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Wer letzte Nacht am schlechtesten geschlafen hat

Seinen 50. Geburtstag hatte sich Mattia Binotto sicher anders vorgestellt, aber nach dem Grand Prix der USA in Austin steht er voll in der Schusslinie

Mattia Binotto, Team Principal Ferrari

Foto: : Mark Sutton / Motorsport Images

Liebe Leser,

Mattia Binotto war ziemlich sauer, als er nach dem Grand Prix der USA in Austin, Texas, die übliche Medienrunde in der Ferrari-Hospitality eröffnete. Max Verstappen hatte in der FIA-Pressekonferenz gerade schwere Vorwürfe gegen die Scuderia erhoben, und so bat Binotto seine Pressedame darum, ihn doch bitte eine kurze Erklärung abgeben zu lassen, bevor das übliche Frage-und-Antwort-Spiel losgeht.

Oberflächlich betrachtet ist Ferrari tatsächlich in Erklärungsnot. Seit der Sommerpause fuhren die roten Renner eine Pole-Position nach der anderen ein - aber kaum dreht die FIA mittels technischer Richtlinie #35 ein mutmaßliches Schlupfloch im Bereich des Benzindurchflusses ab, ist es vorbei mit dem einstigen Topspeed-Wunder.

Für Red Bull steht fest, dass man mit der technischen Anfrage von Chefingenieur Paul Monaghan an die FIA, eingereicht am Dienstag vor Mexiko, einen Treffer gelandet hat. Die FIA hat klargestellt, dass zu keinem Zeitpunkt mehr als die erlaubten 100 Kilo Benzin pro Stunde eingespritzt werden dürfen - und dass es verboten ist, die Messungen des Durchflussmengensensors zu manipulieren.

Viele Puzzleteile passen zusammen. Zum Beispiel, dass die Ferraris neuerdings ihre Runden auf die Startaufstellung wieder im Normaltempo fahren. Zuletzt war aufmerksamen Beobachtern aufgefallen, dass Leclerc und Vettel oft regelrecht gebummelt sind. Um im System irgendwo Sprit zu bunkern für die heißen ersten Meter am Start, wie Ferrari-Kritiker vermuten.

Für Ferrari gilt die Unschuldsvermutung

Wie dem auch sei: Noch hat niemand Ferrari Betrug nachgewiesen. Das festzuhalten, ist wichtig! Weder Red Bull noch Mercedes haben bisher Protest gegen den Ferrari-Motor eingereicht. Bisher wurden nur Spagetti an die Wand geworfen, in der Hoffnung, dass eine der Nudeln kleben bleibt. Was Binotto persönlich kränkt.

Wenn ihm jemand so plump wie Verstappen Betrug unterstellt, versteht der Ferrari-Teamchef keinen Spaß. Zurecht. Es ist nicht die feine Art, Behauptungen aufzustellen, die sich nicht beweisen lassen. Auch wenn man Nachsicht walten lassen sollte: Verstappen ist ein 22-jähriger Heißsporn, und sein Chef Christian Horner drückt sich wesentlich gewählter aus (sagt aber im Grunde genommen das Gleiche).

Selbst wenn Ferrari nicht getrickst haben sollte (für uns gilt die Unschuldsvermutung), war Austin ein Alarmsignal. Alles deutete in den vergangenen Wochen darauf hin, dass der Rückstand auf Mercedes deutlich geschrumpft ist. Davon kann bei mehr als 50 Sekunden Rückstand auf den Sieger des Grand Prix der USA nun keine Rede mehr sein.

War Austin vielleicht ein negativer Ausreißer? Weil Ferrari einmal ausprobiert hat, mit steiler eingestellten Flügeln in den Kurven schneller zu werden, und dafür die Geraden opfern musste? Möglich. Aber: Das Experiment ist krachend gescheitert. Und mit Topspeed allein wird man nicht Weltmeister. Das ist im Hinblick auf 2020 eine besorgniserregende Erkenntnis.

Binotto hat genug Gründe, nach dem drittletzten Saisonrennen schlecht zu schlafen. Vettels schlechter Start ist einer davon. Eine gebrochene Radaufhängung, über deren Ursache man völlig im Dunkeln tappt, ein anderer. Und dass Leclerc nur noch rutschte, obwohl man in Austin angeblich gerade für die Kurven abgestimmt hat, stimmt mindestens nachdenklich.

 

Ferraris zweiter WM-Platz steht seit Austin fest

Dazu kommen die üblichen Pannen, wie man sie schon kennt: eine mittelmäßige Strategie, ein verpatzter Boxenstopp. Zum Glück ist Red Bull 2019 ein Ein-Mann-Team - hätten die Österreicher einen zweiten Verstappen im Team, wäre Ferraris zweiter Platz in der Konstrukteurs-WM noch lange nicht abgesichert.

Es ist eine ganze Weile her, dass Ferrari, im Selbstvertrauen gestärkt nach sensationellen Wintertests, als Topfavorit zum Saisonauftakt nach Melbourne abgehoben ist. Die Landung war brutal, und sie dämmerte Binotto und seiner Scuderia spätestens beim Europa-Auftakt in Barcelona.

#EssereFerrari hieß es vor Saisonbeginn. Ein Hashtag, der 2019 nur selten strapaziert wurde.

Immerhin einen "Titel" hat Ferrari in diesem Jahr bereits in der Tasche: Achtmal in 19 Rennen war ein Vertreter der Scuderia Hauptdarsteller dieser unserer Montags-Kolumne. Das kann bei nur noch zwei ausstehenden Grands Prix kein anderes Team übertreffen.

Eine zweifelhafte Ehre. Ich hätte Mattia Binotto zu seinem 50. Geburtstag gern eine freudigere Botschaft übermittelt. Ganz ehrlich! Weil ich ihn für einen ebenso kompetenten Ingenieur wie für einen angenehmen Zeitgenossen halte.

Aber die Schwesterkolumne "Wer letzte Nacht am besten geschlafen hat", die ist heute für den Weltmeister reserviert.

Und der heißt Lewis Hamilton!

 

Christian Nimmervoll

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