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Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat: Sebastian Vettel

Er hat nicht gewonnen, aber er ist der große Sieger in Abu Dhabi: Sebastian Vettel verlässt die Formel 1 und kriegt einen außergewöhnlichen Abschied

Sebastian Vettel, Aston Martin, on the grid at the end of his final race in F1

Sebastian Vettel, Aston Martin, on the grid at the end of his final race in F1

Andy Hone / Motorsport Images

Hand aufs Herz, liebe Leser,

irgendwann am vergangenen Wochenende hat es jeden von uns mal gepackt. Ob bei der Zieldurchfahrt von Sebastian Vettel in seinem letzten Formel-1-Rennen oder bei den vielen emotionalen Szenen davor, vielleicht auch bei den diversen Erinnerungs-Postings in den sozialen Netzwerken: Der Abschied von Vettel aus der Formel 1, er berührt – mich zumindest, und nicht zu knapp.

Das liegt vielleicht auch daran, dass wir ähnlich alt sind und zu einer ähnlichen Zeit angefangen haben: 2007. Vettel in der Formel 1 bei BMW-Sauber und später bei Toro Rosso, ich als Redakteur bei 'Motorsport-Total.com'. (Dort lest Ihr auch die Schwesterkolumne von Christian Nimmervoll!)

Wir sind uns in den folgenden Jahren zwar nicht allzu häufig persönlich begegnet, aber als Berichterstatter habe ich die vielen Vettel-Momente natürlich hautnah begleitet.

Vettels Höhen und Tiefen in der Formel 1

Den Sensationssieg im Regen von Monza. Den überraschenden ersten WM-Titelgewinn in Abu Dhabi. Den ersten Sieg für Ferrari in Malaysia. Oder seine Podestfahrt für Aston Martin in Baku.

Baku ist überhaupt ein gutes Stichwort: Wie er dort Lewis Hamilton angerempelt hat. Wie er in Montreal die Positionsschilder vertauschte. Wie er "Multi-21" eiskalt ignorierte. Oder wie er in Hockenheim im Kiesbett strandete.

Ja, Sebastian Vettel hat die Höhen und Tiefen der Formel 1 erlebt – Ersteres vor allem zu Beginn seiner erfolgreichen Karriere, Letzteres vor allem gegen Ende. Und jetzt ist Schluss. Vettel geht. Und er hinterlässt eine große Lücke.

Eine Karriere, die ihresgleichen sucht

Da wäre zum einen sein sportliches Vermächtnis: vier WM-Titel und 53 Siege. Es gibt mit Michael Schumacher, Lewis Hamilton und Juan Manuel Fangio nur drei Fahrer, die häufiger Weltmeister geworden sind als er und sogar nur zwei, Hamilton und Schumacher, die mehr Grands Prix gewonnen haben. Schon allein das nötigt Respekt ab.

 

Mehr noch: Vettel hat in seiner Karriere für Toro Rosso, Red Bull und Ferrari Formel-1-Rennen als Sieger beendet, war für Toro Rosso und Red Bull sogar jeweils der erste Sieger. Und er stand für die genannten Teams sowie für Aston Martin auf dem Treppchen, hat Punkte geholt für jeden Rennstall, mit dem er angetreten ist, auch mit BMW-Sauber gleich bei seinem Debüt.

Vettel hat eine eigene Meinung 

Gepunktet hat Vettel außerdem auf anderer Ebene. Als einer der Direktoren in der Formel-1-Fahrergwerkschaft GPDA zum Beispiel. Er hat sich nicht gescheut, selbst unangenehme Themen anzusprechen und deutliche Worte zu finden, wo andere geschwiegen haben. Und Vettel stand zu seiner Haltung, auch wenn sie nicht immer Anklang fand.

So beispielsweise bei seinem Werben für mehr Miteinander und besseren Umweltschutz, was ihn – darauf deuten etliche Kommentare in den sozialen Netzwerken hin – viele Sympathien in der Öffentlichkeit gekostet hat. Vettel war es egal, er blieb seinem Standpunkt treu, stellte sich etwa dem Vorwurf der Heuchelei und suchte hierbei sogar die Initiative.

