Überholkönig John Watson: "Ich war nicht besser als alle anderen ..."
John Watson legte 1982 und 1983 zwei legendäre Aufholjagden hin - Er glaubt aber nicht, dass er grundsätzlich besser überholen konnte als alle anderen Fahrer
Den WM-Titel konnte John Watson in seiner Karriere nie gewinnen. 1982 verpasste der damalige McLaren-Pilot die Weltmeisterschaft um fünf Punkte an Keke Rosberg. Trotzdem hat Watson seinen Platz in den Geschichtsbüchern der Formel 1 sicher. 1983 gewann er in Long Beach vom 22. Startplatz aus. Von so weit hinten konnte vorher und nachher nie wieder ein Grand Prix gewonnen werden.
Und für Watson war es kein Einzelfall. Bereits 1982 konnte er in Detroit von Startplatz 17 aus gewinnen - damals ebenfalls Rekord. "Es waren beides Straßenkurse", erinnert sich Watson im Podcast 'Beyond The Grid' zurück und erklärt: "Detroit war ein Matrix-Layout, es ging immer nur links, rechts, links, rechts, links, rechts ... Long Beach war auch ein bisschen so, aber es gab diese lange Gerade."
Doch warum klappte es bei Watson so gut, wenn er von hinten starten musste? "Aus irgendeinem Grund konnte ich [in diesen Situationen] gut fahren und gut überholen. Es ist nicht so, dass ich besser als alle anderen war. Aber an diesen Tagen konnte ich einfach Leute einholen, überholen und davonziehen. In Detroit konnte ich einer Runde drei Autos überholen - eins davon war Niki [Lauda]", erinnert sich Watson.
Lauda war damals sein Teamkollege bei McLaren. Der Österreicher war nach einer Auszeit von zwei Jahren in die Formel 1 zurückgekehrt. "In Detroit funktionierte das Auto einfach sehr gut im Rennen. Im Qualifying hatten Niki und ich aber ein fundamentales Problem mit dem Michelin-Reifen", erklärt er. Hintergrund: Die Reifen passten damals besser zu den Turbomotoren, weshalb McLaren schwächelte.
"Mit dem McLaren konnten wir dieses Griplevel und diese Temperatur in den Reifen nicht generieren. Deswegen standen wir in der Startaufstellung weiter hinten", erklärt Watson. Mit mehr Benzin im Auto habe man dann auch mehr Gewicht gehabt, was dabei geholfen habe, die Temperatur in die Reifen zu bringen. Und dann ging es für Watson nur noch vorwärts.
Detroit sei eine Rennstrecke gewesen, "auf der man eigentlich nicht überholen kann", erklärt Watson. Trotzdem stellte der heute 73-Jährige damals einen Rekord auf - den er in Long Beach nur wenige Monate später selbst noch einmal brechen konnte ...
Die größten Aufholjagden der Formel-1-Geschichte
Mit Bildmaterial von Rainer Schlegelmilch.
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