Petit Le Mans: IMSA-Titel für Montoya/Cameron bei Cadillac-Doppel
Während die Titelkandidaten von Action Express zwar das Saisonfinale gewinnen, fahren Juan Pablo Montoya und Dane Cameron für Penske abgeklärt zum Titel
Mit dem Petit Le Mans, dem 10-Stunden-Rennen auf der Rennstrecke Road Atlanta, ist sie am Samstag zu Ende gegangen, die Saison 2019 der IMSA SportsCar Championship. Und Juan Pablo Montoya und Dane Cameron sind im 50. IMSA-Jahr die Champions in der Topklasse DPi (Daytona Prototype international).
Am Steuer ihres Penske-Acura ARX-05 mit der Startnummer 6 kamen Montoya/Cameron am Samstagabend um 22:10 Uhr (4:10 Uhr MESZ) zusammen mit Simon Pagenaud (dritter Fahrer für die Langstreckenrennen) auf dem vierten Platz ins Ziel. Das reichte, um für Montoya/Cameron den Titel mit fünf Punkten Vorsprung sicherzustellen Fotos: Petit Le Mans 2019.
Während es für Cameron bereits der zweite IMSA-Titel nach 2016 ist, ist es für Montoya der erste Titel seit genau 20 Jahren. 1999 hatte der Kolumbianer in der damaligen CART-Serie den IndyCar-Titel errungen. Einen zweiten IndyCar-Titel verpasste er 2015 um Haaresbreite. Den Grundstein zum IMSA-Titel 2019 legten Montoya/Cameron mit drei Saisonsiegen (Mid-Ohio, Detroit, Laguna Seca).
"Diese Sportwagenrennen machen mir inzwischen richtig Spaß. Hoffentlich können wir auf diesen Erfolg aufbauen", so die ersten Worte von Montoya. Angesprochen darauf, dass es sein erster Titel seit 20 Jahren ist, sagt der Kolumbianer: "Ich darf mich nicht beschweren, denn ich habe ja auch zweimal das Indy 500 gewonnen."
Der Acura ARX-05 hatte vor genau drei Jahren beim Petit Le Mans 2016 sein Renndebüt gegeben. Nun feiert man gemeinsam mit Penske den ersten Titelgewinn dieses Autos. In der langen und erfolgreichen Geschichte des Penske-Teams ist es freilich alles andere als der erste Titel, wie unsere Fotostrecke zeigt.
Den letzten Rennsieg der IMSA-Saison 2019 holten sich bei der 22. Auflage des Petit Le Mans aber nicht die neuen Champions Montoya/Cameron.
Finalsieg für Nasr/Derani mit Curran - Titel um fünf Punkte verpasst
Trotz Sieg beim Saisonfinale knapp am Titel vorbei: Felipe Nasr und Pipo Derani Foto: Alexander Trienitz
Ihre Action-Express-Teamkollegen Joao Barbosa, Mike Conway und Filipe Albuquerque lagen bis 20 Minuten vor Schluss auf Siegkurs. Dann aber sorgte eine explodierte Bremsscheibe dafür, dass die Führung und schließlich auch der Sieg an den roten anstatt an den grauen Cadillac gingen. Für die Besatzung des grauen Cadillac besonders bitter: Es war der letzte Einsatz dieses Autos. In der IMSA-Saison 2020 setzt Action Express nur noch ein Auto ein.
Action Express dominiert - Wende im Teamduell kurz vor Schluss
Auch in den anderen drei Klassen fiel die Entscheidung im Kampf um den Titel erst beim Saisonfinale. In zwei Klassen freilich war schon beim Start des Rennens alles klar. Polesetter Felipe Nasr im roten Cadillac DPi von Action Express führte das Feld mit 34 Autos um 12:10 Uhr (18:10 Uhr MESZ) ins 10-Stunden-Rennen.
Die ersten drei Stunden standen klar im Zeichen des roten Cadillac. Dann aber fiel dieser vorübergehend auf Rang acht zurück, weil Pipo Derani kurz nach der zweiten von insgesamt nur vier Gelbphasen unter Grün an die Box kam. Unter Gelb hatte er es als einziger verpasst hereinzukommen, weil der dachte, die Boxengasse wäre noch geschlossen.
Während fortan der zweite Action-Express-Cadillac das Tempo machte, gestaltete sich die Aufholjagd für die Teamkollegen zäh. Bei Halbzeit der Distanz unterlag man zunächst im direkten Duell auf der Strecke gegen die Tabellenführer. Cameron nämlich zog vor Kurve 10 mit einem aggressiven Manöver auf der Außenbahn an Curran vorbei.
Im nächsten Stint rodelte Derani durch den Druck von Kurve 4 und beschädigte sich dabei den Unterboden. Für den Sieg, den Nasr/Derani unbedingt brauchten, um den Titelkampf überhaupt offen halten zu können, schienen sie fortan nicht mehr in Frage zu kommen. Aber von Aufgeben konnte keine Rede sein.
