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Ricciardo-Sieg wie einst bei "Schumi": "Hätte sonst keiner geschafft"

Daniel Ricciardos bislang größer Sieg: Wie er den todgeweihten Red-Bull-Boliden trotz kaputter MGU-K zum Sieg trug und so an eine "Schumi"-Sternstunde erinnerte

Daniel Ricciardo, Red Bull Racing RB14

Daniel Ricciardo, Red Bull Racing RB14

Daniel Ricciardo ist der Mann für spektakuläre Siege. Dennoch sagt er nach Sieg Nummer sieben beim Klassiker in den Häuserschluchten von Monte Carlo selbst: "Das war wahrscheinlich der beste Triumph meiner Karriere." Und Teamchef Christian Horner verglich seinen Schützling am Funk sogar mit dem Rekordweltmeister: "Das hast du gemacht wie Michael Schumacher 1994 in Barcelona." Der damalige Benetton-Pilot war damals ab der Rennmitte im fünften Gang gesteckt und trug seinen Boliden dennoch auf Platz zwei hinter dem Williams-Piloten Damon Hill ins Ziel - eine absolute Sternstunde.

Das Ergebnis des Monaco-Grand-Prix 2018!

Auch Red Bulls Motorsportkonsulent Helmut Marko frohlockt nach Ricciardos Galavorstellung gegenüber 'Sky Sports F1': "Ich glaube, kein anderer Pilot hätte das geschafft." Doch was war passiert? Der Red-Bull-Pilot entschied den Start klar für sich und schien den Sieg nach dem einzigen Stopp eigentlich in der Tasche zu haben. "Dann wollte ich in Runde 18 aus einer Kurve herausbeschleunigen, aber ich hatte keine Leistung", schildert er die bangen Sekunden, als die MGU-K - also der Generator, der die beim Bremsen gewonnene Energie in elektrische Energie umwandelt - 52 Runden vor Schluss den Geist aufgab.

Die Folge: Ricciardo fehlten plötzlich 25 Prozent Leistung, also über 160 PS, und auf der Geraden rund 25 km/h auf seinen Verfolger Sebastian Vettel, der rasch formatfüllend in seinem Rückspiegel war. Doch das war nicht alles: Da die ausgefallene MGU-K normalerweise an der Hinterachse mitbremst und so Energie gewinnt, musste der RB14 fortan hinten ausschließlich mit den kleinen hinteren Bremsscheiben auskommen.

Die Folgen des MGU-K-Ausfalls

"Er hat rund 25 Prozent der Motorenpower verloren, und aufgrund der Bauweise dieser Motoren gehen dann auch die Bremstemperaturen hinten durch die Decke", bestätigt Teamchef Horner, der sich an den Kanada-Grand-Prix 2014 erinnert fühlte, als Lewis Hamilton wegen dieses Problems die Bremswirkung verlor und sogar ausschied. Das fürchteten auch die Red-Bull-Ingenieure am Kommandostand: "Sie haben mir gesagt, dass wir das Auto in zwei Runden wohl reinholen und abstellen müssten."

 

Ähnliches fürchtete auch Ricciardo selbst. "Ich war kurz davor, die Augen zu schließen und zu weinen zu beginnen, wollte eigentlich im Boden versinken", erklärt der Red-Bull-Pilot. "Ich war sicher, dass das Rennen vorbei ist." Sofort dachte der "Aussie" an das Boxenstopp-Fiasko 2016, als er 14 Sekunden lang auf seine Reifen warten musste und Lewis Hamilton den bereits sicher geglaubten Sieg abstaubte.

"Ich dachte mir: Was zum Teufel musst du tun, um dieses Rennen zu gewinnen? Ich hatte bis dahin alles richtig gemacht - so wie 2016", beschreibt Ricciardo seine Gedanken. Doch dann weckte Renningenieur Simon Rennie mit der Ansage, dass sich das Problem nicht in Luft auflösen werde, den berühmten Killerinstinkt des Red-Bull-Piloten: "Da kam mir der Gedanke, dass ich vielleicht einen großartigen Sieg schaffen würde und die Genugtuung dann noch größer wäre."

So stellte Ricciardo seinen Fahrstil um

Dafür war allerdings nicht nur eine fahrerische, sondern auch eine technische Meisterleistung notwendig: "Ich hatte viel weniger Leistung, das war das offenkundige Problem, aber die Hinterbremsen wurden auch richtig heiß, also musste ich mit der Bremsbalance 6 oder 7 Prozent nach vorne gehen", beschreibt Ricciardo seine Rettungsaktion. "Normalerweise ändert man das während eines Rennens um ein oder zwei Prozent."

 

Ricciardo schaltete nicht mehr in den siebten Gang, da der Verbrennungsmotor so mehr Leistung abgab. Zu allem Überdruss musste er neben dem Leistungsdefizit auch noch die Motorbremse nutzen, um gegen einen Bremsdefekt vorzubeugen, obwohl die Konkurrenten immer näher kamen: "Ich musste daher früher vom Gas, damit die Belastung der Bremsen geringer war, aber mein Tempo war auch so langsam, weil ich keine Leistung hatte und weil ich die Reifen schonen musste", erklärt Ricciardo, warum sich hinter ihm ein Zug bildete.

Ricciardo für Horner nun "ein kompletter Fahrer"

Für die Red-Bull-Chefs war es hingegen kaum zu glauben, wie Ricciardo mit der heiklen Situation umging. "Da war keine Panik, er ist cool geblieben und hat nur gefragt, was er machen kann", verrät Horner. Und als die Anweisungen des Teams kamen, musste er sich neben der Gegenwehr gegen Vettel auch noch "mit den ganzen Einstellungsänderungen plagen".

