Sechs Autos stehen in der Startaufstellung zum Großen Preis der USA 2005 in Indianapolis. Nur die Teams Ferrari, Jordan und Minardi treten zum Rennen an. Warum das so war und wie die Fans vor Ort darauf reagiert haben, zeigen wir in unserem Rückblick zum Jahrestag des "Mini Prix"!
Zunächst läuft in Indianapolis alles normal. Die Piloten bestreiten am Freitag das freie Training und jeder absolviert die üblichen Testfahrten vor einem Grand-Prix-Wochenende.
Doch dann passiert's: Toyota-Fahrer Ralf Schumacher fliegt in der schnellen Zielkurve ab und schlägt in die Streckenbegrenzung ein! Wie sich herausstellt, war ein Reifenschaden der Auslöser für diesen Unfall. Doch noch schrillen bei Michelin nicht die Alarmglocken...
Immerhin: Der französische Reifenhersteller reagiert auf den Unfall und empfiehlt seinen sieben Teams, im Training möglichst nicht durch die Zielkurve, sondern durch die Boxengasse zu fahren. Insgesamt erzielen im 2. Training daher nur acht Piloten eine Rundenzeit. Und die Farce nimmt an Fahrt auf...
Pierre Dupasquier von Michelin muss sich viele Fragen anhören. Und er muss hinter den Kulissen noch mehr verhandeln: Wie können die Michelin-Teams in Indianapolis ein Rennen fahren, wenn die Reifen nicht halten?
Lange wird debattiert in Indianapolis. Eine zusätzliche Schikane steht im Raum, ebenso Boxenstopps alle paar Runden, eine Reifen-Nachlieferung aus Europa oder reduzierte Geschwindigkeiten in der Zielkurve. Doch zu einer einvernehmlichen Lösung kommt man nicht. Mit Konsequenzen für das Rennen am Sonntag...
Zunächst sieht alles wie ein ganz normaler Sonntagnachmittag aus. Die Fahrzeuge haben ihre Startposition auf der Zielgeraden eingenommen, ganz vorn steht Pole-Mann Jarno Trulli im Toyota.
Doch nach der Einführungsrunde biegen die sieben Michelin-Teams geschlossen in die Boxengasse ab: 14 Fahrer verzichten auf die Teilnahme am USA-Grand-Prix der Formel 1, nur sechs Piloten nehmen ihre Startplätze ein!
Unglaublich! Ein Starterfeld von nur sechs Autos? Das denkt sich angesichts dieser Bilder nicht nur dieser Sportwart...
Doch es ist wahr: Sämtliche Michelin-Autos werden in der Boxengasse abgestellt und in die Garagen zurückgerollt.
Links ist zu sehen, wie sich das auf sechs Autos reduzierte Feld zum Rennen in Bewegung setzt. Rechts ist einiges los in der Boxengasse, weil die Michelin-Teams auf das Rennen verzichten. Ein einmaliges Bild!
Die einzigen Teilnehmer am USA-Rennen 2005: Michael Schumacher und Rubens Barrichello für Ferrari, Tiago Monteiro und Narain Karthikeyan für Jordan, Christijan Albers und Patrick Friesacher für Minardi. Sie fahren mit Bridgestone-Reifen...
Das Rennen wird ein Schaulaufen von Ferrari, die in diesem kleinen Feld haushoch überlegen sind. Schumacher gewinnt am Ende knapp vor Barrichello. Nur einmal wird es eng: Nach dem Boxenstopp kommen sich die beiden Ferrari-Piloten kurz sehr nahe und es riecht nach Crash, aber alles geht glatt in Kurve 1!
Hinter Schumacher und Barrichello tragen die Hinterbänkler-Teams Jordan und Minardi ihr ganz eigenes Duell aus. Es geht um den verbleibenden Podestplatz hinter den Ferrari-Piloten. Platz 3 sichert sich am Ende Monteiro für Jordan.
Doch viele Fans sehen all dies gar nicht mehr. Sie verlassen schon vor Rennende wutentbrannt die Tribünen.
Andere wiederum bleiben und zeigen ganz deutlich, was sie von dem halten, was ihnen in Indianapolis geboten wird...
Wieder andere werfen mit allem, was fliegt, nach der Formel 1. Bierdosen, Wasserflaschen und andere Gegenstände landen auf der Strecke. Ein mutiger Sportwart sammelt all dies ein und sorgt für freie Fahrt für die sechs Rennwagen.
Entspannt beobachtet Sauber-Fahrer Felipe Massa indes, was sich im Rennen tut...
Auch Renault-Fahrer Fernando Alonso, der zu diesem Zeitpunkt die WM anführt, ist in diesem Rennen nur ein Zuschauer.
Am Ende eines "Mini Prix" stehen Schumacher, Barrichello und Monteiro auf dem Treppchen. Also 50 Prozent derjenigen, die überhaupt gefahren sind. Es bleibt Schumachers einziger Saisonsieg.
Richtig freuen kann sich aber nur einer: Tiago Monteiro fährt zum ersten Mal in die Formel-1-Punkte und auch erstmals auf das Podium. Es bleibt der einzige Podestplatz seiner Formel-1-Karriere. Schlagzeilen macht aber ein ganz anderes Thema...
Die Formel 1 erhält ein äußerst negatives Medienecho und hat es sich für Jahre mit dem US-amerikanischen Publikum verscherzt. Es wird zwar noch bis 2007 in Indianapolis gefahren, doch dann zieht sich die Rennserie auch mangels Interesse der Amerikaner aus dem Land zurück. Erst 2012 kommt es zur Neuauflage eines USA-Grand-Prix. Allerdings in Austin...
Top Comments