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Porträt Niki Lauda: Legenden leben länger

Niki Laudas Vermächtnis geht weit über seine eigenen Leistungen im Formel-1-Cockpit hinaus - Er selbst hat sich allerdings nie viel aus seinen Erfolgen gemacht

Niki Lauda ist tot. So traurig dieser Satz auch klingt, so dankbar muss man auch sein, ihn erst im Jahr 2019 lesen zu müssen. Ganze 70 Jahre waren ihm auf dieser Welt vergönnt, dem Tod sprang er dabei mehr als einmal von der Schippe. Sein Feuerunfall auf der Nordschleife 1976 ist jedem auch nicht Formel-1-Fan ein Begriff. Doch das ist nicht das einzige Mal, dass Laudas Leben am seidenen Faden hängt.

Als Andreas Nikolaus Lauda am 22. Februar 1949 in Wien geboren wird, meint es das Leben eigentlich gut mit ihm. Seine Familie ist wohlhabend, dem kleinen Niki mangelt es an nichts. Doch genau diese Verhältnisse sorgen dafür, dass Lauda später mit seiner Familie bricht. Die hält nämlich nichts davon, dass er Rennfahrer werden möchte. Bei seiner Karriere ist er auf sich alleine gestellt.

Lauda nimmt Kredite auf und verschuldet sich für seinen Traum von der Formel 1. 1971 gibt er sein Debüt bei March, für 1972 kauft er sich dort ein Stammcockpit. Weil die großen Ergebnisse allerdings ausbleiben, steht Lauda am Ende des Jahres vor dem Nichts. In seiner Autobiografie "Das dritte Leben" erinnert sich Lauda zurück: "Es gab kein Auto für 1973. Ich hatte vier Millionen Schilling Schulden, keine Ausbildung, keine Idee von einem Job"

"Und selbst wenn ich einen kriegte, würde ich zig Jahre nur Schulden zurückzahlen." Lauda sieht keinen Ausweg, denkt sogar an Selbstmord. "Es sollte der einzige Moment meines Lebens bleiben, wo ich derartige Gedanken hatte", verrät er in seiner Biografie. Lauda entscheidet sich dagegen, macht weiter. 1973 kommt er bei BRM unter, ein Jahr später bei Ferrari - der Durchbruch.

Letzte Ölung nach Feuerunfall 1976

1974 folgen seine ersten Siege in der Formel 1, 1975 wird er zum ersten Ferrari-Weltmeister seit John Surtees elf Jahre zuvor. Ein Jahr später droht Laudas Leben erneut ein vorzeitiges Ende zu finden - dieses mal unfreiwillig. Beim Rennen auf dem Nürburgring verunglückt er, erleidet schwerste Verbrennungen, seine Lunge wird durch giftige Dämpfe verätzt. Lauda fällt ins Koma.

Niki Lauda

Laudas Rivalität mit James Hunt wird später sogar verfilmt

Foto: Sutton

Im Krankenhaus erhält er bereits die Letzte Ölung, doch Lauda überlebt nicht nur - er fährt weiter. Nur zwei Rennen lässt er aus, sitzt 42 Tage nach seinem Unfall unter Schmerzen bereits wieder im Cockpit. Bis zum Saisonfinale in Fuji ist der WM-Kampf gegen James Hunt, der später in "Rush" verfilmt wird, offen. Dort gibt Lauda aufgrund der gefährlichen Regenbedingungen freiwillig auf, überlasst Hunt damit den Titel. 

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Lauda wird in seiner Karriere noch zwei weitere Male Weltmeister: 1977 und 1984. Dazwischen liegen nicht nur sieben Jahre sondern auch ein Rücktritt. Kurz vor Ende der Saison 1979 steigt Lauda mitten am Wochenende des Kanada-GP aus. Seine Begründung ist bis heute legendär. Er haben keine Lust mehr, "im Kreis" zu fahren. Zwei Jahre später kehrt er trotzdem zurück, endgültig Schluss ist erst Ende 1985.

 

Da hat Lauda seine Schulden längst abgezahlt und sich ein Leben abseits der Rennstrecken dieser Welt aufgebaut. Bereits 1979 gründet er mit "Lauda Air" seine erste eigene Fluglinie. Bis zu seinem Tod bleibt Lauda dem Luftfahrtbusiness treu. Nach "Lauda Air" tragen mit "Niki" und "Laudamotion" im Laufe der Jahre noch drei weitere Airlines seinen Namen.

Geschäftsmann, Teamboss, Experte

In seiner zweiten Karriere erlebt Lauda aber auch sein größtes persönliches Fiasko. 1991 stürzt eine seiner Boeing-Maschinen ab, 223 Menschen sterben. Lauda reist persönlich zum Absturzort, lässt nicht locker, ehe die Umstände restlos aufgeklärt sind. Er selbst spricht später davon, dass es, "das Schlimmste [war], was ich je erlebt habe." Sein eigener Feuerunfall sei nichts dagegen gewesen.

