Warum Ross Brawn Mercedes wirklich verlassen hat
In seinem neuen Buch "Total Competition" schildert der frühere Mercedes-Teamchef Ross Brawn, weshalb er seine Rolle im Formel-1-Werksteam der Silberpfeile aufgegeben hat.
Foto: : XPB Images
"Bei Mercedes wurden mir Personen vor die Nase gesetzt, denen ich nicht vertrauen konnte", schreibt Brawn und verweist auf die damals neu installierte Führungsriege um Niki Lauda und Toto Wolff. "Ich hatte eigentlich nie eine Ahnung, was sie vorhatten."
Brawn nennt ein Beispiel: "Niki sagte mir etwas, später erfuhr ich aber, dass er an anderer Stelle etwas ganz anderes gesagt hatte."
Zudem habe sich Wolff in einem Gespräch, das der frühere Formel-1-Teamchef Colin Kolles dokumentierte, kritisch über Brawn geäußert. "Und so war ich umgeben von Leuten, von denen ich nicht das Gefühl hatte, ich könnte ihnen uneingeschränkt vertrauen", meint Brawn.
2013 habe er schließlich herausgefunden, dass Paddy Lowe unter Vertrag genommen worden war. "Als ich Toto und Niki darauf ansprach, wiesen sie sich gegenseitig die Schuld zu. Ich traf sie beide, um die Sache klarzustellen. Doch jeder wies einfach nur auf den anderen."
Brawn weiter: "Ich konnte diesen Leuten nicht vertrauen. Daher sah ich keine Perspektive. Es sei denn, ich hätte mich auf einen Krieg eingelassen, um sie aus dem Team zu entfernen."
Bei Mercedes sei er erstmals überhaupt in einer Karriere an einen solchen Punkt gelangt, schreibt Brawn. "So etwas hatte ich bis dahin noch nicht erlebt. Vielleicht war ich auch nicht leidenschaftlich genug bei der Sache, um mir all das Leid anzutun."
Er könne auch bis heute nicht nachvollziehen, weshalb Lauda und Wolff zusätzlich zu ihren Rollen im Management des Teams noch Anteilseigner im Mercedes-Rennstall geworden seien.
"Dass sie Teilhaber wurden, hat die Sache verkompliziert", sagt Brawn. "Das war eine interessante Entscheidung von Mercedes, die ich eigentlich nie verstanden habe."
"Total Competition" erscheint im November 2016 im Verlag Simon & Schuster.
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