Was ihm, dem langjährigen Social-Media-Verweigerer, einerseits viel Spott und Häme einbrachte, ließ ihn an anderer Stelle Profil gewinnen. Ganz konkret: im Formel-1-Fahrerlager. Wo sehr viele Beteiligte vor allem eines sind, nämlich höchst diplomatisch, um bloß nirgendwo anzuecken. Von Vettel gab es dagegen Klartext und Kante, und das hat man ihm hoch angerechnet.

Was die Formel 1 von Vettel hält

Es ist sicher kein Zufall, dass sein Formel-1-Abschied so zelebriert wurde, wie er zelebriert wurde: mit richtig viel Brimborium. Vor dem Rennen bei einem gemeinsamen Abendessen aller Formel-1-Fahrer und mit einem Spalier der Kollegen kurz vor dem Start. Nach dem Rennen mit einer Video-Hommage noch vor der Siegerehrung und einem Interview auf der Zielgeraden.

Spalier der Formel-1-Kollegen für Sebastian Vettel

Spalier der Formel-1-Kollegen für Sebastian Vettel

Foto: Zak Mauger / Motorsport Images

Ja, die Formel 1 weiß, was sie an Sebastian Vettel hatte, und sie hat einen ihrer erfolgreichsten Fahrer überhaupt gebührend verabschiedet. Kollektiv. Und verpackt in wunderbare Anekdoten.

Max Verstappen etwa erzählte, wie Vettel nach dem Silverstone-Crash 2021 auf ihn gewartet hatte, um ihn nach dem Krankenhaus-Aufenthalt abzupassen und sich zu erkundigen, wie es ihm gehe. Oder Charles Leclerc, der einst als Ferrari-Testfahrer im Simulator davon ausging, seine Tätigkeit bleibe unbemerkt, nur um dann einen Dankesbrief von Vettel zu erhalten.

Oder der Formel-1-Fan in Austin, der neben Vettels Teamhotel wohnte und sich spontan einige Minuten lang "völlig normal" mit Vettel unterhielt und berichtete, keine Eintrittskarte für das Rennen abgekriegt zu haben. Später fand dieser Fan eine Tasche an seiner Haustüre, darin eine signierte Mütze, eine handschriftliche Notiz sowie zwei personalisierte Tickets für den Grand Prix.

Die Uhr tickt weiter – aber nicht mehr nach dem Rennkalender

So tickt Sebastian Vettel. Und so wird er weiter ticken, aber ab sofort im Privaten – nachdem praktisch sein ganzes bisheriges Leben im Takt des Rennkalenders verlaufen ist, jedes Jahr aufs Neue. Aber jetzt soll die Familie für ihn auf der Poleposition stehen, Frau Hanna und die Kinder.

Und das ist vielleicht Vettels größter Sieg überhaupt: Dass er die Formel 1 verlässt, ohne sich jemals ernsthaft verletzt zu haben, und als ein Fahrer, der von allen geschätzt und künftig vermisst werden wird. Und dass er es bis zuletzt noch "drauf" hatte im Rennauto, wie einige der jüngsten Grands Prix beweisen.

Ja, ich glaube wirklich: Sebastian Vettel kann mit sich im Reinen sein. Und deshalb wird er in der Nacht zum Montag am allerbesten geschlafen haben.

Einverstanden? Widerspruch? Lasst uns reden!

Ihr denkt ähnlich? Oder ganz anders? Dann lasst uns darüber reden: Folgt mir gerne auf Facebook und/oder Twitter, wo ich diese Kolumne - und weitere andere Themen aus der Formel 1 und dem Motorsport allgemein - gerne mit euch diskutiere.

Und wer nach dem Rennen in Abu Dhabi nicht gut geschlafen hat? Das erfahrt ihr wie immer in der Schwesterkolumne von Chefredakteur Christian Nimmervoll auf Motorsport-Total.com. Hier klicken!

Euer
Stefan Ehlen

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