. Am Ende triumphierte wieder Mercedes. "Es bedeutet einfach, dass wir in anderen Bereichen mehr aus dem Auto herausholen müssen", erklärt Hamilton, der "sehr, sehr zuversichtlich" sei, dass er und sein Team in den kommenden Wochen noch mehr aus dem eigenen Paket holen können.

Noch viele offene Fragen

"Ich freue mich auf das Wochenende, und ich bin mir sicher, dass alles möglich ist", gibt sich auch Bottas kämpferisch. Der Finne hat auch schon ausgemacht, wo Mercedes noch zulegen kann. "In den meisten Kurven passt es, aber es gibt einige Kurven, in denen uns die Balance fehlt", verrät er. Aktuell gebe es bei der Balance noch einen "großen Unterschied" zwischen schnellen und langsamen Kurven.

Unklar ist zudem aktuell noch, wie sich die jeweiligen Pakete bei den Hitzerennen in diesem Jahr verhalten werden. "Wir hatten bisher nur zwei Rennen bei nicht gerade super heißen Bedingungen", erinnert Bottas und erklärt, dass die Reifen sich noch einmal ganz anders verhalten werden, wenn es einmal richtig heiß ist. In China wird das jedoch noch nicht der Fall sein, am Wochenende wird es verhältnismäßig kühl werden.

"Es wäre schön, wenn wir in China auf unsere Pace und nicht auf Glück vertrauen könnten, um das Rennen zu gewinnen", erklärt Shovlin, und Wolff ergänzt im Hinblick auf die Ferrari-Vorstellung in Bahrain angriffslustig: "Vor dieser Herausforderung schrecken wir nicht zurück, im Gegenteil, für uns ist es motivierend. Wir werden weiterhin alles geben, um die bestmögliche Performance aus unserem Paket herauszuholen."

"Wir werden versuchen, Druck auszuüben, unsere Chancen zu nutzen und weiter hart zu arbeiten, um unser Gesamtpaket zu verbessern. Wir haben bislang in dieser Saison spannende Rennen erlebt und wir freuen uns auf den nächsten Kampf in Schanghai", so Wolff. Offen bleibt die Frage, ob China aus Mercedes-Sicht ein zweites Bahrain wird - oder doch eher ein zweites Australien.

Mit Bildmaterial von LAT.

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