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Sebastian Vettel am Tiefpunkt: "Schlimmer kann's nicht werden ..."

Während viele seiner Fans unterstellen, dass er absichtlich sabotiert wird, nimmt Sebastian Vettel Ferrari zumindest nach außen in Schutz: "Ich vertraue dem Team"

"Wir opfern Seb nicht." Es war eine klare Ansage, die Teamchef Mattia Binotto am Sonntagabend nach dem zweiten Silverstone-Rennen abgegeben hat. Tags zuvor hatte schon Sportdirektor Laurent Mekies versichert: "Wir stehen voll hinter ihm." Lippenbekenntnisse, die viele Fans von Sebastian Vettel der Scuderia nicht mehr glauben.

Tatsache ist: Vettel trägt auch selbst seinen Teil dazu bei, dass er dieser Tage einen der Tiefpunkte seiner Karriere erreicht hat. Es mutete seltsam an, dass er bei seinem Dreher am Start zunächst eine Feindberührung vermutete, später aber zurückrudern musste, als die TV-Bilder belegten, dass er sich das Zurückfallen auf den letzten Platz nur selbst zuzuschreiben hatte.

"Es war ein merkwürdiger Zwischenfall", analysiert 'Sky'-Experte Jenson Button. "Für mich klang es so, als sei nur eines seiner Räder auf dem Randstein durchgedreht. Und als es sich wieder festgebissen hat, drehte es ihn um."

"Ich hatte einen guten Start", erklärt sich Vettel, "und wollte mich von Ärger fernhalten. Da kam ich innen ein bisschen auf den Randstein. Im ersten Moment fühlte es sich so an, als hätte mich jemand berührt. Ich habe mir die Wiederholung noch nicht angesehen." Zähneknirschend gibt er zu: "Wahrscheinlich bin ich auf den Randstein gekommen und habe so das Auto verloren."

Button: Nicht der Vettel, den ich kenne!

Button war 2009 der letzte Weltmeister, ehe die Vettel-Ära mit vier Titeln hintereinander begann. Aber das ist lange her. Es schwingt kollegiale Wehmut dabei mit, wenn der heutige TV-Experte sagt: "Dabei wünsche ich mir so sehr, dass er sich gut schlägt!"

"2010 bis 2013, als ich noch gegen ihn gefahren bin, hat er fast keine Fehler gemacht. Er war immer voll da und holte auf eine Runde das Maximum aus dem Auto raus. Das gelingt ihm momentan aber nicht", analysiert Button und beobachtet: "Er lässt jetzt auch ziemlich den Kopf hängen."

Dass Vettel in der Coronapause plötzlich das Rennfahren verlernt hat, glaubt in der Formel 1 kaum jemand. Die Theorie, dass der SF1000 auf Charles Leclerc zugeschnitten ist und der fahrstiltechnisch ganz andere Bedürfnisse hat als der Deutsche, könnte eine Erklärung sein.

Andere vermuten, dass vielleicht mit Vettels Chassis etwas nicht stimmt. Ihm für Barcelona einfach ein neues zu geben, wäre, so sehen das manche deutsche TV-Experten, die beste Methode, um solche Zweifel auszuschließen.

Bei Ferrari glaubt man zwar nicht, dass mit Vettels Chassis etwas nicht stimmt. Trotzdem verweigert sich Binotto dem Vorschlag eines Chassiswechsels nicht: "Wenn es einen Ansatz gibt, wie wir helfen können, sind wir dafür offen", sagt er. "Warum nicht? Alles, was wir tun können, um ihm zu helfen, ist gleichermaßen wichtig für uns als Team und für Sebastian als Fahrer."

Davor hatte Vettel in einem TV-Interview auffällig gezögert, als er von einer Reporterin gefragt wurde, ob er sicher ist, dass die beiden Ferraris komplett gleich sind: "Ich weiß es nicht. Ich denke ... Es gibt etwas, das ich übersehe. Ich bin aber nicht sicher, was es ist." Binotto überlässt es jetzt "dem Fahrer und dem Team", auszudiskutieren, ob ein Chassiswechsel etwas bringen kann.

 

Atmosphäre zwischen Team und Fahrer war schon besser

Der im Raum stehende Verdacht - ob nun gerechtfertigt oder nicht -, dass Vettel ja nicht plötzlich das Rennfahren verlernt haben kann und Ferrari folgerichtig irgendetwas tun muss, um ihn schlecht aussehen zu lassen, hängt nach zweimal Silverstone wie ein Damoklesschwert über der Atmosphäre zwischen dem viermaligen Weltmeister und der Scuderia.

