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Analyse

Warum der Red-Bull-Honda-Vertrag nicht unterschrieben ist

Helmut Marko exklusiv: Was er anders gemacht hat als Monisha Kaltenborn und welcher Motor Stand heute besser ist, Renault oder Honda

Dr Helmut Marko, Red Bull Motorsport Consultant

Dr Helmut Marko, Red Bull Motorsport Consultant

Manuel Goria / Motorsport Images

Im April 2017 gab das Sauber-Team bekannt, dass es 2018 mit Honda-Motoren fahren würde. Drei Monate (und eine Teamchefin später) wurde bekannt gegeben, dass man doch lieber bei Ferrari bleiben möchte. Was erst im Nachhinein bekannt wurde: Sauber und Honda hatten keinen bindenden Vertrag unterschrieben, sondern ein sogenanntes MoU, also ein Memorandum of Understanding. Dabei handelt es sich im juristischen Sinn "nur" um eine Absichtserklärung.

Als bekannt wurde, dass auch Red Bull und Honda bislang keinen ausformulierten Vertrag, sondern nur ein MoU unterschrieben haben, schrillten bei Branchenkennern prompt die Alarmglocken. Doch im Interview mit 'Motorsport-Total.com' versichert Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko, dass es diesmal keine Hintertürchen für eine Kündigung gibt.

"Es ist eine ganz normale Prozedur, dass die Eckdaten der Vereinbarung in einem MoU fixiert werden. Da steht auch drin, bis wann der endgültige Vertrag ausgearbeitet wird", erklärt der Österreicher und stellt klar: "Unsere Vereinbarung ist rechtsverbindlich. Da gibt es keinerlei Rücktritts- oder Auflösungsgründe. Für keine der beiden Seiten. Auch nicht, wenn ich in Rente gehe, zum Beispiel."

Denn zwischen Sauber und Honda waren die handelnden Personen der Hauptgrund für die Kündigung des MoU. Monisha Kaltenborn hatte den Honda-Deal auf Sauber-Seite vorangetrieben - aber ihr Nachfolger Frederic Vasseur trug die Entscheidung nicht mit und nutzte ein Schlupfloch, um aus dem MoU aussteigen zu können. "Unsere Vereinbarung", sagt Marko, "ist aber völlig unabhängig von Personen."

"Bei großen Konzernen wie Honda und Red Bull ist es immer ein Hin und Her der Formulierungen zwischen den Firmenanwälten. Da geht es um den Gerichtsstand, da geht es um IP-Rechte, um Haftungen und dergleichen. Das ist übrigens genau gleich wie bei Toro Rosso, wo wir auch zuerst ein MoU hatten", erklärt er. "Aber auch da wurde die Kooperation gestartet, sobald das MoU unterzeichnet war. Das ist jetzt bei Red Bull Racing genau gleich."

Die Entscheidung, Renault nach zwölf gemeinsamen Jahren zu verlassen und zu Honda zu wechseln, fiel nach dem Grand Prix von Kanada: "Das war der Schlüsselmoment. Sowohl für Honda als auch für uns", sagt Marko. "Die wollten auch intern sehen, ob das, was versprochen wird und an Planungen existiert hat, in der Realität auch geliefert wird. Das war ganz klar: Die drei Zehntel, die sich Honda erhofft hatte, waren in Kanada existent."

Hintergrund: Auf der Hochgeschwindigkeitsstrecke in Montreal führten sowohl Renault (bei Red Bull) als auch Honda (bei Toro Rosso) ihre Spec-2-Motoren für die Saison 2018 ein. Auf die Frage, welcher der beiden Antriebsstränge Stand jetzt konkurrenzfähiger sei, räumt Marko ein: "Mit dem letzten Upgrade, das wir von Renault nicht bekommen haben, aber in Österreich bekommen werden, ist Renault wieder etwas vorne."

Doch was Red Bull zu Honda gelockt hat, ist a) die Perspektive, als exklusiver Partner Priorität zu genießen, wenn es um die Weiterentwicklung geht (wohingegen für Renault naturgemäß das eigene Werksteam wichtiger ist), und b), dass man Honda zutraut, den Weg fortzusetzen und 2019/20 in Sachen Performance an Renault vorbeizuziehen. Dass es Honda an nichts fehlt, davon konnten sich die Red-Bull-Granden im Winter bei einem Besuch im japanischen Sakura überzeugen.

