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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat

Volles Haus in Silverstone, Drama von Anfang an und Spannung bis zum Schluss: Warum die Fans die großen Sieger des zehnten Formel-1-Saisonrennens sind

Lewis Hamilton, Mercedes-AMG F1 W09

Lewis Hamilton, Mercedes-AMG F1 W09

JEP / Motorsport Images

Liebe Leser,

na, wie hat Euch der Grand Prix in Silverstone gefallen? Mich hat das Rennwochenende restlos begeistert. Denn da war alles drin, was eine Formel-1-Veranstaltung bieten sollte – und das vor ausverkauftem Haus auf einer echten (wenn auch inzwischen mehrfach umgebauten) Traditionsstrecke! Prädikat: wertvoll – vom Event in Silverstone können andere Austragungsorte noch einiges lernen. Denn am "Home of British Motor Racing" hat auch in diesem Jahr wieder alles gestimmt.

Zur Schwesterkolumne: Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Da wäre zum einen die hervorragende Stimmung vor Ort. Während andere Kurse über sinkendende Zuschauerzahlen klagen, erfreut sich Silverstone nach wie vor eines gewaltigen Zuspruchs. Insgesamt 340.000 Fans sollen es über die vier Formel-1-Tage gewesen sein. Restlos ausverkauft! Das macht den britischen Grand Prix zu einem der größten im Kalender. Aber das kommt auch nicht von ungefähr: So viel hochwertiges Rahmenprogramm von Public Viewing über historische Rennwagen bis hin zu Fahrerauftritten auf der Showbühne sieht man selten. Und das Publikum liebt Silverstone für diesen riesigen Aufwand und lebt den Grand Prix. Das war wieder einmal spürbar.

Was auf der Strecke passiert, haben die Veranstalter in Silverstone natürlich nicht in der Hand. Aber sehr viel dramatischer hätte es am Wochenende sicher nicht zugehen können: Erst der Tausendstel-Krimi zwischen Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton und Ferrari-Pilot Sebastian Vettel mit der viel umjubelten Heim-Pole von Hamilton im Qualifying. Dann die TV-Live-Übertragung samt Halbfinal-Einzug der englischen Fußball-Mannschaft. Und schließlich das Rennen mit dem Startcrash von Kimi Räikkönen und Hamilton, einer irren Aufholjagd des Lokalhelden und einem Vierkampf um den Sieg nach Taktikspielereien. Man könnte sagen: Das einzige, was aus britischer Sicht gefehlt hat, war ein Heimsieg von Hamilton, dem einzigen britischen Fahrer im Feld.

Doch gerade weil das Rennen lief, wie es lief, hat Hamilton seine Fans einmal mehr begeistert – mit einer Aufholjagd, die ihn binnen sieben Runden vom Ende des Feldes zurück in die Top 10 führte und am Ende in Schlagdistanz zur Spitze sah. Doch mit den älteren Medium-Reifen hatte er im Showdown keine Chance mehr gegen Vettel auf frischeren Soft-Pneus. Auch wenn ihm das ganz große Comeback verwehrt blieb: Hamilton hat seinen Fans das geboten, was diese so schätzen: einen gewaltigen Kampf, wie ihn einst auch Nigel Mansell auf britischen Asphalt gezaubert hatte.

Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 W09, celebrates after taking pole position

Lewis Hamilton, Mercedes AMG F1 W09, celebrates after taking pole position

Foto: Steven Tee / LAT Images

Und Hamilton hat in der Tat alles aus sich herausgeholt. Ist Euch aufgefallen, wie er nach Spitz-auf-Knopf-Qualifying neben seinem W09-Silberpfeil kauerte? Wie er die Handschuhe von den Händen zog und seine rechte Hand zittern sah? Ein Gänsehaut-Moment! Denn ja, da war Adrenalin im Spiel! Da war jemand mit Feuereifer bei der Sache! Und spätestens nach dem Dreher in Kurve 1 lief Hamilton mit dem Mut der Verzweiflung auch im Rennen zu wahrer Hochform auf.

Man kann Hamilton mögen oder nicht für seine oft theatralischen Äußerungen ("Schwierigstes Rennen überhaupt!", "Die besten Fans der Welt!" und dergleichen mehr), aber an diesem Wochenende hat er fahrerisch auf ganzer Linie überzeugt und dem britischen Publikum feinste Unterhaltung geboten. Dass er nach dem verpassten Heimsieg die Parc-Fermé-Interviews sausen ließ und anschließend meinte, er sei zu erschöpft gewesen, nehme ich ihm teilweise sogar ab. Natürlich war das auch ein bisschen Show. Aber nach seiner Achterbahnfahrt über 52 Runden war er sicher ordentlich platt. Dazu unterstelle ich ihm einfach noch etwas PR-Kalkül – und diese Rechnung ging auf, mit einer kleinen Spitze gegen Ferrari beim anschließenden Podiumsgespräch. Auch dieser kleine Stunt saß.

