Auf Zanardis Spuren: Van der Zande legt "The Pass" 2.0 in Laguna Seca hin
Renger van der Zande hat sein Idol erfolgreich imitiert: Beim IMSA-Rennen auf dem Laguna Seca Raceway sorgte er mit einer Neuauflage von "The Pass" für Furore.
Foto: : Michael L. Levitt / Motorsport Images
Es dürfte das Überholmanöver des Jahres gewesen sein: Renger van der Zande hat bei der IMSA SportsCar Championship auf dem Laguna Seca Raceway das legendäre Überholmanöver von Alex Zanardi erfolgreich dupliziert. Er fuhr mit seinem VisitFlorida-Ligier genau dasselbe Ausbremsmanöver auf der Innenbahn in der Corkscrew-Schikane wie der legendäre Italiener 21 Jahre zuvor in der IndyCar-Serie. Mit diesem Manöver kaufte van der Zande dem Action-Express-Fahrer Dane Cameron den Schneid ab und machten den 1. LMP2-Sieg über die DPi-Prototypen in der IMSA perfekt.
Die Bilder gleichen sich frappierend: Wie Zanardi greift auch van der Zande aus einer eigentlich völlig hoffnungslosen Position heraus an und wirft sich innen neben seinen Konkurrenten. Dem bleibt nichts anderes übrig, als sich mit der Außenbahn für den Linksknick abzufinden. Anders als Zanardi, dessen Manöver heute wahrscheinlich wegen Track-Limits für illegal erklärt werden würde, blieb Renger van der Zande auf der Strecke.
"Ein Rennen mit einem solchen Manöver auf dem Laguna Seca Raceway zu gewinnen, ist unglaublich", gesteht van der Zande im DoubleStint-Podcast. "Ich bin 2013 hier das erste Mal überhaupt in den USA gewesen. Jetzt ein Prototypen-Rennen mit einem derartigen Manöver zu gewinnen, ist sehr besonders für mich." Das Schwierigste sei für ihn gewesen, nach dem Rennen ein Replay zu beschaffen, um die Szene noch einmal bewundern zu können. "Letztlich ist es meinem Teamkollegen Marc Goossens gelungen. Ja, ich habe jedes Mal ein Lächeln im Gesicht, wenn ich das sehe", sagt der Niederländer.
Manöver aus der Beschleunigungsnot heraus
Wie es zu dem Manöver kam? "Ich fand heraus, dass wir auf dem Weg zur Corkscrew richtig stark waren. Aus den Kurven heraus waren die Cadillacs deutlich besser, weil sie viel Drehmoment haben. Die sind uns da immer mehrere Fahrzeuglängen weggezogen", erklärt er die Vorgeschichte. Der Cadillac DPi-V.R wird von einem gewaltigen 6,2-Liter-V8-Motor befeuert, dem Hochdrehzahl-Gibson-V8 im Ligier JS P217 in LMP2-Spec stehen "nur" deren 4,2 zur Verfügung.
"Der einzige Punkt auf der Strecke, wo ich also wirklich etwas machen konnte, war zwischen Kurve 6 und beim Bremspunkt Corkscrew", so der Rennsieger weiter. "Ich habe lange gewartet und Dane hatte dann einen kleinen Schnitzer in Kurve 6, als er gerade ein GTD-Auto in Kurve 6 überholt hatte." Trotzdem war er auf der Rahal-Gerade eigentlich zu weit weg. Niemand hätte einen Angriff am oberen Ende erwartet. Es waren aber nur noch 2 Minuten zu fahren und van der Zande rannte die Zeit davon.
Die Entscheidung, den Angriff zu platzieren, war dann eine Kurzschlussreaktion. "Es ist einfach in diesem Moment so, dass man nicht drüber nachdenkt. Man macht es einfach", erinnert er sich. "Man kann lange den Gegner studieren und schauen, wer wo stark ist, aber wenn es dann soweit ist, denkt man nicht nach. Man wirft sich einfach rein."
Nicht einmal Irma konnte sie stoppen
Van der Zande dankt gleichzeitig Dane Cameron, der im Action-Express-Cadillac bei dem Manöver mitspielte: "Dane hat mir genug Raum gelassen. Das ist gut so, denn sobald man sich zum Angriff entschieden hat, kann man nicht mehr zurückziehen. Wir haben uns leicht berührt, aber ich kam als Erster wieder raus. Das war unglaublich."
Natürlich blieben Vergleiche mit Alex Zanardi nicht aus. Für van der Zande eine riesige Ehre, schließlich ist der Italiener immer sein Idol gewesen. Er bleibt demütig: "Dieses Manöver mit offenen Rädern zu fahren ist glaube ich noch mutiger. Es ist natürlich eine große Ehre, mit jemandem wie ihm verglichen zu werden. Lustigerweise bin ich 2009 in einem Zanardi-Chassis Kart gefahren. Ich bin also schon dort in seinen Fußstapfen gewandelt. Er ist einfach eine Legende."
Für sein VisitFlorida-Team ist der Sieg im vorletzten Rennen der IMSA-Saison 2017 Balsam nach einer harzigen Saison: Die Mannschaft begann die Saison mit dem völlig unterlegenen Riley Mk.30 und erzielte damit immerhin Achtungserfolge wie den dritten Platz bei den 24 Stunden von Daytona.
Mitten in der Saison erfolgte dann der Wechsel auf den Ligier JS P217. Zuletzt wurde das Team von Hurrikan Irma überrascht. Das gesamte Hauptquartier stand unter Wasser. Es war lange Zeit gar nicht klar, ob man überhaupt in Laguna Seca antreten kann. Schlussendlich gelang der Kraftakt und das Team holte sich den verdienten Preis ab.
Das IMSA-Saisonfinale 2017 ist das Petit Le Mans am 7. Oktober.
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