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Sorgt Mercedes für Langeweile? "Wir können nichts dagegen tun ..."

Toto Wolff erklärt, warum er als Mercedes-Teamchef keine Rücksicht auf Spannung in der Formel 1 nehmen kann - Sind die Silberpfeile das beste Team aller Zeiten?

Laut den nackten Zahlen ist die Formel-1-Saison 2019 nach den ersten fünf Rennen die einseitigste aller Zeiten. Mercedes feierte in den ersten fünf Grands Prix fünf Doppelsiege - das schaffte in der Geschichte der Königsklasse noch kein Team zuvor. Seit 2014 haben die Silberpfeile jeden Titel geholt, den es zu gewinnen gab. Und momentan scheint die Dominanz größer denn je zu sein.

Dieser Leistung gebührt Respekt. Doch wie immer, wenn ein Team in irgendeinem Sport dominiert, kommt auch Kritik auf. Von einigen Fans heißt es, Mercedes mache die Formel 1 zu vorhersehbar und langweilig. Auch Teamchef Toto Wolff wurde mit dieser These bereits mehrfach konfrontiert. "Ich bin in einer unangenehmen Situation", verrät der Österreicher.

Er korrigiert jedoch gleich: "Eigentlich ist die Position nicht unangenehm sondern ziemlich klar, denn wir versuchen einfach, so gut wie möglich zu performen." Wolff sieht zwar auch die andere Seite und weiß: "Als Fan möchtest du natürlich Abwechslung und Unvorhersehbarkeit." Gleichzeitig stellt er jedoch klar: "Für uns kann das aber kein Ziel sein."

Horner hat Verständnis für Wolffs Situation

Zuspruch erhält er ausgerechnet von Red-Bull-Teamchef Christian Horner. "[Für Spannung zu sorgen] ist nicht dein Job, wenn du ein Team leitest. Du bist für den Speed der Autos verantwortlich", erklärt er. Horner weiß, wovon er spricht. Zwischen 2010 und 2013 dominierte Red Bull die Formel 1 so, wie Mercedes es heute tut. Viermal in Folge wurden die Bullen damals Weltmeister.

 

Horner erinnert sich zurück und erklärt, dass die Titel in den Jahren 2010 und 2012 die beiden schönsten gewesen seien, weil die Entscheidung jeweils erst im letzten Rennen fiel. Trotzdem stellt er noch einmal klar: "Wenn man ein Team leitet, dann ist man [nur] für das Team verantwortlich." Und nicht dafür, dass es spannend ist. Muss sich Mercedes für den aktuellen Erfolg also wirklich rechtfertigen?

"Für mich ist diese Frage schwierig zu beantworten", grübelt Wolff, als man ihm die Frage stellt, ob die Formel 1 aktuell spannend sei. "Wir versuchen als Gruppe, jeden Tag und jedes Jahr besser zu werden", erklärt er und ergänzt: "Jeder bei Mercedes strengt sich an und ist sehr motiviert, unsere Ergebnisse aus den vergangenen Jahren zu übertreffen. Das ist unser Hauptziel, das treibt uns jeden Tag an."

Sechster Titel? Wolff bleibt skeptisch

"Wir können aus unserer Position gar nicht infrage stellen, ob Leistungen wie in den ersten [fünf] Rennen gut oder schlecht für die Formel 1 sind. Wir können nichts dagegen tun. Wir geben unser Bestes, wir lieben, was wir tun", so Wolff. Er verrät: "Wenn du bei uns durchgehst, siehst du zufriedene Menschen, die Freude an dem haben, was sie tun. Es ist eine gelassene, positive Atmosphäre."

"In der Situation zu sein, fünf Weltmeisterschaften gewonnen zu haben und uns die Möglichkeit erarbeitet zu haben, um eine sechste zu kämpfen, ist ein Privileg. Das hat noch nie jemand geschafft", erinnert er. Zwar schaffte es Ferrari zwischen 1999 und 2004 bereits, sechsmal in Folge die Konstrukteurs-WM zu gewinnen. Im gleichen Zeitraum siegt man aber "nur" fünfmal in der Fahrer-WM.