Die Spitze übernahm kurz nach Halbzeit der #77 Mazda (Jarvis/Nunez/Bernhard), indem sich Timo Bernhard an Joao Barbosa im grauen #5 Action-Express-Cadillac vorbeischob. Das Manöver gelang in Kurve 10, als sich Barbosa beim Überrunden an einem Porsche aus der GTLM-Klasse anlehnte.
In der zweiten Rennhälfte aber stellte sich der graue Cadillac als das stärkere Auto heraus. Nach Einbruch der Dunkelheit ging Conway in Kurve 10 an Nunez vorbei und stellte damit die alte Reihenfolge wieder her. Anschließend machte Action Express im Doppelpack das Tempo. Denn bis eingangs der letzten Rennstunde lag der rote Cadillac mit der Startnummer 31 wieder bis an die zweite Stelle nach vorn gearbeitet.
Ein Dreher des Scuderia-Corsa-Ferrari aus der GTD-Klasse rief eine halbe Stunde vor Schluss die letzte Gelbphase auf den Plan. Nach dem Restart waren noch 25 Minuten zu fahren. Filipe Albuquerque führte im #5 Cadillac vor dem Schwesterauto mit Pipo Derani am Steuer. Doch 19 Minuten vor der Zielflagge rodelte der Spitzenreiter in Kurve 10 geradeaus durch den Dreck. Eine Bremsscheibe war explodiert.
"Nur" Doppelerfolg für Cadillac nach spätem Drama
So fuhr Derani für sich, Nasr und Curran zum Sieg, mit dem die Viertplatzierten Montoya/Cameron aber in der Gesamtwertung nicht mehr abgefangen wurden. Der zweite Platz im Rennen ging an den schwarzen Cadillac von Wayne Taylor Racing mit Jordan Taylor, Renger van der Zande und Mathieu Vaxiviere am Steuer. Diesen erreichte man trotz einer Kollision bei Rennhalbzeit, als van der Zande mit Misha Goikhberg im #85 JDC-Miller-Cadillac aneinandergeraten war und sich gedreht hatte.
Kein Happy-End: #5 Cadillac verpasst Sieg beim letzten Einsatz durch späten Defekt Foto: Alexander Trienitz
Der einzige Nissan DPi im Feld wurde von Bennett/Braun/Dumas unter dem Banner von Core Autosport auf dem achten Platz ins Ziel gebracht. Weil das Team in der Saison 2020 nicht mehr in der DPi-Klasse antritt, könnte es die Abschiedsvorstellung eines Nissan DPi gewesen sein.
Derweil nahm der Juncos-Cadillac erstmals seit dem heftigen Mosport-Crash von vor drei Monaten wieder an einem Rennen teil. Rene Binder, Will Owen und Spencer Pigot lagen anfangs gut im Rennen. Nach dreieinhalb Stunden aber gab es größere technische Probleme, die letzten Endes mehr als den zehnten Platz in der DPi-Klasse verhinderten.
GTLM: Porsche-Duo Bamber/Vanthoor fixiert Titel im Retro-Design
Die IMSA-Gesamtwertung 2019 in der GTLM-Klasse wurde von Earl Bamber und Laurens Vanthoor im Porsche 911 RSR mit der Startnummer 912 gewonnen. Sie beendeten das Rennen zusammen mit Mathieu Jaminet und haben damit ihre Teamkollegen Nick Tandy und Patrick, die im Schwesterauto zusammen mit Frederic Makowiecki auf P6 ins Ziel kamen, im Titelkampf in Schach gehalten.
Earl Bamber und Laurens Vanthoor fuhren im Retro-Look zum GTLM-Titel Foto: LAT
Den Rennsieg aber holte ein anderes rotes Auto: der erstmals seit dem Saisonauftakt in Daytona wieder mitgefahrene Risi-Ferrari. Die diesjährigen Le-Mans-Sieger James Calado, Alessandro Pier Guidi und Daniel Serra gewannen im 488 GTE mit der Startnummer 62, nachdem das Rennen über weite Strecken von Ford angeführt worden war.
Abschied vom Ford GT: P2 beim letzten Werkseinsatz
Für den Ford GT war es nach vier Jahren der letzte Werkseinsatz. Dabei verbuchten Ryan Briscoe, Richard Westbrook und Scott Dixon im hellblauen Auto mit der Startnummer 67 jede Menge Führungsrunden. Doch nach 7:45 der zehn Stunden zog Pier Guidi an Westbrook vorbei und legte damit den Grundstein für den Sieg des Risi-Ferrari.
So wurde es in der Abschiedssaison des Ford GT doch nichts mit einem Abschiedssieg. Für einen vierten Sieg in der letzten Saison reichte es nicht, aber immerhin gab es zum Abschied noch jede Menge Führungsrunden.
