Mick Schumacher: Ist der Knoten jetzt endlich geplatzt?
Warum der erste Sieg für Mick Schumacher der schwierigste war und er jetzt regelmäßig gewinnen möchte - Siegesfeier in Ungarn mit der ganzen Familie
Der in die Jahre gekommene Pressekonferenz-Raum am Hungaroring platzte aus allen Nähten, und das lange vor dem Grand Prix von Ungarn. Normalerweise sitzen bestenfalls eine Handvoll Journalisten in den FIA-Talkrunden der Nachwuchspiloten. Diesmal war das anders. Denn Mick Schumacher hatte gerade sein erstes Formel-2-Rennen gewonnen.
"Großartig" fasse seine Gefühle am besten zusammen, jubelt der Prema-Pilot über seinen letztendlich souveränen Sieg. Durch die Reverse-Grid-Regel stand er auf Pole-Position, und die wusste er auch zu nutzen. Am Start kam er am besten weg, und in der ersten Kurve zeigte er dann, wo er seine Gene her hat.
Es erinnerte ein bisschen an Papa Michael, als sich Schumacher nach außen tragen ließ, wo dem dort attackierenden Japaner Nobuharu Matsushita der Platz ausging. Nicht unfair, aber doch sehr hart - und vor allem erfolgreich: Der 20-Jährige fängt in der höchsten Nachwuchsklasse unter der Formel 1 an zu gewinnen, und er tut es genau wie früher sein Vater.
Auch in der Formel 3 kam der Durchbruch nach der Sommerpause
Der Sieg ist eine Erleichterung nach einer bislang durchwachsenen Saison. Einmal Vierter, einmal Fünfter, zweimal Sechster - das waren die Highlights der Schumacher-Premierensaison. Bis Ungarn. "Ich bin einfach froh, dass ich das ganze Pech einmal hinter mir lassen und gute Punkte sammeln konnte", sagt er.
In der Formel 3 platzte der Knoten auch erst zur Saisonmitte 2018 Foto: FIAF3
Mit dem Premierensieg in Spa platzte der Knoten. Schumacher gewann von den zweiten 15 Rennen der Saison gleich sieben, und er fuhr vier weitere Mal aufs Podium. Ein ähnliches Husarenstück auch in der Formel 2 zu erwarten, wäre vermessen. Aber: "Das nächste Rennen ist Spa. Das ist eine gute Strecke für mich, auf der ich mich sehr wohlfühle."
Potenzial blitzte immer wieder auf
"Hoffentlich gibt mir das Ergebnis heute einen Schub für die Sommerpause und für das nächste Rennen. Auf die freue ich mich nämlich jetzt schon", sagt Schumacher. "Wir kommen langsam zum Saisonende. Da ist es gut, dass wir das jetzt geschafft haben. Es war nicht einfach, denn wir hatten großen Druck."
"Schon die ganze Saison", sagt er. "Es waren ein paar starke Leistungen dabei, aber wir haben für das, wie konkurrenzfähig wir manchmal waren, nicht genug Punkte geholt. Zum Beispiel am Red-Bull-Ring oder in Silverstone. Dort haben wir es nicht geschafft, das Potenzial zu nutzen. Daher freue ich mich darüber, jetzt einmal gewonnen zu haben. Aber ich freue mich genauso über die Punkte!"
15 Zähler gibt's für den Sieg auf dem Hungaroring in Mogyorod, wo sein Vater Michael vier Grands Prix gewonnen hat. Schumacher rückt damit in der Gesamtwertung auf den elften Platz unter 24 Teilnehmern vor. Und wenn er so weiterfährt, ist zumindest ein einstelliges Ergebnis in der Meisterschaft durchaus realistisch.
Nächstes Rennen im "Wohnzimmer" von Vater Michael
"Ich bin ohne konkretes Ziel in die Saison gegangen", behauptet der Prema-Fahrer. "Ich wollte aufgeschlossen sein und so viel wie möglich über das Auto und die Reifen lernen. Denn die Reifen sind der eine Punkt, der ganz anders ist als alles, was ich aus der Formel 3 kannte. Im Großen und Ganzen haben wir das ganz gut hinbekommen, finde ich."
2017 fuhr Mick Schumacher im Auto von Vater Michael in Spa Foto: LAT
Aber jetzt wird erstmal gefeiert, und zwar "mit meiner Familie". Mama Corinna, Schwester Gina-Maria, deren Freund und sogar die Oma sind am Hungaroring dabei. "Das war sehr schön", strahlt Schumacher und verrät: "Wir haben vor dem Rennen einen kleinen Vogel gefunden. Bringt anscheinend Glück. Hat es wohl! Ich bin sehr glücklich, dass sie hier sind und mich unterstützt haben."
Genau wie für die Formel 1 ist nun auch für die Formel 2 erstmal Sommerpause. Schumacher hat vier Wochen Zeit, seinen ersten Sieg zu genießen und zu verarbeiten. Weiter geht's dann Ende August in Spa-Francorchamps, im "Wohnzimmer" seines Vaters Michael. Und eine Woche später in Monza - für einen Ferrari-Junior ebenfalls eine besondere Station ...
Mit Bildmaterial von LAT.
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