Mercedes hat als erstes Team die Möglichkeit, sechsmal in Folge beide Titel abzuräumen. Und nach den ersten fünf Saisonrennen 2019 hat kaum einer Zweifel daran, dass es auch so kommen wird. Der größte Skeptiker ist wie so oft Wolff selbst. In Barcelona habe man eines der stärksten Wochenenden gehabt, "das wir seit Jahren hatten." Doch das könne sich ganz schnell wieder ändern.

Reißt die Serie in Monaco?

Auf die Frage, ob er bereits vom sechsten Titel träume, antwortet er mit einem klaren: "Nein." Wolff erklärt: "Man muss bescheiden und mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben. Wir haben [2019] fünfmal eine fantastische Leistung gezeigt und fünf Doppelsiege geholt. Aber wir sehen das nicht als selbstverständlich an. Wir sagen das nicht nur so, es ist wirklich unsere Einstellung."

 

"Die nächsten beiden Wochen werden eine enorme Herausforderung für uns. In Monaco hatten wir in den vergangenen Jahren nie die Performance", erinnert er. Vor allem 2018 sei Red Bull im Fürstentum "in einer eigenen Liga" gewesen. Tatsächlich konnten die Silberpfeile in Monaco seit 2016 nicht mehr gewinnen. "Wir müssen es Schritt für Schritt angehen", warnt Wolff daher.

Zudem ist die Saison noch lang. Erst fünf von 21 Rennen sind absolviert. Im Hinblick auf Ferrari und Red Bull erklärt Wolff: "Beide Teams haben die richtigen Ressourcen und Werkzeuge, mit denen sie schnell zurückgeschlagen können." In der Konstrukteurs-WM liegen Ferrari und Red Bull aktuell 96 beziehungsweise 130 Punkte zurück. In der Fahrer-WM fehlen Verstappen 46, Vettel 48 Zähler auf Hamilton.

Bestes Team aller Zeiten? Wolff will nicht "arrogant" sein

Etwas Historisches könnte Mercedes bereits in Monaco schaffen, denn sechs Doppelsiege in Folge gab es in der Formel-1-Geschichte noch nie. Wolff will trotzdem nichts davon wissen, dass Mercedes das vielleicht beste Team aller Zeiten sei. Es sei "arrogant", das zu behaupten. "Es liegt nicht an uns, das zu beurteilen. Für uns geht es darum, die Ergebnisse zu holen", stellt er klar.

"In zehn oder 20 Jahren" könne man möglicherweise stolz auf diese Zeit zurückblicken. Aktuell ist das für Wolff und Co. aber noch kein Thema. Denn das Mercedes-Abenteuer in der Formel 1 ist noch lange nicht vorbei. "Das Commitment ist absolut da, weil gerade der Vorstand auch in schwierigen Zeiten zur Formel 1 gestanden ist. 2010, 2011 und 2012 ist es wirklich rückwärts gegangen", erklärt Wolff im 'ORF'.

"Da waren wir teilweise nicht einmal in den Top 10", erinnert er und erklärt: "Jetzt ernten wir die Früchte, auch für die Marke. [...] Die Formel 1 macht für Mercedes Sinn." Ein Ausstieg sei "im Moment" kein Thema. "Was in zehn Jahren ist, wissen wir nicht. Ob wir alle elektrisch oder Hybrid fahren, ob es die Automobilindustrie in der Form noch gibt, wie sie heute ist. Aber kurz- und mittelfristig bleiben wir dabei", so Wolff.

Für die Konkurrenz ist das keine gute Nachricht.

