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Valtteri Bottas: Warum er für 2022 ganz schlechte Karten hat

Valtteri Bottas ist "überrascht" darüber, dass ihm Mercedes für den Ausfall in Monaco eine Teilschuld gegeben hat, und spricht sich den Frust von der Seele

Lewis Hamilton war am Mediendonnerstag in Baku gut gelaunt. Rund um seinen siebten Platz beim Grand Prix von Monaco hatte er sich noch angespannt gezeigt und öffentlich Kritik an seinem Mercedes-Team geübt. Mit knapp zwei Wochen Abstand hat sich jeder etwaige Groll aber in Luft aufgelöst.

"Die Debriefings", sagt der siebenmalige Weltmeister, "waren großartig. [...] Es wird nie mit dem Finger auf andere gezeigt, sondern wir arbeiten zusammen, führen schwierige Diskussionen, lassen aber die Meinungen von allen zu und debattieren darüber. Wir sind tief ins Thema reingegangen, was wir besser machen können. Und genau das macht uns zu dem großartigen Team, das wir sind."

Zu der Sache mit dem Fingerzeigen gibt's teamintern aber offenbar unterschiedliche Wahrnehmungen. In Bezug auf den verpatzten Boxenstopp von Valtteri Bottas hatte Toto Wolff dem Finnen selbst zumindest eine Teilschuld gegeben: "Wenn das Auto nicht weit genug fährt, muss der Mechaniker eine andere Bewegung machen. In dem Fall war das Auto nicht weit genug."

Eine Aussage des Teamchefs, die Bottas offenbar irritiert: "Ja, das hat mich schon überrascht", gibt er zu. "Ich habe das Video gesehen, und für mich war mein Anfahren ziemlich genau auf den Punkt. Insofern hat mich die Aussage überrascht." Das Gespräch mit Wolff habe er deswegen aber nicht gesucht: "Ich hab's dabei belassen", winkt er ab.

Bei Bottas läuft im Moment alles schief, was schieflaufen kann. Nach seinem Crash mit George Russell in Imola ging's eigentlich nur um die Schuldfrage. Dass der Unfall einem möglichen WM-Kandidaten wertvolle Punkte gekostet haben könnte, wurde - zumindest in der Öffentlichkeit - nicht einmal ansatzweise diskutiert.

Das sagt viel darüber aus, wie Bottas' Chancen auf den WM-Titel außerhalb des Teams Bottas selbst wahrgenommen werden. Der Boxenstopp in Monaco, der ihn einen sicheren Podestplatz gekostet hat und die Chance, Punkte auf Hamilton gutzumachen, trägt nicht zur Verbesserung der Stimmung bei. Und das scheint man langsam auch zu spüren.

Flugprobleme bei Anreise nach Aserbaidschan

Bottas saß um 11:15 Uhr deutscher Zeit am Donnerstag, als er eigentlich längst in Baku sein sollte, noch am Flughafen in Helsinki fest. Statt neben Sebastian Vettel in der FIA-Pressekonferenz zu sitzen, sprach er via Zoom-Schaltung aus der Flughafenlounge mit den Journalisten. Und viele, die dabei waren, hatten den Eindruck: Es treten langsam Risse auf im Verhältnis Bottas-Mercedes.

"Ich bin jetzt seit fünfeinhalb Stunden am Flughafen", erzählt Bottas. "Es gab ein Problem mit meinem Flug. Ich musste einen neuen Flug suchen und habe jetzt auch einen gefunden, aber der hebt noch nicht ab. Hoffentlich bald!" Wir können inzwischen Entwarnung geben: Der 31-Jährige ist rechtzeitig für das erste Freie Training in Aserbaidschan angekommen.

 

Bottas gibt zu, dass seine mentale Stärke gerade "auf dem Prüfstand" steht: "Die zwei Ausfälle waren schon echte Rückschläge. Es geht jetzt darum, mich wieder aufzurappeln und den Blick nach vorne zu richten, denn aufzugeben ist die Option für Verlierer. Das werde ich sicher nicht tun. Ich bin im Kopf immer noch sehr stark und weiß, dass vor uns noch eine lange Saison liegt."

Es habe "ein paar Tage" gedauert, die Enttäuschung von Monaco zu verkraften: "Das war nicht der Saisonstart, den ich mir vorgestellt hatte, und so ein Ausfall ist dann ein echter Schlag ins Gesicht. Gerade wenn du dir vorgenommen hattest, gute Punkte zu sammeln, ist sowas eine große Enttäuschung. Aber ich mache mir keine Sorgen. Ich stehe das schon durch."