Zudem stellte Ricciardo laut Marko den Fahrstil um und passte ihn an die Gegebenheiten an. "Daniel hat das Manko durch eine gezielt andere Fahrweise ausgeglichen, und es war unglaublich, wie er das gelöst hat", zeigt sich der Österreicher, der mit einer Verschlimmerung der Situation gerechnet hatte und daher laut eigenen Angaben "sehr nervös" war, gegenüber 'Sky Sports F1' beeindruckt.

Horner setzt sogar noch eines drauf: "Er ist ein kompletter Fahrer. Man kann das merken, wenn etwas nicht ganz nach Plan läuft. Er hat all das gemacht wie bei einem Sonntagsausflug und war der coolste Kerl von allen da draußen."

Wovon Ricciardo profitierte

Obwohl natürlich das Streckenlayout in Monaco auch dazu beitrug, dass Ricciardo trotz des Defizits nicht mehr überholt werden konnte. "Diese Strecke ist die beste, um so ein Problem zu haben, weil man hier nicht wirklich überholen kann", wirft Ricciardos Teamkollege Max Verstappen, der wegen seines letzten Startplatz genau darunter litt und nur Neunter wurde.

"Und zum Glück haben wir ein gutes Auto mit Traktion", erklärt der Niederländer, wie es Ricciardo schaffte, Vettel trotz seines Leistungsdefizit hinter sich zu behalten. Verstappen will aber auch die Leistung Ricciardos nicht schmälern: "Es ist nie einfach, wenn du das gesamte Rennen über ein Auto hinter dir hast, das dich unter Druck setzt. Daniel hat mit all seiner Erfahrung eine tolle Leistung gebracht."

Warum Ricciardo kurz vor dem Ende noch einmal bangte

Und das, obwohl er kurz vor Schluss noch um seinen Sieg fürchtete, als nach Charles Leclercs Crash in der Hafenschikane eine Safety-Car-Phase im Raum stand. "Jede Runde, in der ich ohne zusätzliche Probleme bei Start und Ziel vorbeigefahren bin, war wie ein kleiner Sieg, aber dann sah ich die Wrackteile in der Schikane", beschreibt er die Situation sechs Runden vor Schluss. "Ich wollte dieses Rennen aber nur noch unter Dach und Fach bringen, es fühlte sich schon lange genug an."

Als dann die Rennleitung entschied, eine Virtual-Safety-Car-Phase auszurufen, war Ricciardo erleichtert, da die Abstände damit eingefroren waren. "Bei einem echten Safety-Car wäre ich wegen meines Leistungsdefizits bei einem Restart verwundbar gewesen", erklärt der spätere Sieger. "Klar, hier ist es schwierig zu überholen und wenn ich aus der letzten Kurve eine gute Traktion gehabt hätte und in der ersten Kurve geblockt hätte, dann hätte ich es Seb schwer gemacht, aber das hätte ich nicht mehr gebraucht." Am Ende profitierte Ricciardo sogar von der VSC-Phase, denn Vettel konnte danach Ricciardos Tempo nicht mehr halten.

So steigerte Ricciardo am Ende das Tempo

Wie es dem dritten australischen Monaco-Sieger nach Jack Brabham 1959 und Mark Webber 2010 und 2012 gelang, am Ende die Rundenzeiten noch einmal um zwei Sekunden zu verbessern und seine Verfolger abzuschütteln? "Ich habe sehr gut auf meine Reifen aufgepasst, daher konnte ich am Ende ein bisschen mehr pushen", klärt er auf. "Das Problem hat mich aber immer noch definitiv mehr als eine Sekunde gekostet, was viel ist."

Außerdem lobt er seinen Boliden trotz der Probleme: "Selbst mit einem extremen Leistungsverlust funktioniert unser Chassis hier wirklich gut. Und auch unser Abbau auf dem Hypersoft-Reifen war besser als bei den anderen." Dass Ricciardo am Ende beim 250. Red-Bull-Grand-Prix rund sieben Sekunden vor Vettel und 17 Sekunden vor Hamilton ins Ziel kam, löste bei Teamchef Horner Begeisterung aus: "Er konnte ohne MGU-K von Hamilton davonziehen."

Das dominante Wochenende nahm der Brite zum Anlass, Designguru Adrian Newey in die Fürstenloge zu schicken. Dort durfte dieser einen Schluck Champagner aus Ricciardos Schuh nehmen. Fürst Albert von Monaco wurde hingegen verschont.

Darum ist Rosberg von Ricciardo "enttäuscht"

"Ich bin so enttäuscht, denn wir wollten doch alle sehen, dass Daniel dem Fürsten den Schuh anbietet, damit er daraus trinken muss", übt ex-Monaco-Sieger Nico Rosberg gegenüber 'RTL' mit einem Augenzwinkern dezente Kritik an Ricciardo. "Ich freue mich aber echt für Daniel. Das war total verdient, und er ist ein echter Sympathieträger."

 

Horner verteidigt hingegen seinen Schützling gegen Rosberg: "Er hat dem Fürsten immerhin einen Schluck Champagner gegeben." Man darf gespannt sein, ob Horner und Ricciardo auch bald auf eine Vertragsverlängerung anstoßen, denn der Brite gibt offen zu: "Ich habe klargemacht, dass wir Daniel behalten wollen. Er hat nun gleich viele Rennen wie Lewis und Sebastian in dieser Meisterschaft gewonnen."

Mit seinen zwei Siegen liegt Ricciardo nun sogar schon auf dem dritten Platz in der WM-Tabelle - 38 Punkte hinter Leader Hamilton. "Das ist noch ein langes Jahr und wir haben ein tolles Rennauto", hat Horner in Monaco Blut geleckt.

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