Bernie Ecclestone, Nico Rosberg, Nico Hülkenberg, Sebastian Vettel

Bei RTL ist Lauda mehr als 20 Jahre ein fester Bestandteil des Teams

Foto: LAT

Von der Formel 1 trennt sich Lauda auch nach seinem aktiven Karriereende nie so ganz. In den Neunzigerjahren ist er zunächst Berater bei Ferrari, im neuen Jahrtausend kurzzeitig Teamchef bei Jaguar. Von großem Erfolg sind beide Jobs nicht gekrönt. Aus seiner Jaguar-Zeit bleibt vor allem Laudas Satz hängen, dass in der modernen Zeit "jeder Affe" ein Formel-1-Auto fahren könne.

Lauda will den Beweis antreten, steigt selbst bei einem Test noch einmal ins Cockpit - und dreht sich prompt. Der große Coup an der Boxenmauer gelingt ihm erst zehn Jahre später, als er bei Mercedes einsteigt. Zunächst als Aufsichtsratsvorsitzender des Formel-1-Teams, später auch als Anteilseigner. Mit den Silberpfeilen gewinnt Lauda zwischen 2014 und 2018 fünfmal in Folge die Weltmeisterschaft.

 

Aus seinen eigenen Erfolgen macht er sich nicht besonders viel. Und sich selbst nimmt der Österreicher nie besonders wichtig. Über den Feuerunfall und sein äußeres Erscheinungsbild macht er gerne Witze, er sagt über sich selbst, dass er in seiner aktiven Zeit ein "Arschloch" gewesen sei, und er macht die rote Kappe nach seinem Unfall zu seinem Markenzeichen.

Zur Kultfigur wird Lauda in Deutschland vor allem dank seiner Rolle als TV-Experte bei RTL. An der Seite von Florian König begleitet er die deutschen Fernsehzuschauer bis Ende 2017 mehr als 20 Jahre durch die Formel 1. Dann macht er - auf seine bekannte Art - einfach Schluss. Vor laufender Kamera kündigt er seinen Abschied an, überrumpelt damit alle - typisch Lauda eben.

"Keine Freunde" und trotzdem beliebt

Aus der Meinung anderer macht er sich zu Lebzeiten ohnehin nicht viel, er eckt gerne an, hat nie Angst, ein Blatt vor den Mund zu nehmen. Von sich selbst behauptet er stets, "keine Freunde" zu haben. "Ein echter Freund ist jemand, mit dem man 24 Stunden über jedes Problem sprechen kann. Und ehrlich gesagt kenne ich keinen einzigen, bei dem ich das machen würde", verrät er einmal.

Lewis Hamilton, Niki Lauda

Mit Mercedes prägt Niki Lauda in diesem Jahrzehnt eine neue Ära

Foto: Sutton

Im Paddock zählt Lauda trotzdem zu den beliebtesten und am meisten geschätzten Personen. Sein langjähriger Wegbegleiter Toto Wolff bezeichnet ihn im Spaß als "halben Freund" und verwendet für ihn aufgrund seines Status im Fahrerlager gerne die Bezeichnung "Mercedes-Außenminister". An der Strecke kommt Lauda dieser Funktion 2018 in Silverstone das letzte Mal nach.

Bereits 1997 und 2005 muss er sich jeweils einer Nierentransplantation unterziehen - Spätfolgen seines Feuerunfalls. Erneut zittern alle um das Leben des Österreichers. Erneut gewinnt er den Kampf. Im August 2018 folgt eine Lungentransplantation. Ebenfalls eine Spätfolge. Bereits beim Saisonfinale in Abu Dhabi will Lauda wieder an der Strecke sein. Doch dazu kommt es nicht mehr.

 

"In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist", heißt es am 20. Mai 2019. Lauda hinterlässt seine Frau Birgit und die im Jahr 2009 geborenen Zwillinge Mia und Max, seine beiden Söhne Lukas und Mathias aus erster Ehe mit Marlene Knaus und Sohn Christoph aus einer außerehelichen Beziehung.

Dass selbst Personen wie Österreichs Bundespräsident Alexander Van der Bellen nach seinem Tod ihre Anteilnahme ausdrücken, zeigt, welchen Stellenwert Lauda auch über den Sport hinaus hatte. Beachtlich für einen Menschen, der laut eigener Aussage keine Freunde hatte, ein "Arschloch" war - und an dessen Leben alle deutlich länger teilhaben durften, als man eigentlich erwarten konnte.

Mit Bildmaterial von GEPA / Red Bull.

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