Der zweite Ford GT mit Hand/Müller/Bourdais am Steuer verbuchte ebenfalls Führungsrunden. Nach viereinhalb Stunden wurden sie aber entscheidend zurückgeworfen. Dirk Müller setzte das Auto an zweiter Stelle liegend in die Reifenstapel am Ende des Kiesbetts von Kurve 1. Dabei gingen zwei Runden verloren. So wurde es am Ende nur P8.
Zeitgleich zum Abschied vom Ford GT verabschiedete Corvette die C7.R nach sechs Jahren ins Museum. Jan Magnussen, Antonio Garcia und Mike Rockenfeller verpassten dabei mit P4 nur knapp das Podest. Dieses wurde hinter dem einzigen Ferrari und dem #67 Ford komplett gemacht vom besten BMW: Tom Blomqvist, Conor de Phillippi und IndyCar-Entdeckung Colton Herta wurde Dritte.
Hinter den beiden Porsche, die die GTLM-Gesamtwertung auf den ersten beiden Plätzen abgeschlossen haben, ging die siebte Position im Rennen an die zweite Corvette mit Gavin/Milner/Fässler. Der zweite BMW (Krohn/Edwards/Eng) ging zwar vom zweiten Startplatz ins Rennen, bog aber schon in der ersten Stunde mit Motorproblemen ins Fahrerlager ab. Grund war eine gebrochene Ölleitung. Bei der Reparatur gingen 20 Runden verloren.
GTD: Farnbacher/Hindman holen ersten Shank-Titel - Rekordsieg für Auberlen
GTD-Champions trotz Ausfall: Mario Farnbacher und Trent Hindman Foto: LAT
Kurz vor Halbzeit des Rennens begann der Motor im Shank-Acura zu überhitzen. Der Freude im Team tut dies aber kaum einen Abbruch. "Ich bin unheimlich stolz. In all meinen Jahren im Rennsport hatte ich bis zu diesem Tag noch nie irgendwo einen Titel gewonnen", so Teambesitzer Michael Shank.
Den letzten Saisonsieg in der wie so oft hart umkämpften GTD-Klasse holten derweil Bill Auberlen, Robby Foley und Dillon Machavern im Turner-BMW. Für Schlussfahrer Auberlen war es in doppelter Hinsicht ein ganz besonderes Rennen.
Denn nach zuvor stundenlanger Führung für dieses Auto ging der Riley-Mercedes (Keating/Bleekemolen/Fraga) als Spitzenreiter in die letzte Runde. Dann aber ging dem AMG GT3 der Sprit aus. Auberlen staubte ab und fuhr an seinem 51. Geburtstag seinen 60. IMSA-Sieg ein. Damit hat er in der ewigen Bestenliste mit dem bislang alleinigen Rekordhalter Scott Pruett gleichgezogen.
Den zweiten und dritten Platz in der GTD belegten am Ende der Land-Audi (Mies/Feller/Morad) und der Pfaff-Porsche (Hargrove/Robichon/Kern). Der unglücklichen Besatzung des Riley-Mercedes blieb am Ende nur P4 mit einer Runde Rückstand. Das Damenteam Katherine Legge, Ana Beatriz und Christian Nielsen kam im Acura NSX von Heinricher Racing auf dem siebten Platz der Klasse ins Ziel.
LMP2: McMurry fixiert Titel mit glanzlosem Rennen
LMP2-Titel für Matt McMurray von PR1 in schwach besetzter Klasse Foto: LAT
Im Rennen wurde es für McMurry und seine Kollegen Gabriel Aubry und Dalton Kellett völlig ungefährdet der Klassensieg, obwohl man gar nicht ins Ziel kam. Kurz nach Halbzeit war Feierabend. Das einzige Konkurrenz-Auto aber - der von Cassels/Masson/Evans gefahrene Oreca von Performance Tech - war zu diesem Zeitpunkt schon längst draußen. Dieses Auto strandete bereits in der zweiten Rennstunde mit Crash.
Cameron Cassels nämlich hatte den Performance-Tech-Oreca im Streckenabschnitt Esses auf den Randsteinen aus der Kontrolle verloren. Der nachfolgende Helio Castroneves konnte nicht ausweichen und beschädigte sich die Front des #7 Penske-Acura. Zudem kassierte er eine umstrittene Durchfahrtsstrafe. In den Augen der IMSA-Kommissare hatte der Penske-Pilot im am Ende drittplatzierten Auto die Kollision verursacht.
Damit ist die IMSA-Saison 2019 in den Büchern. Die Saison 2020 beginnt am 25./26. Januar mit den 24 Stunden von Daytona und umfasst insgesamt wieder zwölf Rennen IMSA-Kalender 2020.
Mit Bildmaterial von LAT.
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