Übrigens: Diese Teams schafften bislang, fünf Doppelsiege in Serie zu holen:

Ferrari (1952)

Ferrari (1952)

Foto: : LAT Images

Ferrari ist 1952 das erste Team, das fünf Doppelsiege in Serie in der Formel 1 feiern kann. Die Scuderia, die damals drei Autos einsetzt, triumphiert mit dem späteren Weltmeister Alberto Ascari und seinen Teamkollegen Giuseppe Farina und Piero Taruffi in Spa, Rouen, Silverstone, auf dem Nürburgring und in Zandvoort.
Ferrari (1952)

Ferrari (1952)

Foto: : LAT Images

Ausgerechnet beim Heimspiel in Monza reißt die Serie - obwohl Ferrari sogar gleich fünf Autos einsetzt! Zwar gewinnt Ascari auch dort, doch obwohl seine Teamkollegen Luigi Villoresi und Farina von den Startplätzen zwei und drei ins Rennen gehen, schiebt sich Jose Froilan Gonzalez (Maserati) im Rennen noch an ihnen vorbei.
Ferrari (2002/2003)

Ferrari (2002/2003)

Foto: : Sutton Images

Es dauert 50 Jahre(!) ehe Ferrari das Künsstück von fünf Doppelsiegen in Folge wiederholen kann. Weltmeister Michael Schumacher und Ruben Barrichello siegen 2002 nacheinander in Budapest, Spa, Monza, Indianapolis und beim Saisonfinale Suzuka. Dann ist die Saison vorbei - und damit auch die Serie.
Ferrari (2002/2003)

Ferrari (2002/2003)

Foto: : Ferrari Media Center

Zwar beginnt auch die Saison 2003 in Melbourne wieder mit einer Doppel-Pole für die Roten, doch im Rennen geht alles schief. Zunächst bekommt Barrichello eine Strafe für einen Frühstart, später scheidet er nach einem Crash aus. Schumacher wird in einem chaotischen Rennen Vierter - am Ende des Jahres aber wieder Weltmeister.
Mercedes (2014)

Mercedes (2014)

Foto: : Sutton Images

2014 beginnt die Mercedes-Ära. Vor allem dank der neuen Hybridmotoren gewinnen Lewis Hamilton und Nico Rosberg in der Frühphase der Saison in Malaysia, Bahrain, China, Spanien und Monaco. Ohne ein Motorenproblem von Hamilton hätte man wohl auch beim Auftakt in Australien bereits einen Doppelsieg gefeiert.
Mercedes (2014)

Mercedes (2014)

Foto: : Sutton Images

Der Antrieb ist es auch, der die Serie in Kanada enden lässt. Bei beiden Silberpfeilen streikt das Hybridsystem. Hamilton muss aufgeben, Rosberg rettet noch Platz zwei ins Ziel. In Österreich stehen anschließend beide wieder ganz oben auf dem Treppchen. Ohne Technikprobleme hätten es also sogar acht Doppelsiege in Serie sein können ...
Mercedes (2015/2016)

Mercedes (2015/2016)

Foto: : Mercedes AMG

2015 startet Mercedes noch einen Anlauf. Hamilton und Rosberg triumphieren bei den letzten vier Saisonrennen in den USA, Mexiko, Brasilien und Abu Dhabi. Und auch 2016 startet man mit einem weiteren Doppelsieg in Australien in die Saison. Somit steht man vor dem Rennen in Bahrain wie auch schon 2014 bei fünf in Serie.
Mercedes (2015/2016)

Mercedes (2015/2016)

Foto: : Ferrari

In der Wüste ist es ausgerechnet der spätere Mercedes-Pilot Valtteri Bottas, der beim Start in Hamilton kracht - und somit die Serie beendet. Rosberg gewinnt, Hamilton kann seinen angeschlagenen Silberpfeil nur noch auf Platz drei ins Ziel schleppen. Auch hier bleibt der magische sechste Doppelsieg aus.
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Weitere Co-Autoren: Jonathan Noble. Mit Bildmaterial von LAT.

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