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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Warum sich Daniel Ricciardo und die Red-Bull-Boxencrew als echte Helden fühlen dürfen und wie sehr der Schanghai-Sieg am seidenen Faden hing

Race winner Daniel Ricciardo, Red Bull Racing

Foto: : Andrew Hone / Motorsport Images

Liebe Leser,

es gibt sie noch, die Motorsport-Märchen, die uns Beobachter einfach in ihren Bann schlagen. Ein solches Märchen hat uns der Grand Prix von China in Schanghai beschwert. Denn Hand auf's Herz: Mit einem solchen Rennausgang hatten wohl die wenigsten gerechnet. Wahrscheinlich nicht einmal Daniel Ricciardo selbst, denn dafür ist in den letzten Tagen einfach zu viel um ihn herum passiert.

Wir erinnern uns, wie niedergeschlagen er vor Wochenfrist zurück ins Fahrerlager stapfte, nachdem sein Red Bull RB14 bereits nach nur wenigen Metern im Bahrain-Rennen mit technischem Defekt ausgerollt war. Nur wenige Tage später verabschiedete sich der Turbolader im Heck seines Fahrzeugs im dritten Training in Schanghai auf spektakuläre Art und Weise. Und die Techniksorgen bei Red Bull wurden größer und größer.

Daniel Ricciardo, Red Bull Racing RB14 with engine smoke and flames in FP3

Dramatisch waren dann aber vor allem die Minuten vor dem Qualifying, das nur zwei Stunden später folgte: Würde es der Red-Bull-Boxencrew gelingen, den RB14 rechtzeitig zu reparieren? Oder würde Ricciardo ohne Qualifying-Zeit von ganz hinten an den Start gehen müssen? Es war eine klassische Zitterpartie. Und am Ende kam es auf wenige Sekunden an: Ricciardo fuhr in Q1 gerade noch rechtzeitig auf die Strecke, um in Q1 eine fliegende Runde zu schaffen. Das reichte für das Weiterkommen in die nächste Einheit und unterm Strich erzielte er Startplatz sechs.

Das alleine war angesichts der Umstände und der besonderen Drucksituation schon eine kleine Heldentat. Was im Rennen passiert ist, setzte dem Ganzen aber noch die Krone auf. Ja, da war natürlich auch Zufall im Spiel, aber Ricciardo bekam in Schanghai nicht alles geschenkt: Bei beiden Boxenstopps, die Red Bull für Max Verstappen und ihn im "Doppelpack" absolvierten, musste er sich hinter seinem Teamkollegen anstellen und war damit leicht im Nachteil. Doch dieses Handicap machte Ricciardo mit seiner überlegten Fahrweise wett.

Während Verstappen wieder einmal durch spektakuläre, aber teilweise ungestüme Manöver auffiel, beim Angriff auf Hamilton von der Strecke und bei der Attacke auf Vettel in selbigen hineinrutschte, begeisterte Ricciardo ("where did he come from?!") mit ebenso mutigen, aber eben sehr erfolgreichen Überholversuchen – gegen Ferrari-Pilot Vettel und gegen Mercedes-Fahrer Bottas. Nicht umsonst wählten ihn die Fans der Formel 1 zum "Fahrer des Tages", dem Null-Fehler-Job am Rennsonntag sei Dank.

Race winner Daniel Ricciardo, Red Bull Racing

Ja, nach diesem Sieg (und der anschließenden Siegerparty!) dürfte Ricciardo sehr gut geschlafen haben. Schließlich fand damit eine lange anhaltende Pechsträhne ihr Ende: In den zurückliegenden sechs Rennen vor Schanghai war Ricciardo vier Mal mit technischem Defekt ausgefallen. Nun also sein sechster Formel-1-Sieg, ganz in der Tradition seiner bisherigen Erfolge: Noch nie hat Ricciardo ein Rennen von einem Top-3-Startplatz aus gewonnen.