Das war für Marko überzeugender als die finanziellen Argumente. Zwar ist es für Red Bull auch ein Gewinn, nicht mehr für Renault-Motoren bezahlen zu müssen, sondern Honda-Motoren gratis zu bekommen, mutmaßlich sogar mit einem finanziellen Zuschuss. Doch von den schwindelerregenden Summen, die McLaren von Honda erhalten hat, ist Red Bull laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' meilenweit entfernt.

Marko bestätigt das, wenn er sagt, dass die finanzielle Komponente "nicht das Entscheidende" gewesen sei. Und er stellt klar: "Unser Vertrag ist nicht vergleichbar mit dem von McLaren." Auch wenn es im Marketing interessante Anknüpfungspunkte gibt. Dass Red Bull und Honda jetzt sowohl in der Formel 1 als auch in der MotoGP zusammenarbeiten, eröffnet spannende Möglichkeiten.

"Man kennt sich natürlich", sagt Marko über Hondas MotoGP-Programm. "Wobei wir in der MotoGP nur einer der Sponsoren sind. Das ist nicht vergleichbar. Aber generell vertragen sich die beiden Marken gut." Man denke nur an den Formel-1-Test der MotoGP-Stars Marc Marquez und Dani Pedrosa kürzlich in Spielberg. Aber das sei nicht mehr als ein angenehmes Begleitrauschen: "Ausschlaggebend war für uns die Gewinnfähigkeit."

Dabei ist Marko im Gegensatz zum ehemaligen McLaren-Boss Ron Dennis nicht unbedingt der Meinung, dass in der modernen Formel 1 nur noch Werksteams gewinnen können: "Wir sind viermal Weltmeister geworden, ohne ein Werksteam zu sein", sagt er. "Aber das war damals noch nicht in einer so komplexen Power-Unit-Formel. Die Perspektive ist, dass wir bei Honda Priorität haben. Was bei Renault nicht unbedingt der Fall ist, denn die haben ihr eigenes Werksteam."

"Wir glauben am das Potenzial für Weiterentwicklung bei Honda, und wir glauben, dass die Chance, mit ihnen absolut an die Spitze zu kommen, größer ist. Und daneben haben wir einen wirtschaftlich und sportlich sehr entscheidenden Grund, nämlich die Synergien zwischen Toro Rosso und Red Bull Racing. Wir können viele Sachen innerhalb des Reglements einfach bei Red Bull Technology entwickeln. Das wird dann von Toro Rosso übernommen."

Was zwischen Honda und McLaren schiefgegangen ist, "kann und möchte ich nicht kommentieren", sagt Marko. "Aber ich kann sagen, dass wir versuchen, Honda nicht irgendwelche Dinge streng vorzuschreiben, sondern in der Entwicklung einen gleichberechtigten Ansatz zu wählen. Wenn sie X und Y so oder so bauen wollen und das plausibel argumentieren, versuchen wir, eine technische Lösung dafür zu finden. Und nicht ihnen umgekehrt etwas aufzuzwingen, wie das vielleicht in der Vergangenheit passiert ist."

Honda ist in der Formel 1 ein schlafender Riese - und Red Bull möchte den Riesen wecken. Dabei geht es nicht nur um technische Zusammenarbeit, sondern auch um die menschliche Komponente. Die öffentlichen Demütigungen durch McLaren haben das Verhältnis seinerzeit nachhaltig beschädigt. Noch heute, so hört man, haben Honda-Verantwortliche Albträume, wenn sie an Fernando Alonsos legendären "GP2-Engine"-Funkspruch denken.

Red Bull möchte solche Fehler nicht machen: "Man muss wissen, wenn man mit einem japanischen Unternehmen arbeitet, dass gewisse kulturelle Verhaltensweisen enorm wichtig sind. Da hilft es, wenn man offen auf die andere Seite zugeht", betont Marko und lacht: "Mein großer Vorteil ist: Der Älteste einer Gesellschaft genießt in Japan immer besonders hohes Ansehen. Und ich bin meistens der Älteste am Tisch ..."

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