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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Lewis Hamilton

Warum Mercedes-Fahrer Lewis Hamilton der große Sieger ist, obwohl er das zweite Formel-1-Saisonrennen in Imola nicht gewonnen hat

Pole Sitter Lewis Hamilton, Mercedes in Parc Ferme

Foto: : Mark Sutton / Motorsport Images

Liebe Leser,

Sie kennen das bestimmt: Manchmal hat man Glück im Unglück, und irgendwie geht es doch gut aus, obwohl es zunächst ziemlich düster ausgesehen hat. Genau das ist Lewis Hamilton gestern beim Emilia-Romagna-Grand-Prix in Imola passiert.

Eigentlich war sein Rennen in Runde 31 gelaufen. Am Ende aber belegte Hamilton noch Platz zwei und reiste so als WM-Spitzenreiter ab.

Damit war nicht zu rechnen, als Hamilton kurz vor Rennhälfte an der äußeren Bande der Tosa-Kurve stand. Denn bei der Überrundung von Williams-Fahrer George Russell wenige Meter zuvor hatte er sich leicht abseits der Ideallinie vertan: Ein kleiner Rutscher auf teilweise nassem Asphalt zwang Hamilton zum Aufmachen der Lenkung, und damit rutschte sein Mercedes hinein ins Kiesbett.

 

Hamilton versuchte zunächst, mit einem kleinen Gasstoß direkt an der Bande vorbei und wieder zurück auf die Strecke zu fahren, doch dazu reichte der Platz nicht aus. Dann, nach zehn Sekunden Stillstand setzte er erstmals zurück, aber nur kurz. Wieder im Vorwärtsgang stellt er fest: Es reichte noch immer nicht, um an der Bande vorbeizufahren. Also nochmals Rückwärtsgang.

Dieses Mal setzte Hamilton großzügiger zurück, selbst die Tosa-Sportwarte halfen mit: Sie zeigten Hamilton mit den Fingern an, welche Lenkbewegungen er zu vollziehen hatte. Und tatsächlich: 53 Sekunden, nachdem er in der Auslaufzone gestrandet war, hatte Hamilton wieder Asphalt unter den Rädern und fuhr wieder in die richtige Richtung.

Erste Reaktion: "Tut mir so leid, Jungs!"

Der Unfall Bottas/Russell kommt Hamilton gerade recht

Weil auch noch McLaren-Fahrer Daniel Ricciardo an Hamilton vorbeiging, fand sich jener auf P7 im Klassement wieder, aber schon in dem Wissen, dass ein Reparaturstopp folgen würde. Das hatte ihm der Renningenieur noch ausgangs der Tosa-Kurve angekündigt.

Dann aber änderte sich die Situation schlagartig: Auslöser dafür war der Crash zwischen Williams-Fahrer George Russell und Mercedes-Fahrer Valtteri Bottas und dessen Folgen, was mein Kollege Christian Nimmervoll in seiner "Letzte-Nacht"-Kolumne ausführlich thematisiert hat.

Aufgrund der ausgerufenen Safety-Car-Phase absolvierte Hamilton seinen Notstopp unter Gelb und büßte so nur zwei weitere Positionen ein. Eine Runde später wurde das Rennen sogar mit Rot komplett angehalten, und das für eine lange Aufräumphase. Zeit genug für Hamilton, sich nach dem Ausrutscher wieder zu sammeln und neu zu sortieren.

Und noch etwas spielte Hamilton in die Karten: Zum Zeitpunkt der Unterbrechung galt er als überrundet, profitierte beim Re-Start ab Runde 33 aber davon, dass sich die Fahrer ab P7 zurückrunden durften. Nur deshalb hatte er überhaupt noch eine Podestchance.

Hamilton hat leichtes Spiel bei seiner Aufholjagd

Ergebnis: Hamilton, der durch seinen Ausrutscher und den Boxenstopp knapp 90 Sekunden auf Max Verstappen verloren hatte, fand sich plötzlich nur 2,606 Sekunden hinter der Spitze wieder, an achter Stelle liegend, weil sich vor ihm und unter Gelb noch Formel-1-Neuling Yuki Tsunoda weggedreht hatte.

Dann, bei noch fast genau der halben Renndistanz in Imola, hatte Hamilton leichtes Spiel mit den vor ihm fahrenden Autos, zumal er auf der langen Geraden jeweils auch den DRS-Vorteil genoss, was ihm höheren Topspeed ermöglichte.