In der Analyse nach Monaco fallen aber auch bei Bottas erstmals Mercedes-kritische Zwischentöne: "Normalerweise analysieren wir alles ganz offen und geben nie jemand anderem die Schuld, sondern wir analysieren unsere Schwächen und geben diese zu. Und der Boxenstopp war ganz eindeutig eine Schwäche, wie man gesehen hat."

"Ich habe das Thema schon vor ein paar Wochen angesprochen", ärgert er sich im Nachhinein. "Es kommt nicht überraschend, sondern wir wussten, dass wir bei den Boxenstopps nicht perfekt sind. Jetzt haben wir das ja gesehen. Oder das Aufwärmen der Reifen: Ich wusste schon vor Monaco, dass das für uns zum Problem wird, und ich habe darauf auch hingewiesen."

Bottas: Gibt es noch einen Platz in der Formel 1?

Die Debriefings danach seien trotzdem "normal" verlaufen, relativiert Bottas, ohne aufgeladene Emotionen. Dass seitens des Teams der Eindruck vermittelt wurde, er sei selbst der Auslöser gewesen, scheint ihn aber zu ärgern: "Ich war zwei oder drei Zentimeter daneben. Das ist normalerweise sehr gut. Sonst bist du schnell mal zehn oder 15 Zentimeter weg."

Die große Frage ist nun, ob die vermuteten ersten Risse sich ausweiten und zum Jahresende, wenn Bottas' Vertrag ausläuft, zur Trennung führen werden; oder ob sie sich noch einmal kitten lassen und der Finne ein weiteres Jahr im Team bleiben darf, obwohl Mercedes-Junior George Russell nach drei Lehrjahren bei Williams eigentlich für eine Beförderung überfällig wäre.

Und wie lange Mercedes die Entscheidung über die Vertragsverlängerung hinauszögert. Denn Bottas befindet sich auf dem Transfermarkt in einer schwierigen Position. Sollte er bei Mercedes rausfliegen, gibt es bei kaum einem anderen konkurrenzfähigen Team ein freies Cockpit. Ferrari ist zu, ebenso wie McLaren und Aston Martin.

Bei Red Bull gilt Bottas nicht als Kandidat, selbst wenn Sergio Perez' Vertrag nicht verlängert werden sollte, und bei Alpine riecht es neben Fernando Alonso stark nach Esteban Ocon oder Pierre Gasly. Somit droht Bottas im schlimmsten Fall ein Abstieg zu seinem Ex-Team Williams oder Alfa Romeo. Da wird dann vielleicht sogar eine Auszeit von einem Jahr zum Thema.

Bottas möchte rasch Klarheit für 2022

Gerade wegen dieser verzwickten Transfersituation ist für Bottas wichtig, von Mercedes rasch Klarheit zu haben: "Wir haben noch nicht gesprochen", sagt er. "Es ist eine anspruchsvolle Weltmeisterschaft, und wir brauchen einen gewissen Arbeitsfrieden, wenn man das so nennen kann, um uns auf das konzentrieren zu können, worauf es ankommt, nämlich die Performance."

"Aber die Zeit wird kommen. Die Zeit verfliegt, gerade mit den ganzen Dreierpacks. Da ist wenig Zeit für Gespräche. Daher gehe ich davon aus, dass wir innerhalb des nächsten Monats damit anfangen werden. Aus vergangener Erfahrung weiß ich, dass es besser ist, sowas so früh wie möglich zu erledigen. Das wäre für alle Beteiligten am besten", findet er.

Bottas gibt sich jedenfalls wenig Mühe, einen Wechsel auszuschließen: "Ich bin aufgeschlossen. Es ist generell im Leben so, dass man bei den Chancen zupacken muss, die sich einem bieten. Du weißt im Leben nie, was sich hinter der nächsten Ecke verbirgt." Daran, ganz vorne Formel 1 zu fahren, habe er immer noch Freude: "Genau wie im ersten Mercedes-Jahr, ohne Zweifel."

"Wenn ich auf das große Ganze schaue, habe ich noch ein paar gute Jahre in mir. Ich habe das Gefühl, dass ich in einigen Bereichen von Jahr zu Jahr immer besser werde, und ich bin bei weitem noch nicht der älteste Fahrer im Feld. Theoretisch habe ich noch Zeit. Ich weiß aber nicht, was die Zukunft für mich bereithält. Ich nehme es, wie es kommt", sagt der 31-Jährige.

Direkt auf angebliche Risse im Team angesprochen, klingt Bottas dann aber doch wieder versöhnlich: "Wir werden zusammenhalten, keine Frage. Wir haben einen großartigen Teamgeist, und wir wissen, wie wichtig es ist, dass wir an einem Strang ziehen. Wir stecken mitten in einem großen Kampf mit Red Bull, auf manchen Strecken auch mit Ferrari. Das motiviert uns enorm."

Mit Bildmaterial von Motorsport Images.

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