Er wird sich am frühen Morgen wahrscheinlich nicht nur den Schlaf aus den Augen reiben, sondern sich auch verwundert fragen, wie viel Zufall da eigentlich im Spiel war, dass alles so kam, wie es gekommen ist: der Turboschaden im Training und die anschließende Reparatur; das Q1-Qualifying als Last-Minute-Operation mit nur einer schnellen Runde; die für Red Bull perfekt eintreffende Safety-Car-Phase mit einer Box-Vorwarnzeit von wenigen Sekunden; die Fahrfehler von Verstappen beim Angriff auf die Konkurrenz; das Timing seiner eigenen Überholmanöver.

All das soll die Leistung von Ricciardo und Red Bull nicht schmälern, sondern lediglich aufzeigen: Unterm Strich hat hier vieles einfach ganz perfekt zusammengepasst, auch wenn die Zeichen anfangs sicherlich nicht auf Sieg standen. Und Ricciardo war in Topform, um es auf der Strecke auch umsetzen zu können. Heraus kam ein klassisches Happy-End.

Daniel Ricciardo, Red Bull Racing, celebrates victory on the podium

Einen Schönheitsfehler hat der Red-Bull-Jubel allerdings: Spätestens seit Bahrain steht fest, dass Ricciardo mit den ihm zur Verfügung stehenden Antriebskomponenten nicht alle 21 Saisonrennen bestreiten kann. Bedeutet: Er braucht zusätzliche Einheiten und kassiert dafür Startplatzstrafen, was ihn auf dem Papier aus dem Kreis der Titelanwärter herausfallen lässt. Sehr schade, denn mit einer solchen Fahrweise wäre Ricciardo auf jeden Fall ein Gewinn für den Kampf um die WM-Krone. Da werden er und vor allem Red Bull wohl noch die eine oder andere unruhige Nacht verbringen. Denn Ricciardos Vertrag läuft am Jahresende aus …

Wer sonst noch gut geschlafen hat:

Renault-Sportchef Cyril Abiteboul hat Grund zur Freude: Ein Antrieb aus seiner Werkstatt hat in der Formel 1 2018 ein Rennen gewonnen – noch vor Mercedes. Auch das war so nicht unbedingt zu erwarten gewesen, spricht aber für die Fortschritte der französischen Marke. Zumal Renault in der Vergangenheit oft verbal für die Motorenleistung abgekanzelt wurde. Und auch das Renault-Werksteam verkaufte sich gut, fuhr mit beiden Autos in die Punkte und verlässt China auf Rang fünf der Konstrukteurswertung.

Zufrieden reist auch Fernando Alonso aus Schanghai ab. Ja, im Qualifying ist McLaren derzeit nicht Top-10-fähig, aber im Rennen ist der zweimalige Weltmeister in diesem Jahr immer zur Stelle und fuhr nun schon zum dritten Mal in Folge in die Punkte. Mit Blick auf die Honda-Bilanz der Jahre 2015 bis 2017 ist das durchaus als Erfolg zu werten. Und Alonso selbst hat angekündigt, dass McLaren in Barcelona eine "B-Version" des Autos einführen könnte. Umso mehr ein Grund, positiv gestimmt zu sein, auch dank WM-Rang sechs.

 

Auch die Formel-1-Eigentümer von Liberty Media dürften zufrieden sein. Denn wie in Bahrain, so in China: Die spannende Schlussphase im Rennen war erste Sahne, dazu Verstappen als Rambo, Vettel als tragische Figur und Strahlemann Ricciardo als Sieger. Zumindest in der zweiten Rennhälfte war alles drin!

PS: Diese Kolumne ist das Schwesterformat zur traditionellen Montags-Kolumne von Christian Nimmervoll auf unseren Schwesterportalen Motorsport-Total.com und Formel1.de. "Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat" (nämlich Max Verstappen), können Sie hier nachlesen!

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