Lewis Hamilton ist nach dem Tosa-Abflug zurück auf der Strecke

Lewis Hamilton ist nach dem Tosa-Abflug zurück auf der Strecke

Foto: Charles Coates / Motorsport Images

Und der reparierte Mercedes W12 lief gut: Zwischen den Runden 40 und 44 verlor Hamilton nur eine weitere halbe Sekunde auf Verstappen, fuhr zu diesem Zeitpunkt praktisch gleich schnell wie der Führende im Rennen und hielt sich bei seinen Überholmanövern nicht lange auf: Je fünf Runden brauchte er, um an Sainz im Ferrari und Norris im McLaren heran- und vorbeizufahren. Und dann, drei Runden vor Schluss, war Hamilton Zweiter.

Damit war der Status Quo von vor dem Zwischenfall wieder hergestellt, denn Hamilton hatte sich schon vor seinem Ausritt in der Tosa-Kurve auf P2 hinter Verstappen befunden.

Da war richtig viel Glück im Unglück dabei, aber nicht nur

Das bedeutet: Hamilton ist im Rennen einer seiner seltenen Fehler unterlaufen, aufgrund der Umstände aber musste er ihn nicht teuer bezahlen. Im Gegenteil: Eben diese Umstände halfen ihm so sehr, dass sein Nachteil praktisch aufgehoben war. Und der Rest bestand darin, mit Mercedes- und DRS-Vorteil wieder nach vorne zu fahren.

Das alles soll die fahrerische Leistung Hamiltons bei seinem "Comeback" in der zweiten Rennhälfte nicht schmälern, sondern vor allem aufzeigen: Es hätte auch ganz anders kommen können, in einem Jahr, in dem sich Verstappen und Red Bull bisher als ebenbürtige Gegner erweisen. Denn vielleicht zählt am Saisonende jeder Punkt. Und in diesem Fall hätte sich Hamilton einen Bärendienst erwiesen.

Unterm Strich steht nämlich, dass er Schadenbegrenzung im großen Stil betrieben hat: Wenn der WM-Rivale gewinnt, musst du selbst Zweiter werden, damit der Gegner nur minimal profitiert. Genau das hat Hamilton geschafft, zumal mit der schnellsten Rennrunde und dem dafür ausgelobten Zusatzpunkt. All das macht ihn zu einem Gewinner in Imola, auch wenn er dort nicht ganz oben stand.

Läuft für Hamilton, nicht so sehr für Bottas und Russell

Außerdem profitiert Hamilton selbst noch auf ganz andere Weise von den Ereignissen in Imola: Sein Mercedes-Teamkollege Bottas kam weder im Qualifying noch im Rennen zurecht, blieb deutlich hinter den Erwartungen zurück und hat in der WM schon jetzt 28 Punkte Rückstand auf Hamilton. Die teaminterne Hierarchie ist also völlig klar.

Gleichzeitig ist Russell mit seiner Attacke auf Bottas, die zum Crash führte, bei Toto Wolff in Ungnade gefallen. Die Kritik des Mercedes-Sportchefs an Russell hätte klarer nicht ausfallen können.

Und so dürfte Hamilton nach Imola eine sehr ruhige Nacht verbracht haben: Sein Patzer im Rennen blieb praktisch folgenlos. Er ist weiter vorne in der Fahrerwertung. Um Bottas braucht er sich auch 2021 keine Sorgen zu machen. Und sein potenzieller Mercedes-Nachfolger Russell hat einen großen Dämpfer erhalten. Könnte schlimmer sein.

Sie denken ähnlich? Oder ganz anders? Dann lassen Sie uns darüber reden: Folgen Sie mir gerne auf Facebook und/oder Twitter, wo ich diese Kolumne – und weitere aktuelle und historische Themen aus der Formel 1 und dem Motorsport allgemein – gerne mit ihnen diskutiere. Schreiben Sie mir!

Und nicht vergessen: Um 17 Uhr analysieren Christian Nimmervoll und ich auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de den Imola-Grand-Prix noch einmal ausführlich. Wir sprechen natürlich über unsere "Letzte-Nacht"-Kolumnen, aber auch über alles weitere, was dieses Formel-1-Rennen ausgemacht hat. Also: gerne einschalten und dabei sein!

Ihr
Stefan Ehlen

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