Sebastian Vettel, Ferrari celebrates on the podium

Sebastian Vettel, Ferrari celebrates on the podium

Foto: Steven Tee / LAT Images

Kurzum: Die britischen Fans kamen voll auf ihre Kosten. Aber ich glaube auch: Alle Zuschauer dürfen sich als Sieger fühlen. Denn die Formel 1 hat wieder einmal einen Grand Prix aus dem Hut gezaubert, der diese Bezeichnung wirklich verdient hat. Ja, die Zwischenfälle und das Safety-Car (2x) haben ihren Beitrag zum Rennverlauf geleistet und auch der verstellbare Heckflügel (DRS) hat beim Kampf um die Führung zwischen Vettel und Valtteri Bottas eine Rolle gespielt. Trotzdem war das Racing hervorragend, gerade an der Spitze – wo die Top 4 kurz vor Schluss innerhalb von nur zwei Sekunden lagen und niemand wusste, wie dieses Rennen ausgehen würde. Dazu das enge Qualifying und der Startcrash-Aufreger, fertig ist die perfekte Dramaturgie.

Was ich damit sagen will, ist: Die Formel 1 bietet zuweilen wenig spektakuläre Rennen und lässt echte "Typen" vermissen. Sie ist manchmal mehr Business und Politik als Sport. Aber umso erfrischender ist es doch, dass auch das genaue Gegenteil eintreten kann: packendes Racing, echte Emotionen – Menschen! Und die Sieger sind die Fans.

Besonders freue ich mich auch über und für die Kulisse dieses Rennens: Es war keiner der modernen Micky-Maus-Kurse, der uns diesen Grand Prix geboten hat, sondern eine Traditionsstrecke mit Charakter – und vollen Rängen. Formel 1 ohne Silverstone? Für mich unvorstellbar!

Wer sonst noch gut geschlafen hat:

Dieser Sieg dürfte Sebastian Vettel besonders geschmeckt haben. Schließlich hat er damit Mercedes einen Erfolg beim Heimrennen vermasselt und noch dazu sein ganz eigenes Handicap überwunden: Nackenschmerzen hatten den Ferrari-Piloten seit Samstag beeinträchtigt. Doch mit einer starken fahrerischen Leistung im Rennen entschied Vettel nicht nur den Start für sich, sondern setzte auch ein klasse Überholmanöver im Kampf um die Führung – unterstützt von DRS, aber trotzdem: Vettel war im britischen Grand Prix in Topform und baute seine WM-Spitzenposition weiter aus.

Kimi Raikkonen, Ferrari in the Press Conference

Kimi Raikkonen, Ferrari in the Press Conference

Foto: Manuel Goria / Sutton Images

Der oft gescholtene Kimi Räikkönen als Teamkollege von Vettel bei Ferrari hat auch in Silverstone überzeugt. Ja, im Qualifying hat es – wie in diesem Jahr so oft – wieder nicht ganz gepasst, doch am Ende steht das dritte Podium in Folge für den "Iceman". Eine wichtige Leistung, gerade im Hinblick auf den engen Kampf in der Konstrukteurswertung. Einziger Schönheitsfehler: der Startcrash mit Hamilton. Doch gleich nach dem Rennen zeigte Räikkönen Größe, als er die Schuld für die Szene voll auf sich nahm. Hätte so nicht jeder Kollege getan …

Auch Nico Hülkenberg zählt zu den Gewinnern in Großbritannien. Mit einer Einstopp-Strategie fuhr er von Startplatz elf in die Top 10 und erreichte mit Platz sechs das für ihn maximale Ergebnis – sein bestes seit dem China-Grand-Prix und acht wichtige Punkte für Renault, das dadurch den vierten Platz in der WM weiter festigt.

Vor den Augen von Teamchef Vijay Mallya (der aufgrund von rechtlichen Schwierigkeiten nur in Silverstone vor Ort ist) erzielte Force India zum zweiten Mal 2018 ein doppeltes Punkteergebnis. Mehr noch: zum zweiten Mal in Folge punkteten beide Fahrer – wichtig im Kampf um die Positionen im Mittelfeld, wo sich das Team inzwischen auf Rang sechs festgesetzt hat.

PS: Diese Kolumne ist das Schwesterformat zur traditionellen Montags-Kolumne von Christian Nimmervoll auf unseren Schwesterportalen Motorsport-Total.com und Formel1.de. "Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat" (nämlich der legendäre Frank Williams), können Sie hier nachlesen!

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