Monisha Kaltenborn: “Viel Arbeit am Unterboden und Frontflügel”

Dank der wirtschaftlichen Unterstützung durch die neuen Besitzer von Sauber kann sich das Team aus Hinwil weiterhin im Formel-1-Zirkus aufhalten. Nach den ersten drei Rennen müssen die Schweizer aber bereits wieder über die Bücher. Kaum ist man die finanziellen Sorgen los, sieht man sich wieder mit der Schwierigkeit konfrontiert, vom Ende des Startfeldes wegzukommen.

Eine Situation, die Monisha Kaltenborn aber nicht aus dem Konzept bringt. Im Gegenteil, die Teamchefin ist für die Zukunft optimistisch. Vor allem im Hinblick auf die künftige Zusammenarbeit mit Honda, die am Sonntagmorgen im Fahrerlager von Sochi bestätigt worden ist...

Der Saisonstart hat sich als ziemlich schwierig erwiesen. Haben Sie dies so erwartet?
“Nein, absolut nicht. Der Fahrerwechsel in den ersten beiden Rennen hat uns das Leben jedoch nicht unbedingt einfacher gemacht. Wir waren auf Pascal Wehrlein vorbereitet, doch hat sein Unfall beim Race of Champions alles beeinträchtigt. Wir wussten nicht, wie gut er sich erholt, hatten aber einen normalen Verlauf seiner Rekonvaleszenz erwartet. Die Vorausentwicklung des C36 verlief auch nicht ideal. Die Basis, um mehr Performance aus dem Auto und mehr aus den Fahrern herauszuholen, ist aber auf jeden Fall vorhanden.” 

Glauben Sie, dass sich die getroffene Wahl für den Ferrari-Motor von 2016 und gegen eine aktuelle Antriebseinheit in Anbetracht des neuen Reglements im Nachhinein als Nachteil erweist?
“Meiner Meinung nach werden wir erst gegen Ende der Meisterschaft wissen, was die Power Unit ausgemacht hat. Wie auch immer, der Grund für diese Entscheidung war rein strategisch. Wir haben es vorgezogen, uns auf das Chassis zu konzentrieren, weil die Regeln mehrheitlich auf Änderungen in diesem Bereich abzielten. Daher haben wir versucht, einen etwaigen Leistungsnachteil über diese Schiene zu kompensieren. Ehrlich gesagt, haben wir es aber nicht geschafft, diese Möglichkeit auszunutzen. Dies bedeutet aber nicht, dass die WM 2017 für uns deswegen schon gelaufen ist. Wir haben einen Plan, um aggressiver zu entwickeln, daher bleiben wir zuversichtlich.”

An welchem Teil des Fahrzeugs werden Sie hauptsächlich arbeiten?
“In allen Bereichen. Wir wollen das Auto als Ganzes verbessern. Sicher werden wir uns stark um den Unterboden und den Frontflügel kümmern.” 

Zurück zu Wehrlein und den Folgen seines Unfalls im Januar. Aussenstehende müssen das Gefühl haben, der effektive Gesundheitszustand des Deutschen sei verheimlicht worden…
“Wir haben sofort die Wahrheit gesagt. Pascal litt an einer Rückenstauchung. Daraufhin haben wir gemeinsam dazu entschlossen, zu seinem eigenen Schutz, zum Schutz des Teams und der behandelnden Ärzte keine weiteren Erklärungen mehr dazu abzugeben. Niemand hat die Situation verharmlost. Es stellte sich sofort heraus, dass es sich um eine schwere Kompression handelt, und alles andere war eine Folge dieser Verletzung. Wir haben also nie etwas Unwahres behauptet. Vielmehr haben wir viele Kritiken gegenüber unserem Fahre als unkorrekt empfunden, ebenso die Einstellung einiger, die irgendwelche verfrühten Vermutungen anstellten, nur weil wir nicht über jedes Detail informiert haben.” 

Was halten Sie von den beiden Rennen von Antonio Giovinazzi, der Wehrlein ersetzt hat? Viele halten seine beiden Unfälle im Training und Rennen von Schanghai als Todesstoss für seine Karriere…
“Persönlich möchte ich nicht speziell darauf eingehen. Jeder Mensch macht Fehler. Man muss in Betracht ziehen, dass Antonio ohne Vorbereitungszeit ins Auto gestiegen ist. In Australien lieferte er eine optimale Arbeit ab. In China passierten ihm Fehler, aber die Bedingungen waren kompliziert, zudem hat er die Strecke nicht gekannt. Er ist jung und sah sich erstmals mit all den Dingen eines Formel-1-Rennens konfrontiert. Die Leute sollten mit ihren Urteilen zurückhaltender sein. Ich denke lieber an das, was ihm wirklich gelungen ist.” 

Seit vergangenem Jahr gehört das Sauber F1 Team der Longbow Finance S.A., einer Schweizer Investmentfirma, die das Lebenswerk von Gründer Peter Sauber übernimmt. Können Sie über die letzten personellen Änderungen Bescheid geben?
“Zuallererst lege ich Wert auf die Feststellung, dass unser Verhältnis sehr gut ist. Wir verfolgen dieselben Ziele und wollen das Team in jene Position zurückbringen, die es verdient. Wir wissen, dass das nicht einfach ist. Wir sind den neuen Chefs dankbar, dass sie uns das Vertrauen schenken und uns Stabilität geben. Das können nicht alle von sich sagen. Weitere Änderungen werden wir sehen. Zurzeit diskutieren wir nicht über irgendwelche Vorsätze oder konkrete Absichten.”