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Nach Ferrari-Panne: Sind Formel-1-Boxenstopps zu gefährlich?

In Australien wurde das Haas-Team Opfer von Boxenstopp-Pannen, in Bahrain ein Ferrari-Mechaniker - Haas-Teamchef Steiner stellt sich unbequemen Fragen

Ferrari: Boxenstopp-Training

Ferrari: Boxenstopp-Training

Sutton Images

Ein Formel-1-Boxenstopp ist eine Choreografie, aufgeführt unter höchstem Zeitdruck und mit präziser Perfektion. In rund zwei Sekunden werden alle vier Räder heruntergenommen, angesetzt und die frischen Pneus neu verschraubt. Eine Gradwanderung, die in der Vergangenheit zu Meisterleistungen, aber auch mittelschweren Dramen geführt hat. Nicht nur auf der Rennstrecke gilt es, Zeit zu gewinnen.

Seit 2015 werden die schnellsten Boxenstopps des Jahres mit einem speziellen Preis ausgezeichnet, die einstudierten Bewegungen lösten aber erst im vergangenen Jahrzehnt die chaotischen, nicht angekündigten Räderwechsel ab. 1993 wurde beim Belgien-Grand-Prix der Boxenstopp des Benetton-Teams an Riccardo Patreses Auto mit 3,2 Sekunden gestoppt. Mit Sensoren, die in der Aufhängung verbaut waren, wurde diese Standzeit gemessen. Dieser Stopp wird als schnellster Boxenstopp der 1990er-Jahre angesehen, da 1994 das Nachtanken wieder erlaubt wurde und die Stopps durch das Nachfüllen des Benzins wieder länger dauerten.

Plötzlich standen die Piloten wieder acht bis zwölf Sekunden an der Box. Doch nach mehreren gefährlichen Zwischenfällen, besonders der Feuerunfall von Jos Verstappen 1994 oder der Zwischenfall von Heikki Kovalainen und Kimi Räikkönen 2009 in der Boxengasse von Brasilien bleiben in Erinnerung, wurde das Nachtanken mit der Saison 2010 wieder verboten.

2-Sekunden-Marke von Red Bull gebrochen

Die Stoppzeiten fielen auf rund vier Sekunden, doch die Teams bemerkten den Spielraum für weitere Verbesserung. Beim Grand Prix der USA 2013 durchbrach Red Bull mit Mark Webber schließlich die 2-Sekunden-Schallmauer. Sie führten einen Stopp in 1,92 Sekunden durch. 2016 egalisierte die Williams-Mannschaft diese Zeit beim Grand Prix in Baku.

 

Lance Stroll, Williams FW41 pit stop
Lance Stroll, Williams FW41 pit stop

Foto Sutton Images

 

Die Teams investierten immer mehr Geld und Personal in die Optimierung von Boxenstopps. 2011 führte Mercedes als erstes Team ein Helium-angetriebenes System ein. Das Gas ist dünner und kann so höheren Druck auf die Schlagschrauber übertragen, das Drehmoment steigt. Aber schon eine Saison später wurde dieser Technikkniff wieder verboten.

Denn der Boxenstopp soll Großteils von Menschenhand durchgeführt werden. Die Regeln sehen vor, dass das Auto von einem Menschen hochgehoben und dass die Schlagschrauber von den Mechanikern bedient werden müssen. Ist das Rad fest, muss jeder dieser Mechaniker auf einen Knopf am Schlagschrauber drücken, um ein Signal abzugeben, dass er fertig ist. Nur der berühmte "Lollipop-Mann" wurde in den Anfangsjahren dieses Jahrzehnts durch ein Ampel-System ersetzt.

Haas-Teamchef: Boxenstopps verleihen Würze

Diese Choreografie von rund 20 Mechanikern, drei pro Rad plus zusätzliches Personal, verlangt stundenlanges Training - das bei Haas am Australien-Wochenende nicht erledigt wurde. Die Rechnung wurde dem Team im Rennen präsentiert. Zweimal menschliches Versagen bedeutete eine Doppelnull.

 

Sebastian Vettel, Ferrari SF71H, makes a pit stop
Sebastian Vettel, Ferrari SF71H, makes a pit stop

Foto Steven Tee / LAT Images

 

Insgeheim sind sich die Teams sicher, dass Zeiten bis zu 1,7 Sekunden möglich sind - der schnellste Stopp 2018 wurde bisher von Red Bull in Melbourne in 2,15 Sekunden durchgeführt. Allerdings muss in dieser kurzen Zeitspanne jeder Handgriff sitzen. Am Bahrain-Wochenende war das bei Ferrari nicht der Fall, ein Mechaniker wurde bei Kimi Räikkönens Boxenstopps überfahren, sein Bein war gebrochen.

Sind die Formel-1-Boxenstopps 2018 zu schnell und deshalb zu gefährlich? "Das ist schwierig zu beantworten. Dem Rennen verleiht es Würze", meint Haas-Teamchef Günther Steiner. "Ein Mensch muss einen Fehler machen können, das ist uns passiert." Das Risiko sei Teil dieses Sports, ist der Südtiroler überzeugt. Nach Australien hat man bei Haas deutlich mehr Boxenstopps geübt, in Bahrain gab es kein Problem mehr mit verkanteten Radmuttern. "Wenn es tatsächlich gefährlich wird, muss man sich das natürlich ansehen. Aber es ist ein gefährlicher Sport."

Konsequenzen nur für das Haas-Team

Das Element des Boxenstopps soll laut Steiner in seiner derzeitigen Form erhalten bleiben. "Wenn wir alles automatisieren, dann können wir auch gleich Roboter einsetzen", kontert er. Manchmal klemmt eben ein Rad, oder eines wird nicht richtig festgezogen. "Wer hat daraus die Konsequenzen gezogen? Diejenigen, die es falsch montiert haben." Denn Haas wäre in Melbourne ohne Fauxpas mit beiden Autos in die Punkte gefahren. Steiner mahnt vor voreiligen Schlüssen.

Nach dem Australien-Desaster habe Haas die Boxenstopps analysiert. "Besonders beim zweiten Stopp hätte das Auto nicht losfahren dürfen. Wir haben daher Lehren daraus gezogen, der menschliche Part spielt eben doch eine Rolle, durch das Freigeben mit dem grünen Licht." Bei Haas wisse man, was passiert ist. "Wir werden es in Zukunft besser machen."

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