"Ihr wisst, dass ihr das verpennt habt", funkte Vettel, als er so unglücklich an die Box geholt wurde, dass er hinter ein paar viel langsameren Autos wieder auf die Strecke kam. Und dass man ihn dann just zum Reifenwechsel reinbeorderte, als das für Leclercs Rennen, der zu dem Zeitpunkt hinter ihm lag, hilfreich war, regt ebenfalls die Fantasie einiger Verschwörungstheoretiker an.

"Es gab keinen Grund reinzukommen", zeigte Vettel unmittelbar nach dem Rennen kein Verständnis für das Timing seines zweiten Boxenstopps. "Das ergab einfach keinen Sinn. Warum den harten Reifen für zehn Runden nehmen und danach den Medium für 20? Am Ende gingen meine Reifen in die Knie."

Aber Binotto wehrt sich gegen Unterstellungen von außen: "Wir opfern Seb nicht. Wir konnten an den Zeiten ablesen, dass es keinen Unterschied macht, ob er früher oder später reinkommt. Im Nachhinein, nach dem Studium aller Daten, hätten wir vielleicht die Möglichkeit gehabt, nur einen Stopp zu machen, wenn wir ihn draußen gelassen hätten. So hatten wir die nicht."

"Aber es ging nicht darum, ihn dabei zu opfern. Wir haben immer gesagt, dass es für uns oberste Priorität hat, die Punkteausbeute des Teams zu maximieren. Das haben wir versucht", erklärt Binotto. Vettel akzeptiert das so: "Ich habe gerade nicht den besten Lauf. Aber ich vertraue dem Team und den Leuten in meiner Garage."

Auf die Verschwörungstheorien, die in den sozialen Netzwerken kursieren, möchte sich der 33-Jährige nicht einlassen: "Ich gehe mit einem freien Kopf ins nächste Rennen." Nachsatz: "Schlimmer kann's eh nicht werden ..."

Sebastian Vettel

Sebastian Vettel kommt auch mit dem Team auf keinen grünen Zweig

Foto: Motorsport Images

Anderes Set-up als Leclerc gefahren

"Dieses Wochenende zu bewerten", sucht er nach Erklärungen, "ist schwierig, weil wir leicht unterschiedliche Flügeleinstellungen gefahren sind. Über die Runde verteilt es sich ziemlich gleichmäßig, wo ich Zeit verliere. Am meisten in den langsamen und mittelschnellen Kurven. Das haben wir nicht in den Griff bekommen."

"In einer Woche haben wir schon das nächste Rennen. Hoffentlich bin ich dort wieder normal schnell. Heute und auch vor einer Woche hatten wir sehr unterschiedliche Rennen. Ich startete weiter hinten, steckte im Verkehr fest. Dass ich das Auto in der ersten Runde verloren habe, hat nicht geholfen. Aber wirklich vergleichen kann man zwischen uns eigentlich nur ein paar Runden."

Von einem nachhaltigen Tief, in dem er dem Grund für seine schlechten Leistungen nicht auf die Schliche kommt, will Vettel nichts hören: "Es sind gerade mal ein paar Wochen", plädiert er dafür, nicht in Panik zu verfallen. "Im ersten Rennen in Österreich hatte ich ein Problem mit einem beschädigten Satz Bremsen. Da hat das Gefühl in Qualifying und Rennen nicht gestimmt."

"Das zweite Rennen in Österreich war ziemlich kurz. Ungarn war ein ereignisreiches Rennen, aber normaler, wenn man das so sagen kann. Und dann kam schon Silverstone. Im Grunde reden wir von zwei Wochen. Aber wenn ein Rennen nach dem anderen folgt, kommt es einem lang vor, wenn man dabei keine richtigen Fortschritte macht."

"Ich bin ein optimistischer Mensch. Jeden Morgen, wenn ich aufstehe, versuche ich, mein Bestes zu geben. In der Hinsicht hatte ich jetzt nicht meine besten vier, fünf, sechs Tage. Aber ich freue mich auf das nächste Rennen. Ich bin mir sicher: Wenn ich wieder ein normales Rennen habe, dann bin ich auch weiter vorne", sagt er.

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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